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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Sache. »Die- se Befehle.« Ich klopfte auf einen Stapel vor mir. »All diese Berichte.« Ich klopfte auf einen anderen. »Sie sind alle von Wisper unterzeichnet worden. Wir treiben uns gerade in Wispers privatem Gemüsegarten herum.« Meine Stimme bewegte sich irgendwo im oberen Piepsbe- reich.
    Eine Zeitlang sagte niemand irgend etwas. Goblin gab einige Quieklaute von sich, als Candy und die anderen Feldwebel hereingestürmt kamen. Schließlich fragte der Hauptmann Raven: »Stimmt das?«
Raven nickte: »Nach diesen Dokumenten ist sie seit Beginn des Frühlings immer wieder hier gewesen.«

Der Hauptmann faltete die Hände und begann auf und ab zu laufen. Er sah aus wie ein alter
Mönch auf dem Weg zum Abendgebet.
Wisper ist die bekannteste Feldherrin der Rebellen. Ihr stures Genie hat trotz aller Anstren- gungen der Zehn die Ostfront zusammengehalten. Zudem ist sie auch die Gefährlichste aus dem Kreis der Achtzehn. Sie ist bekannt für die Gründlichkeit, mit der sie Feldzüge plant. In einem Krieg, der auf beiden Seiten nur allzu oft bewaffnetem Chaos gleicht, ragen ihre Trup- pen aufgrund ihrer straffen Organisation, ihrer Disziplin und ihrer klaren Zielsetzung heraus. Der Hauptmann sinnierte: »Sie soll doch die Rebellenarmee bei Rust befehligen, nicht wahr?« Der Kampf um Rust war drei Jahre alt. Gerüchteweise waren Hunderte von Qua- dratmeilen bereits verwüstet worden. Im Winter hatten beide Parteien ihre eigenen Toten es- sen müssen, um zu überleben.
Ich nickte. Die Frage war rhetorischer Art. Er dachte laut. »Und Rust ist seit Jahren ein Todesfeld. Wisper gibt nicht nach. Die Lady gibt nicht auf. Aber wenn Wisper hierher kommt, bedeutet das, daß der Kreis beschlossen hat, Rust fallenzu- lassen.«
»Es bedeutet, daß sie von einer Ost- zu einer Nordstrategie wechseln«, fügte ich hinzu. Der Norden ist die schwache Flanke der Lady. Der Westen liegt am Boden. Die Verbündeten der Lady beherrschen das Meer im Süden. Der Norden ist ignoriert worden, seit die Grenzen des Reiches die großen Wälder oberhalb von Forsberg erreicht haben. Im Norden haben die Re- bellen ihre spektakulärsten Erfolge erzielt. Der Leutnant resümierte: »Ihr Vormarsch hat ungeheuren Schwung: Forsberg ist einge- nommen, der Salient überrannt, Rosen ist dahin, und Roggen steht unter Belagerung. Streit- kräfte der Rebellen rücken gegen Wist und Jane vor. Sie werden aufgehalten werden, aber das muß dem Kreis ebenfalls klar sein. Also wechseln sie den Tanzschritt und gehen gegen Lords vor. Wenn Lords fällt, stehen sie fast am Rand des Windlandes. Sie durchqueren das Wind- land, ersteigen die Zährenstiege, und dann können sie die einhundert Meilen bis nach Charm überblicken.«
Ich sortierte und ordnete weiter. »Elmo, schau dich mal um und sieh nach, ob du noch etwas in dieser Art hier findest. Vielleicht hat sie etwas versteckt.« »Nimm Einauge, Goblin und Schweiger dafür«, schlug Raven vor. »Verbessert die Chancen, etwas zu finden.«
Der Hauptmann war einverstanden. Dem Leutnant sagte er: »Macht da draußen Schluß. Carp, du und Candy, ihr bereitet die Männer zum Abmarsch vor. Match, verdoppele die Au- ßenwachen.«
»Sir?« fragte Candy.
»Ihr wollt doch nicht mehr hier herumhängen, wenn Wisper zurückkommt, oder? Goblin, komm wieder her. Du nimmst Verbindung mit Seelenfänger auf. Das hier geht ganz nach oben. Sofort.«
Goblin machte ein fürchterliches Gesicht, dann verzog er sich in eine Ecke und begann, leise vor sich hinzumurmeln. Es war ein ruhiger kleiner Zauber – jedenfalls für den Anfang.
    Der Hauptmann war in Fahrt. »Croaker, wenn du und Raven fertig seid, packt ihr diese Do-
kumente ein. Die nehmen wir mit.«
»Vielleicht suche ich Fänger gleich die besten heraus«, sagte ich. »Wenn sie uns irgend et- was nützen sollen, müssen einige sofort durchgearbeitet werden. Ich meine, wir müssen etwas tun, bevor Wisper darauf reagieren kann.« Er unterbrach mich. »In Ordnung. Ich schicke euch einen Wagen. Trödelt nicht.« Als er hin- ausmarschierte, war sein Gesicht grau.
In die Rufe und Schreie draußen mischte sich ein neuer schreckerfüllter Unterton. Ich ent- wirrte meine schmerzenden Beine und ging zum Fenster. Die Rebellen wurden auf ihrem Übungsplatz zusammengetrieben. Die Gefangenen spürten, daß die Schar es eilig hatte, das Weite zu suchen. Sie glaubten, daß sie Minuten vor ihrer Befreiung sterben müßten. Ich schüttelte den Kopf und kehrte zu meiner Lektüre zurück. Raven widmete mir

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