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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Straßenbiegung versammelten sich die braven Bürger und gafften. Oar hatte noch nie einen Champion der Lady zu Gesicht bekommen. Heute war ein Glückstag für die Stadt. Die zwei Wahnsinnigsten statteten ihr einen Besuch ab. Wandlers Blick streifte mich. Einen Augenblick lang spürte ich seine kalte Verachtung. Ich war ein saurer Geruch in seiner Nase.
Er fand, wonach er suchte. Raven. Er setzte sich in Bewegung. Wir wichen aus wie kleine Männchen vor dem größten Pavian. Er starrte Raven einige Minuten lang an, dann krümmten sich seine gewaltigen Schultern zu einem Achselzucken. Er setzte die Zehen seines Stabes auf Ravens Brust.
Ich japste nach Luft. Ravens Farbe verbesserte sich schlagartig. Er schwitzte nicht mehr. Seine Züge entspannten sich, als der Schmerz verebbte. Seine Wunden bildeten zornigrotes
    Narbengewebe, das innerhalb von Minuten zu weißen alten Narben wurde. Wir standen im-
mer dichter darum herum und waren von dem Anblick wie gefesselt. Pokey kam die Straße herauf getrabt. »Hey, Elmo. Alles erledigt. Was läuft denn hier?« Er bemerkte Wandler und quiekte auf wie eine gefangene Maus. Elmo hatte sich wieder in der Gewalt. »Wo sind Whitey und Stiller?« »Die schaffen die Leiche weg.
»Leiche?« fragte Wandler. Elmo gab Erklärungen ab. Wandler grunzte beifällig. »Dieser Cornie wird der Eckstein unseres Vorgehens werden. Du.« Ein wurstgroßer Finger stach auf Einauge ein. »Wo sind diese Männer?«
Wie man es hätte vorhersehen können, spürte Einauge sie in einer Kneipe auf. »Du.« Wand- ler zeigte auf Pokey. »Sag ihnen, daß sie die Leiche hierher bringen sollen.« Pokey wurde aschfahl. Man konnte förmlich sehen, wie sich die Proteste in ihm anstauten. Aber er nickte, holte tief Luft und trabte von dannen. Mit den Unterworfenen diskutiert man nicht.
Ich fühlte Ravens Puls. Er war kräftig. Er sah völlig gesund aus. Ich fragte so bescheiden, wie ich es vermochte: »Könntet Ihr das auch für die anderen tun? Während wir hier warten?« Er warf mir einen Blick zu, bei dem mir das Blut erstarren wollte. Aber er tat es. »Was ist passiert? Was macht ihr denn hier?« Raven starrte mich stirnrunzelnd an. Dann fiel es ihm wieder ein. Er setzte sich auf. »Zouad…« Er schaute sich um. »Du warst zwei Tage lang außer Gefecht. Man hat dich wie eine Festtagsgans aufgeschnit- ten. Wir dachten schon, du schaffst es nicht.« Er tastete nach seinen Verletzungen. »Was ist hier los, Croaker? Eigentlich sollte ich tot sein.«
»Seelenfänger hat einen Freund vorbeigeschickt. Wandler. Er hat dich wieder repariert.« Er hatte alle repariert. Es war schwer, weiterhin vor einem Burschen Angst zu haben, der so et- was für deine Truppe tut.
Raven kam auf die Beine, schwankte, als ob ihm schwindlig sei. »Dieser verdammte Cornie. Er hat mich reingelegt.« Ein Messer erschien in seiner Hand. »Verdammt. Ich bin so schwach wie ein Kätzchen.«
Ich hatte mich schon gefragt, woher Cornie soviel von unseren Angreifern gewußt hatte. »Das da drüben ist nicht Cornie, Raven. Cornie ist tot. Das ist Wandler, er übt sich darin, Cornie zu sein.« Übung brauchte er nicht. Er war so sehr Cornie, daß er Cornies Mutter ge- täuscht hätte.
Raven setzte sich wieder neben mich. »Was ist hier los?« Ich brachte ihn auf den neuesten Stand. »Wandler will in den Rebellenstützpunkt und schützt Cornie als Zugangsberechtigung vor. Mittlerweile trauen sie ihm wohl.«
    »Dann bleibe ich ihm dicht auf den Fersen.«
»Das wird ihm vielleicht nicht gefallen.« »Ist mir egal, was ihm gefällt oder nicht. Diesmal kommt Zouad nicht mehr davon. Die Schuld ist zu groß geworden.« Sein Gesicht wurde weicher und trauriger. »Wie geht es Dar- ling? Hat sie schon das mit Flick erfahren?« »Ich glaube nicht. Niemand ist seither wieder in Deal gewesen. Elmo sagt sich, daß er hier eigentlich machen kann, was er will, solange er nicht dem Hauptmann gegenübertreten muß.« »Gut. Mit ihm muß ich mich dann nicht streiten.« »Wandler ist nicht der einzige Unterworfene in der Stadt«, gemahnte ich ihn. Wandler hatte gesagt, daß er den Hinker spüren könnte. Raven zuckte die Achseln. Der Hinker war ihm nicht wichtig.
Die Cornie-Kopie kam auf uns zu. Wir standen auf. Ich zitterte, aber ich bemerkte auch, daß Raven eine Spur bleicher geworden war. Gut. Er war also nicht immer nur ein kalter Klotz. »Du wirst mich begleiten«, sagte er zu Raven. Er sah mich an. »Und du. Und der Feldwe- bel.«
»Sie kennen Elmo«, widersprach ich.

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