Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
der finsteren Lords an diesem Ort? Nein…
»Nicht den Hinker. Der will uns an den Kragen.« »Bei Wandler krieg ich das Gruseln.«
»Nachtkriecher ist noch schlimmer.«
»Woher willst du das verdammt noch mal wissen? Hast ihn doch noch nie gesehen.« Einauge sagte: »Wir schaffen das schon, Hauptmann.« »Und Rakers Vettern wären sofort über euch wie Fliegen auf einem Pferdeapfel.« »Seelenfänger«, schlug der Leutnant vor. »Schließlich ist er unser Schutzpatron, mehr oder weniger jedenfalls.«
Der Vorschlag fand Anklang. Der Hauptmann sagte: »Nimm Verbindung auf, Einauge. Macht euch bereit zum Aufbruch, sobald er eintrifft.« Einauge nickte und grinste. Er war im siebten Himmel. Schon brodelten verschlungene, ge- meine Pläne in seinem verdrehten Verstand. Eigentlich hätte wirklich Schweiger die Sache übernehmen sollen. Der Hauptmann gab sie an Einauge weiter, weil er nicht damit klarkommt, daß Schweiger nicht sprechen will. Aus irgendeinem Grund jagt ihm das Angst ein. Schweiger protestierte nicht.
    Einige unserer hiesigen Bediensteten sind Spione. Dank Einauge und Goblin wissen wir, um
wen es sich handelt. Einer, der von den Haaren nichts wußte, durfte mit der Nachricht fliehen, daß wir in der Freistadt Rosen ein Spionagehauptquartier errichten würden. Wenn man über die kleineren Truppen verfügt, lernt man die Hinterlist.
    Jeder Herrscher schafft sich Feinde. Die Lady ist darin keine Ausnahme. Die Söhne der Weißen Rose sind überall… Wenn man die Seite nach Gefühl wählt, sind die Rebellen die richtigen. Sie kämpfen für all das, das Menschen in Ehren zu halten behaupten: Freiheit, Un- abhängigkeit, Wahrheit, das Recht… All jene subjektiven Illusionen, all die ewigen Schlag- worte. Wir sind die Untergebenen der Schurken des Stückes. Wir gestehen die Illusion und leugnen den Inhalt.
Selbsternannte Schurken gibt es nicht, es gibt nur Regimenter aus selbsternannten Heiligen. Die Geschichtsschreiber der Siegerseite bestimmen, wo Gut und Böse liegen. Etiketten lehnen wir ab. Wir kämpfen für Geld und einen unbestimmbaren Stolz. Die Politik, die Ethik, die Moral sind dabei bedeutungslos.
    Einauge hatte mit Seelenfänger Verbindung aufgenommen. Er war unterwegs. Goblin sagte, daß das alte Gespenst vor Freude krähte. Er witterte eine Gelegenheit, sein Ansehen zu stei- gern und das des Hinkers in den Staub zu werfen. Die Zehn zanken sich und fallen einander noch schlimmer in den Rücken als verzogene Gören. Der Winter lockerte seinen Griff für kurze Zeit. Die Männer und das eingeborene Personal machten sich an das Ausfegen von Meystrikts Höfen. Einer der Eingeborenen verschwand. Im Großen Saal saßen Einauge und Schweiger zufrieden grinsend über ihren Karten. Die Rebel- len würden genau das erfahren, was sie erfahren sollten. »Was ist eigentlich auf der Mauer los?« fragte ich. Elmo hatte eine Bühne und einen Heber aufgestellt und zerrte gerade einen Befestigungsstein locker. »Was habt ihr mit dem Klotz vor?«
»Eine kleine Bildhauerei, Croaker. Ich habe ein neues Hobby angefangen.« »In Ordnung, sag’s mir also nicht. Ist mir doch egal.« »Wenn du es so willst. Ich wollte gerade fragen, ob du mit uns auf die Jagd nach Raker ge- hen könntest. Damit du es auch korrekt in den Annalen verzeichnen kannst.« »Mit ein oder zwei Worten über das Genie des berühmten Einauge?« »Ehre, wem Ehre gebührt, Croaker.«
»Dann müßte Schweiger eigentlich ein ganzes Kapitel bekommen, oder?«
    Er prustete. Er knurrte. Er schimpfte. »Willst du mitspielen?« Sie waren nur zu dritt, außer
den beiden saß noch Raven am Tisch. Tonk ist mit vier oder fünf Spielern interessanter. Ich gewann drei Spiele nacheinander.
»Hast du nicht noch irgend etwas zu tun? Beispielsweise eine Warze rausschneiden, hm?« »Du hast ihn doch gefragt, ob er mitspielt«, stellte ein kiebitzender Soldat fest. »Magst du Fliegen, Otto?«
»Fliegen?«
»Wenn du nicht die Klappe hältst, verwandele ich dich in einen Frosch.« Otto rührte das nicht. »Du könntest nicht einmal eine Kaulquappe in einen Frosch verwan- deln.«
Ich kicherte hämisch. »Selbst schuld, Einauge. Wann trifft Seelenfänger hier ein?« »Wenn er kommt.«
Ich nickte. Die Unterworfenen machen alles auf ihre eigene undurchschaubare und oft wi- dersinnige Weise. »Wir sind ja heute die reinsten Komiker, nicht wahr? Wieviel hat er verlo- ren, Otto?«
Otto feixte bloß.
Raven gewann die nächsten beiden Spiele. Einauge schwor dem Sprechen ab. Soviel zum

Weitere Kostenlose Bücher