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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Familie, und man hat mir beigebracht, nicht schlecht von Verwandten zu sprechen. Die alten Lektionen sind am schwersten auszumerzen. Wenn Raven meine Berichte liest, dann lacht er. »Zucker und Zimt« nennt er sie, und er droht damit, die Annalen wegzuwerfen und die Geschichten so aufzuschreiben, wie er sie gesehen hat.
Raven, der harte Knochen. Will mich verspotten. Und wer strich dann durch das Lager und brachte die Männer auseinander, wenn sie sich bei ein bißchen Folterei amüsieren wollten? Wem ritt ein zehnjähriges Mädchen auf einem alten Eselshengst hinterher? Nicht Croaker, Brüder. Doch nicht Croaker. Croaker ist nämlich kein Romantiker. Diese Leidenschaft ist dem Hauptmann und Raven vorbehalten.
    Natürlich ist Raven zum besten Freund des Hauptmanns geworden. Sie sitzen zusammen
wie zwei Felsblöcke und unterhalten sich über die gleichen Dinge wie die Steine. Sie sind es zufrieden, einfach einander Gesellschaft zu leisten. Elmo führte die Brandstifter an. Es waren ältere Scharbrüder, die ihre weniger drängenden fleischlichen Gelüste schon befriedigt hatten. Die, die sich immer noch über die Frauen her- machten, waren meistens unsere jüngeren Anhängsel. Sie hatten den Rebellen vor Rosen einen guten Kampf geliefert, aber sie waren zu stark ge- wesen. Der halbe Kreis der Achtzehn war dort gegen uns angetreten. Auf unserer Seite hatten wir nur den Hinker und Formwandler. Die beiden verbrachten mehr Zeit damit, sich gegensei- tig das Leben schwerzumachen, als den Kreis zurückzuwerfen. Ergebnis: ein Debakel. Die demütigendste Niederlage, die die Lady im Laufe des letzten Jahrzehnts eingesteckt hatte. Die meiste Zeit hält der Kreis zusammen. Seine Mitglieder verschwenden nicht mehr Kraft darauf, einander über den Tisch zu ziehen, als sie auf ihre Feinde verwenden. »Hey! Croaker!« rief Einauge. »Komm, mach mit.« Er warf eine brennende Fackel durch einen Barackeneingang. Prompt flog das Gebäude in die Luft. Schwere eichene Läden wurden von den Fenstern gerissen. Ein Flammenstoß hüllte Einauge ein. Er kam hervorgerast, und unter der Krempe seines komischen Schlapphuts glimmten zottelige Haare. Ich warf ihn zu Boden und benutzte den Hut, um seine Haare auszuschlagen. »Schon gut. Schon gut«, knurrte er. »Soviel Spaß brauchst du ja auch nicht zu haben.« Ohne ein Grinsen unterdrücken zu können, half ich ihm auf. »Geht’s dir gut?« fragte ich. »Bin etwas angebraten«, sagte er mit jener Haltung vorgetäuschter Würde, die Katzen nach besonders dämlichem Verhalten an den Tag legen. Etwa in der Art: »Alles wie geplant verlau- fen.«
Das Feuer wummerte. Strohfetzen wurden emporgewirbelt und verschwanden hinter dem Haus. »Der Hauptmann hat mich hergeschickt, damit ihr Komiker keinen Waldbrand ent- facht«, meinte ich. Just in diesem Augenblick kam Goblin um die Ecke des brennenden Ge- bäudes spaziert. Sein breiter Mund war zu einem Grinsen verzogen. Einauge warf einen Blick auf ihn und kreischte los: »Du Madenhirn! Das ist alles deine Schuld.« Er gab ein markerschütterndes Heulen von sich und begann zu tanzen. Das Wum- mern der Flammen wurde tiefer und rhythmischer. Kurz darauf glaubte ich, etwas in den Flammen hinter den Fenstern herumhüpfen zu sehen. Goblin bemerkte es ebenfalls. Er schluckte, wurde weiß, begann ebenfalls zu tanzen. Er und Einauge heulten und krächzten und schienen einander völlig zu ignorieren. Ein Wassertrog gab seinen Inhalt von sich, der in einem Bogen durch die Luft flog und auf die Flammen fiel. Es folgte der Inhalt eines Wasserfasses. Das Wummern der Flammen wurde leiser.
Einauge kam herangetänzelt und piekste Goblin in die Rippen, um seine Konzentration zu brechen. Goblin ruderte mit den Armen, quiekte und tanzte weiter. Noch mehr Wasser fiel in das Feuer.
»Ein famoses Pärchen.«
    Ich drehte mich um. Elmo war herangekommen und sah zu. »Famoses Pärchen, in der Tat«,
erwiderte ich. Sie zankten, stritten, plärrten und stellten so ein Sinnbild ihrer größeren Brüder in diesem Gewerbe dar. Mit der Ausnahme, daß ihr Streit nicht bis ins Mark geht wie der zwi- schen Wandler und dem Hinker. Wenn man hinter den Dunst sieht, stellt man fest, daß diese beiden Freunde sind. Bei den Unterworfenen gibt es keine Freunde. »Muß dir was zeigen«, sagte Elmo. Er wollte sich nicht weiter äußern. Ich nickte und folgte ihm. Goblin und Einauge machten weiter. Goblin schien vorn zu liegen. Um das Feuer machte ich mir keine Sorgen mehr.
    »Weißt du, wie man

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