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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Vorstellungskraft. Er bringt sie um, wo er sie auch findet – zuzüglich zu allem anderen in Sichtweite.« Wieder dieses unheim- liche Gelächter. »Nicht ganz so effizient, oder?« Ein weiterer Satz erklang in einer Sprache, die ich nicht kenne.
Der Hauptmann nickte. »Elmo?«
Elmo erzählte seine Geschichte Wort für Wort genau so wie zuvor. Er gab das Wort an Ein- auge weiter, der einen Plan darlegte, wie man Raker fangen könnte. Ich verstand ihn nicht, aber Seelenfänger begriff ihn sofort. Er lachte ein drittes Mal. Soweit ich es begriff, würden wir die finstere Seite der menschlichen Natur freisetzen. Einauge nahm Seelenfänger mit, um ihm seinen geheimnisvollen Stein zu zeigen. Wir rück- ten dichter an das Feuer heran. Schweiger holte ein Kartenspiel hervor. Keiner wollte mitma- chen.
Manchmal frage ich mich, wie die normalen Truppen eigentlich bei Verstand bleiben. Sie halten sich ständig in der Nähe der Unterworfenen auf. Im Vergleich mit den anderen ist See- lenfänger der reinste Liebling.
Einauge und Seelenfänger kehrten lachend wieder zurück. »Zwei von gleicher Art«, brumm- te Elmo; eine solche Äußerung kam bei ihm selten vor. Seelenfänger nahm wieder seinen Platz am Feuer ein. »Gut gemacht, meine Herren. Sehr gut gemacht. Phantasievoll. Das könnte die Truppen im Salient aufreiben. Wenn das Wetter sich ändert, brechen wir nach Rosen auf. Eine achtköpfige Truppe, Hauptmann, darunter zwei von Euren Hexern.« Nach jedem Satz folgte eine Pause. Jeder Satz erklang in einer anderen Stimme. Unheimlich.
Ich habe gehört, daß es die Stimmen jener Menschen sind, deren Seelen Seelenfänger einge- fangen hat.
In für mich unüblichem Wagemut meldete ich mich freiwillig für die Expedition. Ich’ wollte wissen, wie Raker mit Haaren und einem Kalksteinblock eingefangen werden konnte. Der Hinker hatte es mit all seiner tobenden Macht nicht geschafft. Der Hauptmann dachte kurz nach. »In Ordnung, Croaker. Einauge und Goblin. Du, Elmo. Und such dir noch zwei weitere aus.«
»Das sind nur sieben, Hauptmann.«
»Mit Raven sind es acht.«
    »Oh. Raven. Natürlich.«
Natürlich. Der stille, tödliche Raven war das andere Ich des Hauptmanns. Das Band zwi- schen diesen Männern geht über das Begriffsvermögen hinaus. Vermutlich stört es mich des- halb, weil Raven mir in letzter Zeit eine entsetzliche Angst einjagt. Raven fing den Blick des Hauptmanns auf. Seine rechte Augenbraue hob sich. Der Haupt- mann antwortete mit einem kaum merklichen Nicken. Raven zuckte eine Schulter. Was war die Botschaft? Ich konnte sie nicht einmal raten. Etwas Ungewöhnliches lag in der Luft. Die, die Bescheid wußten, genossen seinen Geruch. Auch wenn ich nicht einmal raten konnte, worum es sich handelte, so wußte ich doch, daß es etwas Hinterlistiges und Gemeines war.
    Der Sturm verebbte. Bald war die Straße nach Rosen wieder frei. Seelenfänger wurde unru- hig. Raker hatte einen zweiwöchigen Vorsprung. Wir würden bis nach Rosen eine Woche brauchen. Einauges ausgestreute Gerüchte mochten bis zu unserer Ankunft ihre Wirksamkeit sehr wohl verloren haben.
Noch vor dem Morgengrauen brachen wir auf; den Kalksteinblock führten wir auf einem Wagen mit. Die Zauberer hatten wenig mehr getan als eine große Einbuchtung, etwa von den Ausmaßen einer Melone, auszuheben. Der Wert des Ganzen wurde mir nicht klar. Einauge und Goblin wieselten darum herum wie ein Bräutigam um eine neue Braut. Auf meine Fragen antwortete Einauge nur mit einem breiten Grinsen. Der Hundesohn. Das Wetter blieb gut. Aus dem Süden wehten warme Lüfte. Wir passierten lange schlammi- ge Straßenstrecken. Und ich wurde Zeuge eines aufsehenerregenden Ereignisses. Seelenfän- ger stieg in den Schmutz herunter und zog den Wagen mit uns anderen durch den Schlamm. Der große Lord des Reiches.
Rosen ist die größte Stadt des Salient, eine wimmelnde, ausgedehnte Metropole, eine Frei- stadt, eine Republik. Die Lady hat es nicht für nötig gehalten, ihre traditionelle Ei- genständigkeit zu widerrufen. Die Welt braucht Orte, an denen Menschen aller Provenienz und aller Stellungen aus den üblichen Einengungen hervortreten können. Nun gut. Rosen. Keinem Herren Untertan. Angefüllt mit Agenten und Spionen und denen, die auf der dunklen Seite des Gesetzes leben. In dieser Umgebung, so behauptete Einauge, mußte sein Plan einfach Früchte tragen. Als wir dort ankamen, ragten Rosens rote Mauern im Licht der untergehenden Sonne wie dunkles altes Blut über uns

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