Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
gegen dich im Gang. Was hast du getan?« tuschelte sie ängstlich.
    »Wieso?« fragte er unschuldig.
    »Wir dürfen nur noch in Gegenwart von Miss Bunt mit dir sprechen.« Sie preßte ihre geballte Faust gegen den Mund. »Ob sie was über uns wissen?«
    »Ausgeschlossen, mein Süßes. Aber ich kann mir denken, was los ist. Der Graf hat mir heute morgen gesagt, daß ich die Behandlung störe. Ich soll mich mehr zurückhalten. Das ist natürlich schade. Ganz abgesehen von dir, finde ich auch die anderen Mädchen sehr nett, und ich würde allen gern helfen.«
    »Wie meinst du das, uns helfen?«
    »Na ja, die Sache mit den Familiennamen. Ich sprach gestern abend mit Violet darüber, sie war mächtig interessiert. Bestimmt würde es auch den andern Spaß machen. Jeder interessiert sich dafür, woher er stammt. Das ist ein bißchen wie Handlesen.« Er zuckte die Achseln. »Ich habe mich jedenfalls entschlossen, wegzugehen. Ich kann es nicht ertragen, mich herumkommandieren zu lassen. Wenn du mir die Namen der anderen Mädchen geben kannst, werde ich für jede eine Art Stammbaum machen und ihn ihnen zuschicken. Wie lange bleibt ihr eigentlich noch hier?«
    »Noch ungefähr eine Woche heißt es. Dann soll eine neue Gruppe kommen. Miss Bunt sagt, hoffentlich sind die nächsten nicht so dumm wie wir. Wie willst du denn weg von hier? Wir sind doch praktisch Gefangene.«
    »Das werde ich schon schaffen«, erwiderte er leichthin. »Sie können mich nicht gegen meinen Willen zurückhalten. Was ist mit den Namen, Ruby? Glaubst du nicht, daß es den Mädchen Spaß machen würde?«
    »Die wären begeistert. Hast du was zum Schreiben da?«
    Er riß ein Stück Toilettenpapier ab und zog den Kugelschreiber aus der Tasche. »Schieß los.«
    Sie lachte. »Also mich und Violet kennst du ja. Dann Elizabeth Mackinnon, sie ist aus Aberdeen. Beryl Morgan, die kommt irgendwo aus Herefordshire. Pearl Tampion aus Devonshire - übrigens, die drei haben Rindfleisch verabscheut und leben jetzt nur von Steaks. Kaum zu glauben! Der Graf ist wirklich ein fabelhafter Mensch.«
    »Allerdings.«
    Als Bond alle zehn beieinander hatte, fragte er: »Und diese Polly, die schon im November abgereist ist? Wie ist ihr Familienname, und woher stammt sie?«
    »Polly Tasker. Aus East Anglia. Ich weiß nicht genau, aus welcher Gegend, aber in England werde ich ihre Adresse ausfindig machen. Hilary . . .«, sie umarmte ihn, ». . . ich werde dich doch wiedersehen, nicht wahr?«
    Er drückte sie an sich und küßte sie. »Bestimmt, mein Süßes. Du kannst mich immer im Heraldischen Amt in der Queen Victoria Street erreichen. Schick mir eine Postkarte, wenn du zurück bist.«
    »Ganz bestimmt«, sagte sie eifrig. »Und du bist vorsichtig, ja? Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Nein, mein Schatz. Behalte das nur alles hübsch für dich.«
    »Natürlich, Liebling!« Sie schaute auf ihre Uhr. »Mein Gott! Es ist höchste Zeit, in zehn Minuten wird gegessen. Laß mich raus. Jetzt wird niemand im Gang sein. Zwischen zwölf und eins haben die Tischzeit.«
    Wieder allein, stieß er einen tiefen Seufzer aus und starrte hinaus in das Schneetreiben. Wenn es doch bis abends aufhören würde! Was brauchte er alles? Schneebrille und Fausthandschuhe könnte er sich während des Mittagessens beschaffen. Er ging wieder ins Bad und rieb sich Seife in die blaugrauen Augen. Nach dieser Prozedur brannten sie höllisch, tränten aber, wie beabsichtigt. Befriedigt klingelte er seinem »Wärter« und schlenderte nachdenklich in den Speisesaal.
    Es wurde still, als er durch die Schwingtür trat. Während er den Raum durchquerte, folgten ihm verstohlene Blicke. Sein Gruß wurde kaum erwidert. Gespielt unbefangen nahm et seinen gewohnten Platz zwischen Ruby und Miss Bunt ein, winkte, die frostige Begrüßung ignorierend, den Kellner herbei und bestellte seinen doppelten Wodka Martini. Dann wandte er sich lächelnd an Irma Bunt: »Dürfte ich Sie um einen Gefallen bitten?«
    »Bitte, Sir Hilary. Worum handelt es sich?«
    Er deutete auf seine tränenden Augen. »Ich habe mir eine Art Bindehautentzündung geholt. Wohl das gleiche wie der Graf. Kein Wunder bei dem grellen Licht. Heute ist es zwar besser, aber der Schnee blendet mich noch immer. Und dann die viele Schreibarbeit. Könnten Sie mir eine Schneebrille leihen? Ich brauche sie höchstens ein bis zwei Tage.«
    »Ja, das ginge. Ich lasse sie in Ihr Zimmer legen.« Sie rief den Oberkellner und gab ihm den Auftrag.
    »Und noch etwas, wenn ich

Weitere Kostenlose Bücher