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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Namen ihrer Eltern, die er aufschrieb. Nun konnte er bald genau eruieren, wer Irma Bunt war. Sable Basilisk hatte recht: Die Eitelkeit war eine wunderbare Falle.
    Schließlich gelang es ihm, ihre Aufregung etwas zu dämpfen, und der Oberkellner, der höflich im Hintergrund gewartet hatte, legte die riesige Speisekarte vor, die alles mögliche vom Kaviar bis zum Irischen Kaffee aufführte. Es gab viele Spezialitäten a la »Gloria«: Foulet Gloria, Hummer Gloria, Tournedos Gloria und so weiter. Obwohl Bond eine Abneigung gegen alle »Spezialitäten« hatte, entschloß er sich für Huhn. Er war überrascht, wie begeistert Ruby über seine Wahl war. »Eine großartige Idee, Sir Hilary! Ich esse Huhn auch leidenschaftlich gern. Darf ich, Miss Bunt?«
    Bond sah Irma Bunt an. Was bedeutete dieser matronenhafte Glanz in ihren Augen, als sie ihre Zustimmung gab? Das war nicht nur Befriedigung über den guten Appetit ihrer Schutzbefohlenen, sondern Begeisterung, ja Triumph. Merkwürdig! Und es war das gleiche, als Violet um besonders viel Kartoffeln zu ihrem Tournedos bat. »Für mich gibt es nichts Schöneres als Kartoffeln«, erklärte sie strahlend. »Habe ich nicht recht, Miss Bunt?«
    »Für Sie sind sie sehr gut. Fritz, ich möchte nur gemischten Salat und etwas Weißkäse. Leider«, erklärte sie Bond, »muß ich auf meine Figur achten. Die jungen Dinger haben genügend Bewegung, während ich dauernd am Schreibtisch sitzen muß.«
    Bond hörte, wie das Mädchen mit dem schottischen Akzent ihr Steak »sehr blutig« verlangte.
    Was war denn das? fragte sich Bond erstaunt. Eine Ansammlung schöner Kannibalinnen? Oder war es ein Erholungstag von einer strengen Diät? Er stand vor einem Rätsel. Aber er würde schon noch dahinterkommen.
    Er wandte sich an Ruby: »Sie verstehen jetzt, warum ich Familiennamen eine solche Bedeutung beimesse? Fräulein Bunt hat vielleicht sogar ein weitläufiges Anrecht auf einen englischen Adelstitel. Wie heißen Sie denn? Vielleicht kann ich da auch etwas feststellen?«
    Irma Bunt unterbrach ihn scharf: »Hier gibt es keine Familiennamen, Sir Hilary. Die Mädchen werden nur mit ihren Vornamen angesprochen. Das gehört zur Behandlung. Der Graf findet, daß damit eine Persönlichkeitsumstellung verbunden ist, die sich günstig auf die Kur auswirkt. Verstehen Sie?«
    »Nein, ich fürchte, das geht über meinen Horizont«, erwiderte Bond liebenswürdig.
    »Sicher wird Ihnen der Graf darüber morgen einiges sagen. Er hat seine bestimmten ^eorien. Eines Tages wird die Welt staunen, wenn er seine Methoden veröffentlicht.«
    »Davon bin ich überzeugt«, murmelte Bond. Beim Essen machte er Konversation über die Einrichtung des Raumes, was ihm Gelegenheit gab, die Kellner eingehend zu betrachten. Von den zwölf ließen sich unschwer drei als Korsen, drei als Deutsche, drei als Türken, Bulgaren oder Jugoslawen und drei als Russen identifizieren. In der Küche waren wahrscheinlich drei Franzosen. Das alte Schema von Spectre? Das er probte kommunistische Zellen-System mit je drei Männern aus den großen Gangster- und Geheimdienst-Organisationen Europas? Sie sahen jedenfalls alle brutal genug dafür aus und hatten den Habitus von Berufsverbrechern. Sein Begleiter vom Flughafen war darunter; außerdem erkannte werden jungen Empfangschef und den Mann, der ihm den Tisch gebracht hatte. Er hörte, daß die Mädchen sie mit Fritz, Joseph, Iwan und
    Achmed anredeten. Und einige von ihnen waren tagsüber Skilehrer.
    Gleich nach dem Essen entschuldigte sich Bond mit dringen den Arbeiten. Er ging in sein Zimmer, legte Bücher und Papiere auf die Tische und beugte sich scheinbar eifrig darüber, während er über die Ereignisse des Tages nachdachte.
    Um zehn hörte er, wie die Mädchen sich auf dem Gang gute Nacht wünschten. Dann folgte das Einschnappen der Türen. Er zog sich aus, stellte den ^ermostat von dreißig auf fünfzehn Grad, knipste das Licht aus, legte sich ins Bett, gähnte möglichst echt für das vermutliche Mikrophon, drehte sich um und schlief ein.
    Viel später erwachte er durch ein leises Murmeln, das von irgendwoher unter dem Fußboden zu kommen schien. Da er keine Worte unterscheiden konnte, schrieb er es schließlich der Zentralheizung zu und schlief weiter.
    10
    James Bond erwachte durch den Todesschrei eines Mannes. Ein paar Sekunden gellte er durchdringend, wurde dann schnell leiser, als wäre der Mann in einen Abgrund gesprungen. Er kam von rechts, anscheinend aus der Umgebung der

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