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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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…“
    „Das wusste Bertier doch noch gar nicht, als er mich heiratete“, widersprach sie.
    „Vielleicht nicht mit aller Bestimmtheit. Aber er war auch seiner ersten Frau nicht treu. Als er Sie heiratete, ahnte er wohl etwas, auch wenn er sich ein kleines Wunder von seiner jungen Braut erhoffte. Nein, er hat Sie nicht gerecht behandelt. Daher beschloss ich am Ende, dass die Entscheidung bei Ihnen liegen musste. Sie hätten vorher genau die Gründe kennen und wissen müssen, was auf dem Spiel stand. Und Bertier hätte ich das Versprechen abgenommen, Sie deswegen niemals schlecht zu behandeln. Damals kam mir das wie eine … vernünftige Lösung vor.“
    „Meine Entscheidung“, flüsterte Mélusine benommen. „Sie sind ein wahrer Gentleman.“
    „Ich bin mir nicht sicher, ob das alle so sehen“, erwiderte Saint-André trocken. „Jedenfalls fühlen Sie sich bitte nicht gekränkt, wenn ich sage, wie froh ich bin, dass es gar nicht erst so weit gekommen ist.“
    „Ich auch“, stimmte sie zu. „Aber das darf Sie nicht kränken“, fügte sie hastig hinzu. „Ich weiß, Sie wären rücksichtsvoll gewesen, mit Mitgefühl und Takt.“
    Sie sah, dass er kaum merklich das Gesicht verzog. „Ich war in meiner Gutmütigkeit ziemlich arrogant“, gestand er. „Erst nach mehreren Monaten in der Bastille ist mir klar geworden, dass gute Absichten manchmal genauso zerstörerisch sein können wie eine beabsichtigte Grausamkeit.“
    „Aber nein“, beschwichtigte Mélusine, obwohl sie ihm insgeheim recht gab. Saint-André hatte sich ihr gegenüber stets freundlich und aufmerksam verhalten, aber niemals zeigte er auch nur den leisesten Funken eines Interesses an ihr als Frau. Sie glaubte nicht, dass das daran lag, weil sie verheiratet war, als sie ihn kennenlernte. Es musste die größte Demütigung sein, eine Affäre mit einem Mann zu haben, der nur zu einem guten Zweck mit einer Frau schlief. „Mir ist es viel lieber, dass wir Freunde sein können.“
    Er lächelte. „Ich hoffe, das werden wir immer sein. Da, die weißen Klippen von Dover!“ Mit einer eleganten Geste wies er nach vorn, und Mélusine genoss ihren ersten Blick auf England.
    Von Dover bis nach London waren es achtzig Meilen, aber das Schiff hatte so früh am Morgen angelegt und sie kamen so gut auf der Straße voran, dass sie London bereits am Nachmittag ereichten. Je mehr sie sich dem Ziel näherten, desto nervöser wurde Mélusine. Da erschien es beinahe wie eine Ablenkung, als sie hörte, wie Daniel mit einem Stallknecht in einem Wirtshaus Englisch sprach.
    „Sie haben immer behauptet, Sie könnten kein Englisch!“ Sie sah ihn empört an.
    „Das kann ich auch nicht.“
    „Ich habe es doch selbst gerade gehört!“
    „Das ist Seefahrerenglisch“, winkte er ab. „Nicht gerade passend für Sie. Ich habe es Ihnen deswegen nicht gesagt, weil Sie mir dann mit der Bitte um Unterricht in den Ohren gelegen hätten. Sie jedoch müssen lernen, wie eine Dame Englisch zu sprechen.“
    „Er kann Englisch und hat mir nichts davon gesagt“, schimpfte sie noch, als sie wieder in die Kutsche stieg.
    „Er kann sich einigermaßen verständigen“, verbesserte Saint-André. „Obwohl er seine Wünsche auch ohne Sprache ganz gut zum Ausdruck bringen kann.“
    „Er hätte es mir beibringen müssen!“
    Die Augen des Marquis funkelten belustigt auf. „Er verfügt über einen etwas derben Wortschatz, der wohl einiges Befremden auslösen würden, wenn Sie ihn in einem Salon wiederholten.“
    „Aber ich muss Englisch lernen. Bringen Sie es mir bei“, bat Mélusine.
    Er gab sich alle Mühe, ihr ein paar Höflichkeitsfloskeln zu erklären, aber wegen ihrer Neugier auf die fremde Umgebung und ihrer Furcht, Pierce wiederzusehen, war sie viel zu unkonzentriert, um aufmerksam zuhören zu können.
    „Ich muss ein Haus mieten, aber heute werden wir in einem achtbaren Gasthof übernachten“, sagte sie unvermittelt. „Ich bin hier, um ein neues, unabhängiges Leben zu beginnen – so wie ich es vorhatte, als ich nach Paris gezogen bin. Ich werde ein Haus haben und mich mit meiner Kunst beschäftigen, nur eben in London. Aber kaufen darf ich noch nichts, denn wenn sich herausstellt, dass er nicht in England bleiben kann … Was glauben Sie, wohin er gehen wird, wenn er nicht in England bleiben darf?“ Sie warf Saint-André einen flüchtigen Blick zu, anschließend widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder der vorüberziehenden Landschaft.
    „Das weiß ich nicht. Aber in

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