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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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gottverlassenes Kloster angedroht hatte. Jahrelang behandelte der König sie wie eine wertlose Sklavin und Gefangene. Mit welcher Lieblosigkeit und Kälte war der französische Monarch ihr in den langen Jahren ihrer Ehe begegnet! Wenn sie nur an seine wortlosen »Pflichtübungen« im Ehebett zur Zeugung eines Thronerben dachte, an diese beinahe brutalen Intimitäten, die eher einer Vergewaltigung, denn einem Liebesakt glichen …
    Hinzu kamen die alltäglichen Bosheiten ihrer Schwiegermutter, Maria de Medici, und die Perfidie des Kardinals Richelieu.
    Aber dass sich eine Frau, deren beste Jahre eigentlich vorüber
waren, derart verwandeln könnte, hätte keiner gedacht. Anna, immerhin eine Witwe von über vierzig, war scheinbar über Nacht zu einer vor Lebenslust und Heiterkeit überschäumenden Frau geworden.
    Gleichzeitig mit Herzenskummer und drückenden Sorgen schien ein Dutzend Jahre von ihr genommen. Sie wirkte wie eine blühende Frau um die dreißig.
    Anna hatte so vieles nachzuholen, was ihr bisher durch ihren ständig kranken, boshaften, griesgrämigen und bisexuellen Ehemann verwehrt war.
    »Die ersten Jahre ihrer Regentschaft sind ein einziges großes, rauschendes Fest, deren strahlender, zauberhafter Mittelpunkt die Königin ist«, bemerkte bewundernd ein englischer Diplomat zur Herzogin de Chevreuse.
     
    An den Grenzen des Landes wurde wie zu Richelieus Zeiten weiter blutig gekämpft gegen die Spanier, die Söldner des Habsburger Kaisers, und gegen die Truppen des bayerischen Kurfürsten Maximilian, der als kompromissloser, bigotter Katholik und fanatischer Hexenjäger in Frankreich einen üblen Ruf genoss - obgleich auch in Frankreich zur rechten Zeit die Scheiterhaufen loderten. Die Bauern und die Kleinbürger hungerten wie gewohnt und die Last der drückenden Steuern war um nichts geringer geworden.
    Aber in den königlichen Schlössern und Parks jagte eine Festivität die andere. Die Damen mit ihren weit schwingenden, bodenlangen Reifröcken und den eng geschnürten Taillen und ihre Kavaliere mit den reich bestickten Brokatwesten und den knappen, bis zum Knie reichenden Seidenhosen tanzten jede Nacht bis in den hellen Morgen hinein.
    Dies war seit Heinrichs des Vierten Zeiten nicht mehr geschehen; trunken von Musik und Wein sanken sie dann, weit
nach dem ersten Hahnenschrei, in ihre Daunenbetten, um sich den »Freuden der Venus« hinzugeben.
    Erst spät am nächsten Tag pflegten die Königin und ihr Hofstaat sich aus den Federn zu erheben, um sich nach einem reichhaltigen Mahl mit Jagden und kleinen Ausflügen zu Pferde oder in Kutschen, begleitet von livrierten Lakaien, zu unterhalten.
    Am Abend warteten neue Genüsse auf sie. Man ergötzte sich an Ballettaufführungen - wobei jeder Edelmann es sich zur Pflicht machte, nach der Vorstellung eine der kleinen, koketten Tänzerinnen zu verführen. Es gab Theatervorstellungen mit den besten und schönsten Schauspielern und Schauspielerinnen. Auch diese fanden ihre Gönner und Liebhaber.
    Paradoxerweise war es ausgerechnet Richelieu gewesen, der das Theater erst hoffähig gemacht hatte. Diesem Kardinal war es zu verdanken, die Schauspielerei aus ihrer »Schmuddelecke«, in der sie Jahrhunderte lang verharrte, herausgeholt zu haben.
    Früher wäre es einer Dame niemals eingefallen, die »Kunst« von Schauspielern, die auf der gleichen Stufe wie ehrlose Jahrmarktsgaukler standen, zu genießen. Ins Theater hatten sich ehemals nur feile Dirnen gesetzt, die es darauf anlegten, einen spendablen Kavalier an Land zu ziehen.
    Die Kirche allerdings behandelte alle Mimen noch immer wie Abschaum, gleich Dieben, Betrügern und Mördern, denen die Geistlichen in aller Regel sogar ein christliches Begräbnis verweigerten.
    »Mögen auch Bischöfe und Kardinäle ein in ganz Frankreich bekanntes Verhältnis mit einer Schauspielerin oder Tänzerin haben: Sobald diese Frau tot ist, wird sie wie ein Hund oder ein hingerichteter Verbrecher auf dem Schindanger verscharrt, ohne Gebet, ohne Segen, ohne ein Zeichen, dass hier
ein menschliches Wesen die letzte Ruhe fand«, kommentierte kopfschüttelnd Marie de Chevreuse diese unsägliche Scheinheiligkeit.
    Ganz Paris mokierte sich noch über die gerade erst - kurz vor Weihnachten 1643 - im Schutze der Nacht vorgenommene Beseitigung des Leichnams einer bekannten Tragödin, deren sterbliche Überreste man irgendwo außerhalb der Hauptstadt, im Ufersand der Seine, vergraben hatte.
     
    »Sogar der kleine König nimmt die

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