Im Dienste Der Koenigin
bei Kerzenschein am späten Abend nieder, als ihr Dienst bei der Hofdame beendet war.
Es war inzwischen Anfang März des Jahres 1639. In sechs Monaten hatte Ludwig-Dieudonné nicht weniger als sieben Ammen verschlissen. Wenn sie nicht genug Milch gaben, biss der Kleine sie in die Brustwarzen. Schließlich hatte man anscheinend die richtige gefunden, ein besonders kräftiges Weib, Ehefrau von Étienne Ancelin, einem Fuhrmann aus Poissy. Sie konnte anscheinend die zwei Zähnchen des Prinzen verkraften und bekam dafür vierhundert Écus Lohn im Jahr.
»Der Dauphin besitzt bereits jetzt ein eigenes Gefolge von insgesamt siebzehn Personen«, konnte Céleste gewissenhaft niederschreiben. Von ihrem Vorhaben, alles einst ihrer Schwester zum Lesen zu geben, ließ sie sich nicht abhalten.
Mit der ihr eigenen Schlauheit und Raffinesse, was die Kunst des Überlebens bei Hofe anbelangte, gelang es Céleste kurz darauf, zur Ammenhelferin des königlichen Nachwuchses ernannt zu werden. Das bedeutete, sie verfügte über die ehrenvolle Aufgabe, die königliche Wiege für zweihundert Écus pro Jahr schaukeln zu dürfen.
Wenn der Thronfolger Frankreichs schlief, bewachten ihn sechs Frauen - eine davon war Céleste - unter der Aufsicht einer siebten, nämlich seiner Ersten Kammerfrau.
Trotzdem war Céleste nicht glücklich - gab sie doch die Hoffnung, ihre Schwester doch noch irgendwann in die Arme schließen zu können, ganz allmählich auf.
Und sie vermisste Marie doch so sehr! Seit dem Zeitpunkt,
als ihre so hoffnungsvoll begonnene Ehe mit Guy Lombarde angefangen hatte, sich aufzulösen, hätte sie die Ratschläge der erfahrenen Schwester, die sich mit den Männern so viel besser auskannte als sie, dringend gebraucht.
Anna hatte zu ihrem Leidwesen rasch begreifen müssen, dass sich an ihrer schrecklichen Ehe nichts geändert hatte und sich wohl auch nichts mehr ändern würde. Alles was ihr noch blieb, war ihr Sohn, der indes prächtig gedieh und für den sie überaus dankbar war - schon deshalb, weil ihr Gemahl nun keinen Vorwand mehr hatte, sie wegen ihrer Unfruchtbarkeit zu ihrem Bruder nach Spanien zurückzuschicken oder in ein Kloster abzuschieben.
KAPITEL 46
IMMER NOCH TRAFEN aus dem Ausland Unmengen an Geschenken für den Dauphin ein. Zum Teil handelte es sich um wertvolle und ausgesucht geschmackvolle Gaben; es war jedoch auch viel nutzloser Plunder dabei. Immerhin zeugte aber auch dieser vom guten Willen der Schenkenden.
Wohlwissend, dass ihr Wunsch sich nicht erfüllen konnte, hoffte Anna dennoch eine Zeit lang, dass unter den Liebesgaben sich auch eine von Marie befinden möge. »Ach, nein, das ist unmöglich«, wischte sie dann diesen Gedanken traurig fort. »Die Schergen des Kardinals untersuchen gewiss jedes Präsent und würden es mir nie unter die Augen gelangen lassen …«
Papst Urban VIII. entsandte Kardinal Sforza, der geweihte Windeln und Bettwäsche mitbrachte und dazu ein großes Stück Silberlamé, auf dem in Gold die Porträts von Ludwig dem Heiligen und Papst Urban eingestickt waren.
Ohne innere Bewegung sah Anna mit an, wie Kardinal Richelieu die Händchen ihres Sohnes mit den geweihten Windeln berührte und salbungsvoll versicherte, dies geschähe »zum Zeichen, dass Seine Heiligkeit das Kind als erstgeborenen Sohn der Kirche und Frankreichs anerkenne«.
Am meisten freute sich die Königin über das Geschenk eines Indianerstammes aus Neu-Frankreich in Nordamerika. Dieses Naturvolk hatte dem Thronerben die vollständige Kleidung eines kleinen Häuptlingssohnes übersandt.
»Da unser guter König uns Kleider gegeben hat, wollen wir ihm jetzt ein Gegengeschenk machen«, hatten die kürzlich getauften »Wilden« voll rührender Naivität wissen lassen. Die kleinen Hosen und das niedliche Kittelchen aus hellem, weich gegerbtem Hirschkalbleder waren sorgfältig mit bunten Fäden bestickt, mit farbigen Perlchen benäht und zudem mit den schwarzen Borsten eines Wildschweins verziert worden - genauso liebevoll wie die winzigen Mokassins.
Nach den Festlichkeiten anlässlich der Geburt des Dauphins, den Gratulationsfeierlichkeiten der Noblen, den zahlreichen Dankgottesdiensten sowie den Glückwünschen der Stadt Paris - sogar die Marktfrauen hatten es sich nicht nehmen lassen und die junge Mutter mit einem gewaltigen Blumenstrauß begrüßt - verließ Anna mit ihrem Sohn den Louvre und zog sich wieder nach Saint-Germain-en-Laye zurück.
Die Ärzte hatten es befürwortet, denn auf dem
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