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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Seilbahnstation.
    Bond sprang aus dem Bett, zog die Vorhänge zurück und erwartete eine in Panik geratene Menge. Doch der einzige Mensch weit und breit war einer der Skilehrer, der langsam auf dem festgestampften Schneepfad von der Seilbahnstation zum Klub ging. Die Veranda des Klubs am Berghang war leer, aber die Tische waren zum Frühstück gedeckt und die Liegestühle aufgestellt. Die Sonne brannte aus einem kristallklaren Himmel. Bond schaute auf seine Uhr: acht. Er ging zur Tür und läutete.
    Einer der drei Männer, die Bond für Russen hielt, erschien. Bond erkundigte sich von oben herab: »Wie heißen Sie?«
    »Peter, Sir.«
    »Piotr?« Am liebsten hätte er gefragt: »Und wie geht es meinen lieben alten Freunden von Smersh?« Aber er tat es nicht. »Was war das für ein Schrei?«
    »Bittä?« Die stahlgrauen Augen waren wachsam.
    »Eben hat doch ein Mann geschrien. Bei der Seilbahnstation. Was war das?«
    »Offenbar ein Unfall, Sir. Wünschen Sie das Frühstück?« Er zog eine große Speisekarte unter dem Arm hervor und reichte sie Bond.
    »Was für ein Unfall?«
    »Es scheint, daß einer der Skilehrer gestürzt ist.«
    Wie konnte der Mann das so kurz nach dem Schrei wissen? »Ist er schwer verletzt?«
    »Möglich, Sir.« Er hielt Bonds Blick stand. »Wünschen Sie das Frühstück?« wiederholte er.
    Bond erwiderte besorgt: »Ich hoffe, daß dem Mann nichts Schlimmes zugestoßen ist.« Dann bestellte er. »Sagen Sie mir doch bitte Bescheid, was passiert ist.«
    »Wenn es etwas Ernstes ist, wird es bestimmt bekanntgegeben. Danke sehr, Sir.« Der Mann verschwand.
    Ich muß vor allem gut in Form bleiben, dachte Bond, und machte eine Viertelstunde lang Kniebeugen und Atemübungen. Vielleicht mußte er eines Tages auf schnellstem Wege von hier fort . . . Danach duschte und rasierte er sich. Peter brachte das Frühstück. »Etwas Neues über den Skilehrer?«
    »Ich habe noch nichts gehört, Sir. Außerdem betrifft das die Leute vom Außendienst. Ich arbeite im Klub.«
    Bond beschloß, die Sache zu bagatellisieren. »Er wird ausgerutscht sein und sich einen Knöchel gebrochen haben. Armer Kerl.«
    »Ja, Sir.« Sahen ihn die stahlgrauen Augen höhnisch an?
    Bond trug sein Frühstück zum Schreibtisch. Mit einiger Mühe gelang es ihm, das Doppelfenster zu öffnen. Die kalte köstliche Höhenluft drang herein, und er stellte schnell den ^ermostat höher. Während er das kärgliche kontinentale Frühstück verzehrte, hörte er die Mädchen auf der Terrasse. Er konnte jedes Wort verstehen.
    »Sarah hätte ihn doch nicht gleich verpetzen müssen.«
    »Aber er hat sich doch in der Dunkelheit an sie herangemacht und versucht, sie zu betätscheln. An ihrer Stelle hätte ich mich auch beschwert. Er ist so ein gräßlicher Kerl.«
    »War, meinst du. Welcher war es denn?«
    »Einer von den Jugoslawen, Bertil.«
    »Der war widerlich und hatte so häßliche Zähne.«
    »So spricht man nicht von einem Toten.«
    »Woher weißt du, daß er tot ist? Was ist eigentlich mit ihm passiert?«
    »Er war einer von den beiden, die morgens immer die Bobbahn bespritzen. Fritz hat mir erzählt, er ist ausgerutscht und hat das Gleichgewicht verloren und ist einfach die Bahn runtergesaust wie ein Bob.«
    »Elizabeth! Wie kannst du nur so darüber sprechen?«
    »Aber so war’s doch. Du wolltest es ja wissen!«
    »Konnte er sich denn nicht retten?«
    »Rede kein Blech! Es ist doch blankes Eis, zwei Kilometer lang. Und die Bobs kriegen ein Tempo von hundert Sachen drauf. Er konnte nicht mal mehr beten.«
    »Aber ist er nicht über eine der Kurven hinausgeflogen?«
    »Fritz sagt, er ist die ganze Bahn runtergesaust und dann gegen die Zielhütte geprallt. Er meint, daß er schon nach den ersten hundert Metern oder so tot gewesen ist.«
    »Ich glaube bestimmt, daß es die Strafe für das war, was er Sarah antun wollte. Man wird immer bestraft, wenn man etwas Böses tut!«
    »Mach dich doch nicht lächerlich! Der liebe Gott hat andere Sorgen!«
    Bond zündete eine Zigarette an und lehnte sich zurück. Das Mädchen hatte recht. Der liebe Gott würde sich kaum eine solche Strafe ausdenken. Aber Blofeld! Hatte er eine seiner Versammlungen abgehalten, bei der vor der ganzen Bande das Todesurteil verkündet worden war? Oder hatte man Bertil auf der Bahn einfach einen leichten Stoß gegeben? Das war wahrscheinlicher. Bond konnte sich das Entsetzen des Mannes vorstellen. Was für ein Tod! Ein echter Blofeld-Tod! Eine typische SPECTRE-Strafe für das

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