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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Kastilien sowie zwei Schlössern in der Nähe von Burgos. Aber die mit gut einundvierzig Jahren immer noch zauberhaft schöne Marie ließ sich nicht umstimmen. Frankreich rief!
    König Philipp IV. spielte sogar kurz mit dem Gedanken, ihr die Ausreise aus Spanien kurzerhand zu untersagen. Aber sie drohte ihm spaßhaft - jedoch unmissverständlich - mit Flucht
und diese Blöße wollte der stolze Spanier sich nicht geben: Spaniens Herrscher hatte es schließlich nicht nötig, seine Geliebte mit Gewalt festzuhalten …
    Sie bemühte sich, Philipp IV. glaubhaft zu versichern, dass ihr Heimweh nach Frankreich, nach ihrer Schwester Céleste und nach ihren Kindern in der Zwischenzeit unerträglich geworden sei.
    Über ihre Zuneigung zu seiner Schwester Anna schwieg sie allerdings. Dafür interessierte er sich bestimmt nicht - allzu sehr hatte ihn die Regentin Frankreichs enttäuscht. Nie mehr wollte er den Namen der Verräterin am Hause Habsburg hören - darin war er einer Meinung mit seinem kaiserlichen Verwandten Ferdinand in Wien.

KAPITEL 55
    DAS WIEDERSEHEN VON Marie und Anna Anfang August 1643 war ergreifend. Die beiden, durch Erfahrung und Leid gereiften Frauen lagen sich lange in den Armen, lachten und weinten gleichzeitig. Ihr erstes Gespräch zog sich über mehrere Stunden hin. So vieles und unendlich Bedeutsames war in der Zwischenzeit geschehen …
    Marie fand kaum die Worte, alles zusammenzufassen:
    »Über Jahrzehnte hinweg wart Ihr die gedemütigte und verachtete Königin und jetzt seid Ihr strahlender Mittelpunkt des Hofes in Paris, liebste Anna. Ich freue mich von Herzen für Euch, Madame.«
    Marie de Chevreuse betupfte sich ihre vor Rührung feuchten
Augen mit einem Seidentüchlein, das ihr die Königin noch kurz vor ihrer Flucht nach Spanien geschenkt hatte. »In den sieben langen Jahren, die ich fern von Frankreich verbringen musste, seid Ihr Mutter zweier prächtiger Söhne geworden und Witwe - und damit eine Dame, der man durchaus das Recht zugestehen muss, sich einen Liebhaber zu nehmen.«
    Leicht errötend erwiderte Anna: »Das tut man, Marie, das tut man. Selbst die Frömmsten würden verstehen, wenn ich mir eine breite männliche Schulter zum Anlehnen suchte. Allerdings müsste es der ›Richtige‹ sein - und da habe ich in den Augen des Volkes danebengegriffen. Sie glauben alle, ich hätte eine Beziehung mit Kardinal Mazarin - was definitiv falsch ist. Ich habe überhaupt keinen Liebhaber. Wenn Ihr so wollt, Herzogin, habe ich genug von den Männern!«
    Marie musste sich das Lachen verbeißen. Das klang gerade so, als hätte die Königin bereits eine Vielzahl von Liebhabern gehabt …
    Dass die Hofleute der schönen Regentin eine Liaison mit dem Kardinal andichteten, das wusste Marie schon. Auch die meisten Ausländer taten dies. Monseigneur Mazarini stieß dabei allgemein auf wenig Begeisterung, die meisten begegneten ihm mit großem Misstrauen.
    Auch Marie fand den attraktiven Mann nicht sehr sympathisch. Er hatte etwas an sich, das sie abstieß. Aber sie war so ehrlich zuzugeben, dass der kurze Augenblick, als er ihr vorgestellt wurde, viel zu ungenügend war, um sich eine endgültige Meinung zu bilden. Die Herzogin nahm sich vor, in der nächsten Zeit ihre Augen und Ohren offen zu halten.
    Schließlich kam Marie auf den prunkvollen, aber gemütsverdüsternden Escorial, das völlig verarmte Spanien - und auf König Philipp zu sprechen.
    »Seine Majestät war überaus liebenswürdig und großzügig
zu mir, in all den Jahren«, begann Marie. »Leider ist der Monarch sehr böse auf Euch, Madame«, fuhr sie dann unverblümt fort. »Der König kann nicht verstehen, dass Ihr weiterhin Krieg mit Spanien führt und nicht aufhören wollt, die protestantischen Ketzer, diese Todfeinde der heiligen katholischen Kirche, mit Geld zu unterstützen.«
    »Glaubt mir, Herzogin, dieser Entschluss ist mir nicht leicht gefallen. Aber um meines Sohnes willen musste ich mich so entscheiden. Ansonsten liefe Frankreich Gefahr, eines Tages vom großen Habsburger Reich geschluckt zu werden. Es geht um nichts Geringeres als die Souveränität und die Größe und Stärke Frankreichs.«
    Marie wunderte sich, wie selbstbewusst Anna die Situation beurteilte und wie ruhig und entschieden sie ihre Meinung vertrat. Wie sehr hatte sich doch ihre liebe Freundin verändert! Unwillkürlich fragte sie sich, ob auch sie während der Jahre ihres Exils eine Andere geworden war.
     
    Marie vertraute ihrer überglücklichen Schwester

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