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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Säcke«, sagte Seelenfänger. Diese Stimme klang wie die einer Frau, die ich gerne ein- mal getroffen hätte.
Ich griff nach einem und schnaufte. Er war schwer. »He. Das ist Geld.« Einauge kicherte. Ich hob den Sack auf den Haufen unter dem Tisch. Ein verdammtes Ver- mögen lag hier. Tatsächlich hatte ich noch nie soviel davon auf einem Haufen gesehen.
    »Schlitzt die Säcke auf«, befahl Seelenfänger. »Beeilt euch.«
Raven trennte die Beutel auf. Schätze kollerten auf die Pflastersteine. Mit gierigen Herzen starrten wir darauf.
Seelenfänger griff nach Einauges Schulter und nach Goblins Arm. Beide Zauberer schienen zusammenzuschrumpfen. Sie drehten sich zum Tisch und dem Stein darauf. Seelenfänger sagte: »Schafft den Wagen auf die Seite.« Ich hatte immer noch nicht die unsterbliche Botschaft gelesen, die sie in den Stein geschnitzt hatten. Rasch ging ich näher und las:
WER DIESEN REICHTUM AN SICH BRINGEN WILL, SOLL DEN KOPF DER KREATUR
RAKER
AUF DIESEN STEINERNEN THRON SETZEN.
Ah. Ah ja. Ehrliche Worte. Geradeheraus. Einfach. Ganz unserem Stil entsprechend. Ha. Ich trat zurück und versuchte, das Ausmaß von Seelenfängers Investition zu erraten. In dem Silberhaufen erspähte ich Gold. Aus einem Beutel quollen ungeschliffene Edelsteine. »Die Haare«, befahl Seelenfänger. Einauge holte die Strähnen heraus. Seelenfänger drückte sie in die Wand der kopfgroßen Höhlung. Er trat zurück und verschränkte seine Hände mit denen von Einauge und Goblin.
Dann wirkten sie Magie.
Schatz, Tisch und Stein wurden von einem goldenen Schimmer überzogen. Unser Erzfeind war ein toter Mann. Die halbe Welt würde versuchen, diese Beute einzu- streichen. Sie war zu groß, um ihr zu widerstehen. Seine eigenen Leute würden ihn ausliefern. Ich entdeckte eine winzigkleine Chance für ihn. Er konnte den Schatz selbst an sich bringen. Das würde allerdings schwierig werden. Kein Rebellenprophet konnte es an magischer Macht mit einem Unterworfenen aufnehmen.
Sie vollendeten ihren Zauberbann. »Überprüfe das mal jemand«, sagte Einauge. Als Ravens Messerspitze sich den Tischbeinen näherte, ertönte ein gemeines Knistern. Er fluchte und starrte böse auf seine Waffe. Elmo stieß mit seinem Schwert zu. Krach! Die Spit- ze seiner Klinge glühte weiß.
»Ausgezeichnet«, sagte Seelenfänger. »Bringt den Wagen weg.« Elmo stellte einen Mann dafür ab. Wir anderen flohen in das Zimmer, das Goblin angemietet hatte.
Zuerst drängten wir uns um das Fenster und versuchten ein Ereignis herbeizuwünschen. Das wurde rasch langweilig. Rosen entdeckte das Verhängnis, das wir für Raker vorbereitet hat- ten, nicht vor Sonnenaufgang.
Vorsichtige Abenteurer erprobten einhundert verschiedene Wege, um an das Geld heranzu-
    kommen. Menschenmengen versammelten sich und sahen einfach nur zu. Eine unterneh-
mungslustige Gruppe begann die Straße aufzureißen, um sich von unten heranzugraben. Büt- tel trieben sie auseinander.
Seelenfänger nahm neben dem Fenster Platz und rührte sich nicht von der Stelle. Einmal sagte er zu mir: »Ich muß den Zauberbann abändern. Soviel Einfallsreichtum hatte ich nicht erwartet.«
Von meiner eigenen Kühnheit überrascht fragte ich: »Wie ist die Lady eigentlich?« Ich hatte gerade eines meiner Märchenszenarien beendet. Er wandte sich langsam um und starrte mich kurz an. »Etwas, das Stahl durchbeißt.« Seine Stimme war die einer streitsüchtigen Frau. Eine eigenartige Antwort. Dann sagte er: »Ich muß sie davon abbringen, Werkzeuge zu benutzen.« Soviel zum Erhaschen eines Augenzeugenberichtes. Ich hätte es besser wissen sollen. Für die Unterworfenen sind wir Sterblichen lediglich Objekte. Welche Dinge unsere Neugier er- regen, ist ihnen vollkommen gleichgültig. Ich zog mich in mein geheimes Königreich mit seinem Spektrum märchenhafter Ladys zurück. In dieser Nacht änderte Seelenfänger seinen Wachzauber ab. Am nächsten Morgen lagen Leichen auf dem Platz.
In der dritten Nacht wurde ich von Einauge geweckt. »Wir haben einen Kunden.« »Hrrm?«
»Einen Burschen mit einem Kopf.« Er freute sich. Ich torkelte zum Fenster. Goblin und Raven waren schon da. Wir drängten uns an einer Seite zusammen. Niemand wollte Seelenfänger zu nahe kommen. Unten schlich ein Mann über den Platz. In seiner linken Hand baumelte ein Kopf an den Haaren herunter. Ich sagte: »Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauert, bevor das an- fängt.«
»Still«, zischte Seelenfänger. »Er ist da draußen.« »Wer?«
Er

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