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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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getöteten Verräter in eine Mistgrube zu werfen und mit Ästen und Zweigen zuzudecken, damit sich keine Aasfresser an seiner Leiche gütlich taten.
    Als Ludwig versuchte, die zurückgelassene Armbrust zu spannen, fühlte er voll Bitterkeit, dass er nur ein Knabe war und noch lange kein Mann. Aber den scharf geschliffenen Dolch des Erschlagenen nahm er an sich, während sich Anna das lange Messer des anderen Kerls in ihren Rockbund steckte.
     
    Unter dem Eindruck dieser schrecklichen Erlebnisse auf der Flucht quer durch Frankreich - wozu etliche Einbrüche in Bauernhäuser und Backstuben, wilde Verfolgungsjagden, denen sie mit knapper Not entkamen, und immer wieder das Suchen nach geeigneten Verstecken sowie der alltägliche Hunger gehörten - hatte sich der Verstand des Dauphins geschärft.
    Allzu früh legte der kleine König alles Kindlichnaive ab. Nur wenn er sich allein glaubte, brach er oft in Tränen der Wut aus. Als die Truppen Bordeaux belagerten, weil die Stadt sich der Fronde angeschlossen hatte, weinte er bitterlich.

    »Diese aufsässigen Bürger von Bordeaux sollen sich ja vor mir in Acht nehmen! Ich werde nicht immer ein Kind bleiben. Später werde ich ihnen zeigen, was es heißt, dem König von Frankreich zu trotzen«, sagte er zu Céleste, als diese ihn dabei überraschte, wie er seinem Schmerz freien Lauf ließ.
    Ohne sich gegenseitig abzusprechen, vermieden es beide Frauen, jemals wieder das schreckliche Geschehen in der Scheune des Gutshofs zu erwähnen.
     
    Ehe der Frieden in dem beinahe ausgebluteten Land einzog, begriff Ludwig etwas ganz Wichtiges auf schmerzhafte Weise: Ein gegebenes Versprechen der großen französischen Edelleute war wertlos. Manche von ihnen kämpften mit ihren »Privatarmeen« abwechselnd auf der Seite des Königs und der Fronde - ganz so, wie es ihnen gerade am vorteilhaftesten erschien.
    Die Königin wurde noch jahrelang von der Furcht gequält, man könne den Dauphin entführen und zu einem willigen Werkzeug der Frondeure machen. Nächtelang lag die Regentin wach und malte sich aus, was aus »la douce France« werden sollte, falls jemals der wankelmütige und feige Intrigant Gaston an die Regierung kommen sollte.
    Anna, die in ihrer Anfangszeit als Regentin mit geradezu überschäumender Lebenslust von Fest zu Fest geeilt war, war während der Zeit der Fronde wieder so schwermütig geworden wie in den Jahren ihrer unglücklichen Ehe mit Ludwig XIII. Dazu litt sie monatelang an äußerst schmerzhaften Gallensteinen.
    Immer wenn sich seine geliebte Maman mit Koliken am Boden wand, durchlebte der kleine Ludwig Höllenängste, Königin Anna würde sterben.

KAPITEL 68
    NACH LANGEN IRRFAHRTEN durch Frankreich waren die Regentin und ihre Söhne im Herbst des Jahres 1650 erneut in ihrem bescheidenen Asyl in Saint-Germain-en-Laye gelandet. Das Parlament bot Anna nach mehreren Wochen eine Aussprache an.
    Man glaubte, die Regentin - zermürbt von den primitiven Lebensumständen während ihrer Flucht - sei nun endlich reif für Kompromisse. Doch erbost über die ihr zugefügten Kränkungen, wies Anna dieses Angebot mit Stolz zurück.
    Das Parlament seinerseits zeigte sich nicht zum Nachgeben bereit: Forsch und im Bewusstsein seiner unangreifbaren Position erklärte es Kardinal Mazarin als Vorsitzenden des Kronrates und Mitglied der Regierung für abgesetzt; zudem ließ man den Minister enteignen.
    Das war allerdings ein Paukenschlag, der nicht ohne Folgen bleiben sollte. Ein großer Teil der Aristokratie, darunter auch Monsieur Henri de Turenne, Marschall von Frankreich und mit Ehren ausgezeichneter Eroberer des Elsass - nebenbei bemerkt ein Protestant -, schlug sich jetzt gleichfalls auf die Seite der Aufrührer in der Hauptstadt. Man rüstete jetzt offen zum Bürgerkrieg.
     
    »Anna sollte endlich aufgeben. Man muss so viel Intelligenz besitzen und einsehen können, wann man verloren hat«, sagte in besserwisserischem Ton Marie zu ihrer Halbschwester Céleste. Letztere war nach längerer Zeit heimlich, als Bürgersfrau verkleidet, von Saint-Germain-en-Laye nach Paris gekommen.
    Hin und wieder suchte sie ihre einzige Verwandte in der
Hauptstadt im Palais de Chevreuse auf. Marie lebte nach wie vor mit ihrem ungeliebten Mann Claude de Lorraine zusammen.
    Man durfte ohne Übertreibung sagen, dass sie mittlerweile froh sein konnte, diesen anhänglichen Gatten zu besitzen; es interessierten sich nämlich kaum noch Herren für sie. Ihre Jugend, ihre Attraktivität und auch ihr

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