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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Marie nahezu begraben.
     
    Als man am französischen Hof von den Heiratsplänen König Philipps erfuhr, war Anna voll des Mitgefühls mit der kleinen Schwägerin. Sie konnte sich ausmalen, wie schlimm es für diese junge Frau sein musste, mit ihrem Bruder, den auch sie nur als steifen Trauerkloß kannte, im düsteren Escorial mit seinem strengen Hofzeremoniell leben zu müssen.
    »Hoffentlich bekommt Marianna möglichst rasch einen Sohn«, wünschte ihr Anna, »dann wird ihr Dasein vielleicht um einiges leichter werden.« Sie hoffte nur, dass ihr Bruder sich gegen seine junge Braut nicht ebenso unbarmherzig verhielte, wie es ihr Gemahl ihr gegenüber tat.

    »Im Alter von erst sechzehn Monaten vollzog der französische Thronfolger bravourös seine erste offizielle Handlung: Am sechsten Januar nahm der Dauphin beim Mittagsmahl eine Serviette aus den Händen des Hofmeisters entgegen und reichte diese seinem erlauchten Vater, unserem König«, war in der Gazette zu lesen.
    Anna hatte stundenlang mit dem kleinen Ludwig geübt, damit er die wenigen Handgriffe sozusagen im Schlaf beherrschte.
    »Du musst deinen lieben Papa dabei anlächeln, mein Schatz«, hatte sie den Kleinen beschworen. Ihr lag so viel daran, dass der König ihr und seinem Kind gewogen war.
    Der Monarch, erfreut über »seinen klugen Sohn« und gnädig gestimmt, verweilte mehrere Tage bei seiner Gemahlin und machte wieder einmal überraschend Gebrauch von seinen Rechten als Ehemann. Und Anna wurde zum Erstaunen aller erneut schwanger.
    Aber da Ludwig XIII. immer noch in seine leidenschaftliche Affäre mit Henri de Cinq-Mars verstrickt war, wollten viele am Hof an die Vaterschaft des Königs nicht so recht glauben. Alle möglichen Männer wurden verdächtigt, der Königin in Saint-Germain-en-Laye »die Zeit vertrieben zu haben«.
    Das bösartige Gerede reichte dabei vom Leibarzt über den Beichtvater und sparte gar den Reiniger der Kamine nicht aus. Einige wenige Hofdamen, die Anna gewogen waren, bemühten sich, die gemeinen Gerüchte von ihr fernzuhalten.
     
    Marie de Chevreuse war nach wie vor - der Eheschließung des frommen spanischen Monarchen gegen Ende des Jahres 1639 ungeachtet - die Lieblingsmätresse Philipps IV. Dem Spanier lag überhaupt nichts an seiner jugendlichen Gemahlin;
er suchte die Königin lediglich des Nachts auf, um mit ihr einen Thronfolger zu zeugen.
    Nach vollbrachter Tat verließ der Monarch das Schlafgemach Mariannas, um sich in einer einfachen und »neutralen« Kutsche, die nichts über ihren erlauchten Fahrgast verriet, zur in der Nähe seines Palastes gelegenen Villa von Marie bringen zu lassen.
    Obwohl Philipp in aller Regel den ehelichen Akt mit seiner Gemahlin zweimal hintereinander ausführte (»um die Wahrscheinlichkeit einer baldigen Schwängerung zu vergrößern«), war es für die erfahrene Französin eine Kleinigkeit, das abgeschlaffte Glied ihres Liebhabers in Kürze wieder »voll funktionsfähig« zu machen.
    Und Philipp schaffte es zu seinem eigenen Entzücken immer wieder, seine temperamentvolle Geliebte noch mindestens zweimal zu »beglücken«.

KAPITEL 47
    IN KÜRZE HATTE die kleine Prinzessin aus Wien - wie von Marie befürchtet - das Lachen verlernt. Ihr heiteres Wesen verdüsterte sich von Tag zu Tag. War in den ersten Wochen nach der Hochzeit noch das unbeschwerte Gelächter der fast fünfzehnjährigen Habsburgerin durch die endlosen Flure des in seiner prunkvollen Düsternis unheimlichen Palastes zu hören, kehrte nun erneut jene Grabesruhe ein, die typisch war für den freudlosen Madrider Königshof.

    Königin Anna und vor allem ihr krankhaft eifersüchtiger Gemahl Ludwig vernahmen zum Glück nichts von den gegen die Königin erhobenen, infamen Verdächtigungen. Das war vor allem Seiner Eminenz, dem Ersten Minister, zu verdanken, der im Augenblick keinen Nutzen darin sah, Zwietracht zwischen dem königlichen Paar zu säen.
    Dass Ludwig XIII. mittlerweile so geringes Interesse an seinem Erstgeborenen zeigte und sich so selten mit ihm beschäftigte - auch seine zum zweiten Mal Mutterfreuden entgegensehende Gemahlin war ihm gleichgültig -, hatte mit seiner an Vernarrtheit grenzenden Verliebtheit in den jungen Edelmann Cinq-Mars zu tun.
    Dieser Jüngling, schön wie Apoll, war innerhalb Jahresfrist zum Ersten Kämmerer und Ersten Stallmeister aufgestiegen. Vieles an seiner steilen Karriere erinnerte an jene von Charles d’Albert de Luynes, Maries erstem Ehemann.
    Ludwig überschüttete ihn geradezu

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