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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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dort ist.«
    Die Ohrfeige wirkte. Goblin öffnete panikdurchschossene Augen. Er erkannte Einauge, er-
schauerte, holte tief Luft und quiekte: »Für das hier bin ich zurückgekommen? Von dem vor- hin?« Aber seine Stimme strafte seinen Protest Lügen. Die Erleichterung lag ihm dick auf der Zunge.
»Ihm geht’s gut«, sagte ich. »Er kann schon wieder zetern.« Der Hauptmann hockte sich hin. Er sagte nichts. Goblin würde reden, wenn er dazu bereit war.
Er brauchte einige Minuten, um sich wieder zurechtzurappeln, dann sagte er: »Seelenfänger sagt, wir sollen verdammt schnell von hier verschwinden. Sehr schnell. Er trifft uns auf dem Weg nach Lords.«
»Das ist alles?«
Das ist immer alles, aber der Hauptmann hofft auch immer noch auf mehr. Wenn man sich ansieht, was Goblin durchmacht, scheint das Spielchen das Geplänkel nicht wert zu sein. Ich sah ihn mit einem intensiven Blick an. Es war schon eine verdammte Versuchung. Er starrte zurück. »Später, Croaker. Gib mir Zeit, das alles in meinem Kopf zu ordnen.« Ich nickte und sagte: »Ein bißchen Pflanzentee päppelt dich wieder auf.« »O nein. Du gibst mir nichts von Einauges Rattenpisse.« »Nicht seine. Meine.« Ich maß genug für einen starken Quart ab, gab es an Einauge weiter, klappte meine Tasche zu und ging wieder zu dem Papierstapel, als der Wagen draußen knar- rend zum Stehen kam.
Als ich meine erste Ladung hinaustrug, bemerkte ich, daß die Männer auf dem Übungsplatz bereits beim Gnadenstoßstadium waren. Der Hauptmann machte keine Umstände. Bevor Wisper zurückkam, wollte er eine große Entfernung zwischen sich und das Lager gelegt ha- ben.
Das kann ich ihm nicht zum Vorwurf machen. Sie hat einen denkbar schlechten Ruf. Die Ölhautbündel konnte ich mir erst vornehmen, als wir schon unterwegs waren. Ich setzte mich neben den Fahrer, öffnete das erste und versuchte vergeblich das Gerüttel des ungefe- derten Fahrzeuges zu ignorieren.
Ich arbeitete die Bündel zweimal durch und wurde immer verstörter.
    Eine echte Zwickmühle. Sollte ich dem Hauptmann berichten, was ich erfahren hatte? Sollte ich es Einauge oder Raven sagen? Sie alle hätten daran Interesse gehabt. Sollte ich alles für Seelenfänger aufsparen? Zweifellos hätte er das vorgezogen. Meine Frage war: Fiel diese In- formation in den Bereich meiner Verpflichtung der Kompanie gegenüber oder nicht? Ich brauchte jemanden, der mich dabei beriet.
    Ich sprang vom Wagen herunter und ließ die Kolonne an mir vorbeiziehen, bis Schweiger
herankam. Er hatte die Wache in der Mitte. Einauge war vorne auf dem Posten und Goblin hinten. Jeder war einen ganzen Zug Kundschafter wert. Schweiger sah vom Rücken des großen Rappen zu mir herunter, den er immer dann reitet, wenn er sich wie ein Schurke fühlen will. Er starrte mich finster an. Von all unseren Zaube- rern ist er derjenige, der der Bezeichnung »böse« noch am nächsten kommt, obwohl er wie so viele von uns mehr Schein als Sein darstellt. »Ich habe ein Problem«, sagte ich zu ihm. »Ein großes Problem. Du bist der geeignetste Kandidat, mit dem ich das besprechen kann.« Ich sah mich um. »Ich will nicht, daß das sonst irgend jemand hört.«
Schweiger nickte. Er machte komplizierte, rasche Handbewegungen, denen das Auge nicht folgen konnte. Plötzlich hörte ich nichts mehr, was aus einer Entfernung von mehr als fünf Fuß kam. Man glaubt gar nicht, wie viele Geräusche man nicht bemerkt, ehe sie nicht weg sind. Ich berichtete Schweiger, was ich gefunden hatte. Man kann Schweiger nur schwer schockieren. Er hat alles gesehen und alles gehört. Aber diesmal sah er angemessen erstaunt drein. Einen Augenblick lang dachte ich, er würde etwas sagen. »Soll ich es Seelenfänger sagen?«
Heftiges bestätigendes Nicken. In Ordnung. Daran hatte ich nicht gezweifelt. Die Neuigkeit war für die Kompanie zu groß. Wenn wir sie für uns behielten, würde sie uns auffressen. »Was ist mit dem Hauptmann? Einauge? Den anderen?« Da antwortete er nicht so rasch und zeigte sich auch weniger entschlossen. Sein Rat war verneinend. Mit einigen Fragen und der Intuition, die im langjährigen Umgang erwächst, be- griff ich, daß Schweiger das Gefühl hatte, Seelenfänger würde die Information nur an die wei- tergeben wollen, die sie auch brauchten. »Nun gut«, sagte ich und: »Danke« und trabte wieder die Kolonne hinauf. Als ich aus Schweigers Blickfeld war, fragte ich einen der Männer: »Hast du Raven gesehen?« »Vorne beim Hauptmann.«
Wo sonst. Ich

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