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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Sir Hilary!«
    Fräulein Bunt stand, die Hände in die Hüften gestemmt, auf dem Weg zum Klub und rief: »Mittagessen! Mittagessen!«
    »Ich komme!« schrie er zurück und stieg den Hang hinauf zu ihr. Er merkte, daß selbst nach dieser kurzen Strecke sein Atem schnell ging und seine Glieder schwer wurden. Diese verdammte Höhe! Er mußte wirklich trainieren!
    Sie sah ihn vorwurfsvoll an. Er entschuldigte sich, daß er nicht auf die Zeit geachtet habe. Sie antwortete nicht, doch ihre gelben Augen musterten ihn mit offensichtlichem Mißfallen. Dann drehte sie sich um und ging voraus.
    Bond überprüfte seine heutigen Unternehmungen. Hatte er einen Fehler begangen? Vielleicht. Es war besser, sich abzusichern. In der Empfangshalle sagte er beiläufig: »Übrigens, Fräulein Bunt, ich war vorhin in der Werkstatt.«
    Sie blieb stehen. Der Empfangschef beugte sich tiefer über sein Buch.
    »Ja?«
    Bond zog den Plastikstreifen aus der Tasche und erklärte: »Dort habe ich genau das gefunden, was ich suchte.« Er lächelte unbefangen. »Dummerweise habe ich nämlich vergessen, ein Lineal mitzubringen. Als ich dieses Ding in der Werkstatt sah, habe ich mir erlaubt, es einzustecken - genau das, was ich brauche. Bei meiner Abreise lasse ich es natürlich hier. Aber für diese Stammbäume muß man ordentliche Linien ziehen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.« Er lächelte bestrickend. »Ich hatte mir auch gleich vorgenommen, es Ihnen zu beichten.«
    »Nicht so wichtig. Nur - wenn Sie in Zukunft etwas brauchen, läuten Sie doch bitte. Der Graf wünscht, daß Ihnen alles zur Verfügung gestellt wird, was Sie benötigen. Lassen Sie sich bitte auf der Terrasse Ihren Tisch zeigen. Ich komme gleich nach.«
    Er ging durch den ziemlich leeren Speisesaal zur vollbesetzten Terrasse. Fritz, anscheinend der Oberkellner, eilte ihm entgegen, die Speisekarte in der Hand. Auch er sah ihn feindselig an. »Wollen Sie mir bitte folgen.«
    Ruby und Violet saßen bereits an dem Tisch an der Brüstung. Er fühlte sich erleichtert, daß er seinen kleinen Diebstahl gestanden hatte. Diesmal war er noch davongekommen! Und dazu hatte er den Plastikstreifen! Ob es wohl harmlos genug geklungen hatte? Er bestellte einen doppelten Wodka mit Martini, Eis und Zitrone, während er seinen Fuß an den Rubys preßte.
    Sie zog ihn nicht zurück, sondern lächelte. Auch Violet lächelte. Beide begannen gleichzeitig zu reden, und plötzlich war es ein wunderschöner Tag.
    Nun erschien Fräulein Bunt; sie war wieder gnädig. »Ich freue mich, daß Sie eine ganze Woche hierbleiben, Sir Hilary. War Ihre Unterredung mit dem Grafen zufriedenstellend? Ist er nicht ein interessanter Mann?«
    »Hochinteressant. Leider sprachen wir bloß über meine Aufgabe. Ich hätte mich gern nach seinen Forschungen erkundigt. Hoffentlich hat er das nicht als Unhöflichkeit aufgefaßt?«
    Ihre Miene verdüsterte sich merklich. »Bestimmt nicht. Der Graf äußert sich ungern über seine Arbeit. Auf diesem speziellen Forschungsgebiet gibt es viel Neid und leider auch geistigen Diebstahl.« Schnell fügte sie hinzu: »Ich meine natürlich nicht Sie, Sir Hilary, aber wir haben schon Spione von chemischen Konzernen hiergehabt. Darum bleiben wir ganz unter uns. Sogar die Polizei im Tal hilft mit, uns unwillkommene Eindringlinge vom Hals zu halten. Man schätzt die Arbeit des Grafen.« Miss Bunt grinste abstoßend.
    »Das Studium der Allergien?«
    »Jawohl.« Der Oberkellner stand neben ihr und verteilte, die Hacken zusammenschlagend, die Speisekarten. Bonds Getränk kam, er nahm erst einen tiefen Schluck und bestellte dann »Eier Gloria« und grünen Salat. Ruby verlangte wieder Huhn, Violet kaltes Fleisch mit einem Berg Kartoffeln und Irma Bunt ihren üblichen Weißkäse mit Salat.
    »Essen Sie eigentlich immer nur Huhn und Kartoffeln? Hat das etwas mit Ihren Allergien zu tun?«
    Ruby begann: »Ja, schon. Ich schwärme eben jetzt für . . .«
    Irma Bunt unterbrach sie scharf: »Sie wissen doch, Ruby, daß Sie nicht über die Behandlung sprechen sollen. Nicht einmal mit unserem guten Freund Sir Hilary.« Sie deutete auf die dichtbesetzten Tische. »Ein interessantes Publikum, nicht wahr, Sir Hilary? Wir haben fast die ganze internationale Gesellschaft von Gstaad und St. Moritz zu uns hergezogen. Ist das nicht toll für die erste Saison?«
    Bond stimmte zu. Das Essen kam. Die Eier waren köstlich, und er machte ihr Komplimente über die vorzügliche Küche. »Vielen Dank. Wir haben

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