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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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sein, zu sehen, wie Séraphin reagiert …“
    „ Interessant? “ Mélusine knüllte aufgebracht ihre Handschuhe zusammen. „Mein Gott, Sie sind beide Narren. Warum glauben Sie mir nicht, dass er gefährlich ist?“
    „Ich glaube Ihnen. Aber Sie müssen mir vertrauen …“
    „Warum sollte ich das tun? Ich weiß nicht, warum Sie hier sind. Ich weiß nicht, wann Sie wieder fortgehen. Sie machen ein völlig gleichgültiges Gesicht, aber ständig beobachten Sie alles. Im einen Moment küssen Sie mich, im nächsten können Sie es kaum erwarten, von mir wegzukommen …“
    „Letzteres stimmt nicht.“
    Seine Bemerkung brachte sie vorübergehend zum Schweigen. „Sie sind mir gegenüber nicht aufrichtig“, meinte sie nach einer Weile unsicher.
    „Nein.“
    „Sie haben es also nicht eilig, mich zu verlassen?“
    „Nein.“
    „Sie verhalten sich aber so. Ich spüre es. Nach außen hin wirken Sie ganz entspannt, aber im Innern drängt es Sie, weiterzuziehen.“
    „Ich muss … etwas erledigen“, erklärte er langsam. „Was immer Sie zu spüren glauben, ist meine Ungeduld, es hinter mich zu bringen.“
    „Was denn?“
    „Warum haben Sie die Gobelins herabgerissen?“
    „Sie sind unmöglich!“ Nie beantwortete er ihre Fragen, war dafür aber umso hartnäckiger mit seinen.
    „Hm.“ Er setzte sich und streckte die Beine aus.
    Mélusine sah sich stirnrunzelnd im Salon um. „Warum sind wir hier? Ich mag diesen Raum nicht, er ist nur für Besucher gedacht.“
    „Nun, zum einen hat er den Vorteil, dass wir nicht noch zwei weitere Treppen hinaufsteigen müssen. Zum anderen, und das ist noch wichtiger, die Stühle sind hier gepolstert. Ihr Atelier mag recht charmant sein, aber es ist auch verteufelt unbequem.“
    „Das ist nicht wahr!“, brauste sie empört auf. „Ich mochte Sie eigentlich lieber, als Sie einfach das getan haben, was ich Ihnen auftrug.“
    „Das war nur der Reiz des Neuen. Erzählen Sie mir von den Gobelins.“
    „Wenn man es genau bedenkt, waren Sie noch nie besonders gehorsam. Sie sind sehr stur.“
    „Darauf könnte ich jetzt etwas erwidern, aber ich will ein Gentleman sein.“
    „Sie sind ein Gentleman, nicht wahr?“, stellte Mélusine fest. „Ich sollte Sie eigentlich aus dem Haus werfen.“ Stattdessen setzte sie sich neben ihn. Er legte den Arm um sie, und sie schmiegte sich an ihn, als hätte sie das schon unzählige Male getan. Es tröstete sie, ihn so dicht neben sich zu fühlen. Sie seufzte.
    Pierre küsste sie leicht auf den Kopf. „Erzählen Sie mir von den Gobelins.“
    „Bigorne und Chichefache – haben Sie schon von ihnen gehört?“ Als er den Kopf schüttelte, erzählte sie ihm die Legende der beiden Ungeheuer.
    „Nun, dann überrascht es mich nicht, dass Sie so wütend waren. Haben Sie bei Ihrem Mann auch schon mal so einen Zornesausbruch gehabt?“
    „Nein. Es hätte mich einiges an Überwindung gekostet. Anfangs konnte ich gar nicht aus mir herausgehen – aber durch Sie fällt es mir viel leichter.“
    „Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.“ Sie hörte das Lächeln aus seiner Stimme heraus, während er langsam ihre Schulter streichelte. Sie legte die Hand auf seine Brust und fühlte den gleichmäßigen Schlag seines Herzens. Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen, aber dazu hätte sie ihren Nacken zu sehr verrenken müssen. Also setzte sie sich kurzerhand auf seinen Schoß. Ihre Kühnheit erstaunte sie zwar, aber schließlich hatte er sie selbst schon einmal auf seine Beine gezogen, als er sie geküsst hatte. Daher würde er wohl auch jetzt nichts dagegen haben. Den einen Arm hatte er um ihre Taille gelegt, die andere Hand ruhte leicht auf ihrem Oberschenkel. Sie genoss es sehr, wenn er sie berührte, was ihr den Mut gab, ihm weitere Fragen zu stellen.
    „Sie weichen mir bewusst aus“, sagte sie.
    „Ich habe keine Ahnung, was ich Ihnen sagen soll“, erwiderte er schlicht.
    „Die Wahrheit vielleicht?“
    „Es ist nicht allein mein Geheimnis.“
    Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Ihr war, als wäre ihre gesamte Welt auf Treibsand gebaut. Wessen Geheimnis war es? Was bedeutete ihm diese Person? „Ist es das einer Dame?“
    Er schüttelte lächelnd den Kopf und strich ihr über die Wange. Mit dem Finger zog er plötzlich den Halsausschnitt ihres Reitkostüms nach. Sie trug eine Bluse unter der Jacke, doch als sein Finger an der Vertiefung zwischen ihren Brüsten innehielt, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Er berührte zwar nicht ihre Haut,

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