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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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den Kopf. „Saint-André war Bertiers bester Freund. Ich dachte nur, dass er es eigentlich wissen müsste, ob mein Mann mit jemand anderem Streit gehabt hatte. Und er müsste doch auch über seine Mätresse Bescheid wissen, finden Sie nicht? Bertier war bereit, über mich mit seinem Freund zu sprechen – dann hatte er ihm sicher auch von anderen Frauen erzählt, nicht wahr? Oder halten Männer sich eher zurück, wenn es um ihre Mätressen geht?“, fügte sie unsicher hinzu.
    „Das kommt wohl ganz auf den jeweiligen Mann an“, erwiderte Pierce. „Erzählen Sie mir, was in der Nacht und am nächsten Tag noch geschehen ist, danach brauchen wir dieses Thema nicht mehr anzuschneiden.“
    „Da gibt es nicht mehr viel zu berichten. Ich hatte große Angst, von ihnen entdeckt zu werden, und versuchte, nachdem ich dazu wieder in der Lage war, mich davonzuschleichen. Weil ich so zitterte, war ich unbeholfen und stolperte über einen kleinen Tisch. Ich wollte ihn wieder aufstellen, aber ein Tischbein war abgebrochen. Ich war mir sicher, dass sie mich hören würden, wenn ich mich darum kümmern würde, also ließ ich den Tisch auf dem Boden liegen. So drehte ich mich hastig um und prallte gegen Jean-Baptiste …“
    „Sie taten … was ? Sie prallten gegen Jean-Baptiste? Wo kam der denn her?“
    „Ich weiß es nicht. Ich war so durcheinander, es war schrecklich. Ich war derart aufgewühlt, ich wollte nur weg. Ich fuhr herum und stieß gegen jemanden. Im nächsten Moment lag Jean-Baptiste vor mir auf dem Gang. Ich bin über ihn hinweggesprungen, dann rannte ich und schloss mich in meinem Schlafzimmer ein.“ Sie sprach immer schneller, sodass Pierce Mühe hatte, ihr zu folgen. „Ich dachte ständig, Bertier würde kommen, aber er erschien nicht. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, daher bat ich am Morgen die Zofe, ihm zu sagen, ich wäre krank und bliebe für den Rest des Tages in meinen Gemächern. Ich fühlte mich wirklich krank. Dadurch weiß ich aber nicht, was Bertier an jenem Tag gemacht hat. Am Abend ging er aus, und am darauffolgenden Morgen brachte der Polizeiinspektor seine Leiche ins Haus.“
    Sie verstummte abrupt und holte ein paarmal tief Luft. Es wunderte Pierce nicht, dass sie nach diesem Wortschwall außer Atem war, aber er war froh, dass er endlich die ganze Geschichte kannte.
    „Ich weiß nicht, wie das alles mit Bertiers Tod zusammenhängen könnte. Doch es wäre schon ein verdächtig großer … Zufall … wenn es da keinen Zusammenhang gäbe.“
    „Ja, nicht wahr?“ Pierce musste gründlicher darüber nachdenken. Am besten, nachdem er die Gelegenheit gehabt hatte, seine immer noch verspannten Muskeln zu lockern.
    „Haben Sie irgendeine Idee?“, fragte Mélusine hoffnungsvoll.
    Er sah sie an und bemerkte, dass der gehetzte, verängstigte Ausdruck ihrer Augen verschwunden war. Sie war noch nicht völlig wieder sie selbst, aber bereit, ihre Suche nach der Wahrheit in Bezug auf Bertiers Tod wieder aufzunehmen. Ihm wurde klar, dass er zum Teil dafür mit verantwortlich war. Er hatte ihr keinen Vorwurf gemacht, und es war ihm gelungen, sie nicht mit seinem glühenden Zorn zu verschrecken. Es erfüllte ihn mit einer ungeahnten Freude, dass er ihre Stimmung beeinflussen konnte, auch wenn er nie vorgehabt hatte, so tief in ihr Leben verstrickt zu werden. Es würde schwierig werden, sich da wieder herauszuziehen, ohne sie zu verletzen – und er war sich nicht einmal sicher, ob er das überhaupt wollte. Doch er durfte einfach nicht die Tatsache aus den Augen verlieren, dass er in Paris war, um den Erpresser zu finden.
    „Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass auch Jean-Baptiste mitangehört haben könnte, was Ihr Mann zu Saint-André sagte?“
    Sie nickte. „Ich fühlte mich besudelt deswegen. Es war schon schlimm genug, dass er auf mich herabsah, weil ich nur eine Bürgerliche bin. Aber ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, wie er hämisch darüber grinste, was Bertier mit mir vorhatte. Ich war so froh, dass er nicht mit nach Bordeaux kam. Und was machen wir jetzt?“
    „Ich gehe aus“, sagte Pierce. Er hatte das dringende Bedürfnis nach einem forschen Spaziergang an der frischen Luft, um seinen Unmut abzureagieren. „Nur mit Ihrer Erlaubnis, natürlich“, fügte er höflich hinzu.
    „Wohin?“ Das war eine sehr unverblümte Frage, und schon gleich darauf errötete sie. Doch Pierce machte keine Bemerkung dazu.
    „Ich will mit ein paar Freunden sprechen“, erklärte er. „Und

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