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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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überlegte es sich aber anders. Sie hegte weit mehr Sympathien für die Dorfbewohner als für Thérèse oder Séraphin. „Ich bin hierher geritten, weil ich mit Ihnen sprechen möchte.“
    „Wir haben nichts miteinander zu bereden“, sagte die Haushälterin verächtlich und kehrte ihr den Rücken zu.
    Mélusine war außer sich über dieses unverschämte Verhalten. „Sehen Sie mich gefälligst an!“
    Thérèse warf ihr einen Blick über die Schulter hinweg zu. „Sie sind nichts weiter als die Tochter eines Emporkömmlings. Was ist schon ein Kaufmann! Von Ihnen nehme ich keine Befehle mehr entgegen.“
    Obwohl sie sich die Arroganz der Gilocourts zu eigen gemacht hatte, war Thérèse immer noch eine Bedienstete. Ihre jetzige Stellung verdankte sie nur der Tatsache, dass sie einst Séraphins Amme gewesen war. Wie weit mochte sie wohl gehen in ihrer Ergebenheit für ihren früheren Schützling?
    „Haben Sie bewusst verschleiert, dass Séraphin seinen Bruder getötet hat?“, fragte sie, als die Haushälterin davongehen wollte.
    Thérèse erstarrte. Dann fuhr sie herum, und ihr Blick war so voller Hass, dass Mélusine unwillkürlich einen Schritt zurückwich. „Wie können Sie es wagen, so schmutzige Anschuldigungen zu äußern“, zischte sie. „Verschwinden Sie von hier!“
    „Auch Bertier war ein Gilocourt.“ Mélusine hielt tapfer stand. „Was ist mit Ihrer Loyalität ihm gegenüber?“
    „Ich war ihm treu ergeben. Ich habe mich um seine Leiche gekümmert, als Sie nichts damit zu tun haben wollten …“
    „Sie haben mich doch gar nicht in seine Nähe gelassen! Sagen Sie mir, welcher Art seine Verwundungen waren.“
    Thérèse zögerte, schließlich lächelte sie unangenehm. „Jetzt ist es wohl zu spät. Sie hatten die Gelegenheit gehabt, nachzusehen, und Sie ließen sie sich entgehen. Es ist besser so. Sie konnten Bertier nicht den Erben schenken, den er brauchte, und Séraphin ist ein würdiger Nachfolger als Comte. Richten Sie Ihrem Gesindel aus, es soll die Finger vom Taubenschlag lassen.“ Damit ging sie davon.
    „Sie könnte sogar der Königin noch Nachhilfe geben in Arroganz“, stellte Pierre fest.
    Mélusine atmete tief durch. Zugleich merkte sie, dass sie zitterte. Pierre stellte sich neben sie und strich ihr tröstend über den Arm.
    „Lassen Sie uns von hier verschwinden“, schlug er vor. „Von ihr werden Sie nichts mehr erfahren, und ich würde gern etwas auf Abstand gehen zu den verständlichen Rachegelüsten der Bauern.“
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust, um ihr Zittern zu unterdrücken, und ließ sich von ihm zur Tür führen. Beim Gehen fiel ihr Blick auf die Gobelins an den Wänden. Sie kannte sie, wusste um die Legenden Bescheid, die auf ihnen abgebildet waren.
    Ein Gobelin zeigte das Ungeheuer Bigorne. Es war unglaublich fett, weil es sich von Pantoffelhelden ernährte, und die Geschichte besagte, dass ihm die Vorräte daran niemals ausgingen. Auf dem anderen Gobelin war die Bestie Chichefache dargestellt. Chichefache war so dünn, dass man die Rippen zählen konnte, denn das Monstrum ernährte sich ausschließlich von treuen Ehefrauen – und die gab es nur selten.
    Die Gobelins waren von Bertiers Vater in Auftrag gegeben worden. Die Motive stammten von Fresken aus dem mittelalterlichen Château, auf dessen Ruinen das jetzige Schloss errichtet worden war. Bertier fand sie stets sehr amüsant, während Mélusine sie noch nie mochte. Er hatte sich jedoch geweigert, die Wandbehänge abnehmen zu lassen. Sie musste daran denken, wie er ihr die Bitte lachend abgeschlagen und später bewusst geplant hatte, sie zu einer Ehebrecherin zu machen. Plötzlich geriet sie über die selbstgefällige, typisch männliche Beleidigung, die diese Gobelins verkörperten, in blinden Zorn.
    Sie riss sich von Pierre los, packte den ersten Gobelin mit beiden Händen und zerrte ihn mit allen Kräften von der Wand. Sie hörte den Stoff reißen, und das Geräusch erfüllte sie mit Genugtuung. Danach wandte sie sich dem zweiten Gobelin zu, wild entschlossen, ihn zu zerstören.
    Pierre war wie vom Donner gerührt. Er hatte keine Ahnung, was Mélusine zu ihrem plötzlichen Angriff auf die Gobelins veranlasst hatte. Die Szene mit Thérèse war zwar hässlich gewesen, aber er sah keinen Zusammenhang zwischen ihr und den Gobelins.
    Außerdem beschäftigte ihn noch etwas anderes: Der Raum befand sich im Erdgeschoss und hatte einen malerischen Ausblick durch hohe Glastüren auf den Garten und die

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