Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
Vom Netzwerk:
Kampfhandlungen gegen Spanien erwartet, ferner die Aufkündigung jeglicher finanzieller Hilfe für die protestantische Union im Nachbarland Deutschland.
    Immerhin war sie die Schwester des spanischen Königs und eine gottesfürchtige, katholische Habsburgerin. Doch es sollten sich alle irren: Auf Anraten Jules Mazarins - der seinen italienischen Namen mittlerweile aus verständlichem Opportunismus französisiert hatte - blieb alles beim Alten.
    Die kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem südlichen Nachbarn wurden keineswegs beendet und auch die finanzielle Hilfe für die Protestanten im Osten stellte Anna nicht ein. Kein Mensch konnte verstehen, dass diese Frau - die bis dahin noch niemals politisch in Erscheinung getreten war - auf einmal selbstständig und sehr bestimmt ihre eigenen Ideen vertrat und dabei die verwandtschaftliche Bindung an die Habsburger außer Acht ließ.
    Die Gerüchte, die am französischen Hof - und auch bald an den übrigen Herrscherhöfen Europas - kursierten, besagten, die Regentin wäre Mazarin, einem »homme à femmes«, hörig. Man argwöhnte, nur seinem schlechten Einfluss sei es zuzuschreiben, dass Madame Anna so unerwartete politische Entscheidungen treffe.
    Anna indes ging es nur um eines: um die Zukunft ihres Sohnes Ludwig XIV. Der weitsichtige Mazarin hatte ihr klargemacht,
dass sie sich um des Dauphins willen aus der Abhängigkeit von Habsburg lösen musste. Das Wohl Spaniens hatte sie fortan nicht mehr zu interessieren. Der Ruhm Frankreichs verlangte die völlige Trennung vom Familienverband:
    Ludwig XIV. war kein Habsburger, sondern ein Bourbone und als solcher allein Frankreich und dessen Ehre und Wohlergehen verpflichtet. Verständlicherweise hatte die Regentin zu Anfang gezögert, aber dann war sie von der Richtigkeit dieser Sichtweise überzeugt.
    Die Folge davon war, dass das übrige »Haus Habsburg«, vor allem ihr kaiserlicher Vetter Ferdinand in Wien, sie aus dem Familienverband verstieß, indem er sie zur »persona non grata« erklärte - eine Tatsache, die später dazu führte, dass man Königin Anna aus den Genealogien der Habsburger Dynastie vollkommen tilgte. Anna trug schwer an dem Bruch mit ihrer Familie, doch das Ziel, ihrem Sohn den Weg zu ebnen, stellte sie bis zu ihrem Lebensende über alles. Schließlich sollte er es einmal leichter haben als sie …
    Das böswillige Gerede, das ihr eine Liebesbeziehung mit Mazarin unterstellte, versuchte sie, so weit dies möglich war, zu ignorieren. Die Lästermäuler würden es bald langweilig finden, darüber zu spekulieren - dachte die Königin.
    Aber das Kesseltreiben ging weiter. Es kursierten gar Gerüchte, ihr verstorbener Gemahl sei gar nicht der leibliche Vater des Dauphins. Diese Unterstellung war haarsträubend und kränkte die Regentin zutiefst. Personen, die Anna wohlwollten und sich den Sinn für die Realität bewahrt hatten, widersprachen vehement dieser ebenso gemeinen wie albernen Behauptung. Hatte sich Mazarin doch im Dezember 1637 - zum Zeitpunkt der Zeugung also - nachweislich noch in Italien aufgehalten! Doch die bösen Stimmen wollten nicht verstummen. Zu ungewohnt und unangemessen erschien vielen
eine Frau, die die Geschicke eines ganzen Landes in ihren Händen hielt und sich zudem von niemandem etwas sagen ließ.
     
    Im Hochsommer 1643 hatte Marie de Chevreuse ihre Koffer längst gepackt. Der Abschied von ihrem Liebhaber Philipp fiel ihr nicht allzu schwer, war doch schon seit längerem die Leidenschaft verflogen und die Beziehung ein wenig schal und langweilig geworden.
    Vor allem in letzter Zeit herrschte am spanischen Hof zudem eine sehr angespannte und schlechte Stimmung. Der Monarch war maßlos enttäuscht von seiner jugendlichen Gemahlin, die ihm nur lebensunfähige Nachkommen schenkte.
    »Wozu habe ich die junge Stute geheiratet, wenn sie nicht imstande ist, Spanien einen gesunden Thronerben zu gebären?«, hatte Philipp der Vierte erzürnt ausgerufen.
    »Am liebsten würde der König mir, seiner Geliebten, Vorhaltungen machen, weil ich es gewesen bin, die ihm zu dieser Heirat geraten hat …«, ging es Marie de Chevreuse durch den Sinn, nachdem Philipp sich von ihr verabschiedet hatte.
    Dennoch war sie sich sicher, dass der spanische König seine immer noch sehr reizvolle Mätresse nur ungern ziehen ließ.
    Der nach wie vor in sie vernarrte Monarch hatte ihr sogar den Titel einer spanischen Marquesa in Aussicht gestellt - eine ungeheuer große Ehre, verbunden mit enormem Landbesitz in

Weitere Kostenlose Bücher