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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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schon seit Beginn ihrer Ehe gewusst. „Sie brauchen keine Rücksicht auf meine Gefühle zu nehmen. Mir war bekannt, dass er eine hatte.“
    „Aber nicht, als er starb“, widersprach Séraphin. „Zum Zeitpunkt seines Todes waren Sie die einzige Frau in seinem Leben, meine Liebe.“
    Pierce hatte das Gespräch von der Salontür aus verfolgt, die Mélusine nicht vollkommen geschlossen hatte. Jetzt trat er ein paar Schritte zur Seite und sah gleichgültig geradeaus, als Séraphin an ihm vorbeiging und in einer Wolke von Parfum leichtfüßig die Treppe hinuntereilte. Der Anblick – und der Geruch – von Mélusines Schwager brachten Pierce zur Weißglut. Er traute Séraphin ohne Weiteres eine Erpressung zu. Aber nachdem er ihn nun in Augenschein nehmen konnte, störte ihn Mélusines Behauptung noch mehr, er hätte Ähnlichkeit mit diesem französischen Adeligen. Da er jedoch mittlerweile Respekt vor ihrer guten Beobachtungsgabe hatte, schaute er etwas genauer hin.
    Mélusine hatte gesagt, Séraphin bewege sich wie jemand, der absolutes Vertrauen zu seinem Körper hätte. Als Pierce ihm nun nachblickte, verstand er, was sie damit meinte. Die beinahe übertriebene Anmut seiner Bewegungen konnte einen anfangs täuschen, doch bei genauerer Betrachtung merkte man, dass in den langen, in Satin und Spitze gehüllten Gliedmaßen einige Kraft steckte. Und seine Unterhaltung mit Mélusine ließ darauf schließen, dass er nicht dumm war. Pierce unterstellte ihm, dass er von Anfang an gewusst hatte, warum Mélusine ins Hôtel de Gilocourt gekommen war. Sobald Séraphin sich in seiner Vermutung bestätigt gesehen und herausgefunden hatte, dass Mélusine über keine weiteren Informationen verfügte, war er wieder gegangen.
    Und da gab es noch einen Grund, warum Séraphin sehr wahrscheinlich der Erpresser war – und warum Pierce den Verdacht gegen Mélusine endgültig aufgeben konnte. Er hatte immer angenommen, sie wäre in verzweifelten Geldnöten. Doch nun hatte er erfahren, dass die Erbschaft, die Bertier ihr hinterließ, von ihrem Anwalt verwaltet wurde, nicht von ihrem Vater. Und sie musste ziemlich umfangreich sein, wenn Séraphin so darauf aus war, die Kontrolle darüber zu erlangen. Pierce wusste zwar damit immer noch nicht, warum Mélusine in einem leeren Haus mit blanken Fußböden und hallenden Zimmern wohnte, aber dies lag eindeutig nicht daran, dass sie sich keine Möbel leisten konnte. Séraphin hingegen war ganz offensichtlich ein an großen Luxus gewöhnter Spross des Adels …
    „Bertier hatte eine Mätresse“, sagte Mélusine, sobald Pierre in den Salon trat. „Das weiß ich. Schließlich habe ich sie gesehen.“
    „Er hat Sie mit ihr bekannt gemacht?“ Pierce hörte sich verblüfft und missbilligend zugleich an. „Ist sie ein Mitglied der gehobenen Gesellschaft?“
    „Nein. Aber ich beobachtete sie einmal zusammen. Sie ist sehr temperamentvoll. Für mich ergibt das alles keinen Sinn. Warum sollte Séraphin behaupten, Bertier hätte keine Mätresse gehabt? Er muss doch wissen, dass mir das längst bekannt war.“
    Pierce blieb eine Weile stehen, dann nahm er in dem Sessel ihr gegenüber Platz. „Er sagte nur, Ihr Mann hätte zum Zeitpunkt seines Todes keine Mätresse gehabt“, erinnerte er sie. „Und nicht, dass er niemals eine gehabt hätte.“
    „Das stimmt.“ Mélusine runzelte die Stirn, als sie an Séraphins genaue Worte zurückdachte. „Ich frage mich, wann er sie verloren hat.“
    „Verloren? Kann er sie nicht einfach verlassen haben, weil er einsah, welches Unrecht er Ihnen da antat?“
    „Aber nein!“, rief Mélusine aus. „Das hätte er niemals gemacht. Sie war schon lange vor unserer Ehe seine Mätresse. Alle wussten, dass er mich nur heiraten wollte, um einen Erben zu bekommen.“
    „Hat er sie oft unfreundlich behandelt?“, wollte Pierre wissen.
    Irgendetwas in seiner Stimme erweckte ihre Aufmerksamkeit. Sie war noch in Gedanken bei dem Geheimnis um Bertiers Mätresse, doch nun sah sie Pierre an. Sie war erstaunt und gleichzeitig von großer Wärme erfüllt, weil er mit ihr mitzufühlen schien. Sie war es nicht gewohnt, dass man ihr etwas anderes als Verärgerung entgegenbrachte. Ihr fiel wieder ein, dass er sie vorhin beinahe geküsst hätte, und sie verspürte ein leichtes Prickeln, als sie sich fragte, was das alles zu bedeuten hatte. Doch darüber konnte sie jetzt keine weiteren Überlegungen anstellen. Nicht, wenn Pierre auf eine Antwort von ihr wartete und sie das Rätsel um

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