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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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abschütteln. Seine Denkweise gefiel mir. Die Kämpfe um Rosen waren hart gewesen. Tau- sende waren gefallen. Da sich so viele zusätzliche Kämpfer der Kompanie angeschlossen hat- ten, waren mir Männer weggestorben, weil ich nicht die Zeit gefunden hatte, sie zu behan- deln.
Unser Befehl lautete, uns bei Nachtkriecher in Lords zu melden. Seelenfänger glaubte, daß Lords das Ziel des nächsten Rebellenvorstoßes sein würde. So erschöpft wir auch waren, rechneten wir doch mit weiteren bitteren Kämpfen, bevor der Winter dem Voranschreiten des Krieges Einhalt gebot.
»Croaker! Schau mal hiiier!« Whitey kam auf den Platz zugeschossen, wo ich mit dem Hauptmann und Schweiger und ein oder zwei anderen saß. Er hatte eine nackte Frau über der Schulter. Wenn sie nicht so gründlich mißhandelt worden wäre, dann wäre sie vielleicht at- traktiv gewesen.
»Nicht schlecht, Whitey. Nicht schlecht«, sagte ich und wandte mich wieder meinem Jour- nal zu. Hinter Whitey ging das Gejohle und Gekreische weiter. Die Männer ernteten die Früchte des Sieges.
»Sie sind Barbaren«, stellte der Hauptmann ohne Bosheit fest. »Manchmal muß man sie sich eben austoben lassen«, erinnerte ich ihn. »Besser hier als mit den Leuten von Lords.«
Widerwillig lenkte der Hauptmann ein. Er hat für Plünderungen und Vergewaltigungen nicht sonderlich viel übrig, so sehr sie auch zu unserem Geschäft gehören. Ich glaube, er ist ein verkappter Romantiker, jedenfalls, solange es um Frauen geht. Ich versuchte, seine Stimmung aufzubessern. »Die haben es darauf angelegt, als sie zu den Waffen gegriffen haben.«
Mit tonloser Stimme fragte er mich: »Wie lange geht das schon so, Croaker? Scheinbar ewig, nicht wahr? Kannst du dich überhaupt noch an eine Zeit erinnern, als du kein Soldat warst? Was soll das alles? Warum sind wir überhaupt hier? Wir gewinnen eine Schlacht nach der anderen, aber die Lady verliert den Krieg. Warum blasen sie nicht einfach die ganze Sa- che ab und gehen nach Hause?«
    Teilweise hatte er recht. Seit Forsberg ist ein Rückzug dem anderen gefolgt, obwohl wir uns
gut geschlagen haben. Der Salient war gesichert gewesen, bis Formwandler und der Hinker sich einmischten.
Unser jüngster Rückzug hatte uns in dieses Rebellenlager stolpern lassen. Wir gingen davon aus, daß es das Hauptausbildungs- und Planungszentrum für den Feldzug gegen Nachtkrie- cher war. Glücklicherweise entdeckten wir die Rebellen, bevor sie uns bemerkten. Wir um- stellten das Lager und stürmten es vor dem Morgengrauen. Wir waren deutlich unterlegen, aber die Rebellen lieferten uns kaum einen Kampf. Die meisten waren unerfahrene Freiwilli- ge. Überraschend war allerdings die Anwesenheit eines Amazonenregiments. Von denen hatten wir natürlich gehört. Im Osten, in der Gegend um Rust, wo die Kämpfe erbitterter und langanhaltender sind als hier, gibt es einige davon. Dies war unsere erste Be- gegnung mit ihnen. Danach hatten die Männer von weiblichen Kämpfern eine eher abfällige Meinung, obwohl sie sich besser geschlagen hatten als ihre männlichen Mitstreiter. Rauch wehte in unsere Richtung. Die Männer steckten die Baracken und das Hauptquartier in Brand. Der Hauptmann brummte: »Croaker, geh runter und paß auf, daß diese Idioten nicht den Wald abfackeln.«
Ich stand auf, griff nach meiner Tasche, schlenderte in den Lärm hinab.
    Überall lagen Leichen. Diese Narren mußten sich vollkommen in Sicherheit gewiegt haben. Sie hatten keine Palisade errichtet und auch keinen Graben um ihr Lager gezogen. Dumm von ihnen. So etwas macht man als erstes, auch wenn man weiß , daß innerhalb von hundert Mei- len kein Feind steht. Später kann man sich ein Dach über den Kopf spannen. Naß ist besser als tot.
Ich sollte mich daran gewöhnt haben. Ich bin schon lange bei der Kompanie. Und es macht mir weniger aus als früher. Über meine moralischen weichen Stellen habe ich Panzerplatten gehängt. Aber ich versuche „immer noch, nicht auf das Schlimmste zu schauen. Ihr, die ihr nach mir diese Annalen zusammenkritzeln werdet, begreift mittlerweile, daß ich davor zurückscheue, die ganze Wahrheit über unsere Bande von Schurken niederzuschreiben. Ihr wißt, daß sie bösartig, gewalttätig und unwissend sind. Sie sind durch und durch Barbaren, die ihre grausamsten Phantasien ausleben und deren Verhalten nur durch die Anwesenheit einiger anständiger Männer gemildert wird. Diese Seite zeige ich nicht häufig, denn diese Männer sind meine Brüder, meine

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