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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Wams, das er auch nachts zum Schlafen anhatte, so lange
tragen musste, bis es ihm buchstäblich in Fetzen vom Leib fiel.
    Von den sechs Dienern, die zu Beginn der Odyssee mit der königlichen Familie aufbrachen, waren fast alle mittlerweile geflohen. Nur noch zwei ehemalige Hauptleute der Musketiere, wilde unheimliche Gesellen, waren auch weiterhin bereit, Anna, ihre Söhne sowie Céleste zu beschützen.
     
    Ein ganz besonders schreckliches Erlebnis sollte allen Betroffenen bis an ihr Lebensende in Erinnerung bleiben. Längst war man gezwungen, sich zu Fuß durch die Lande zu schlagen.
    Die schlichte Kutsche, welche die kleine Gruppe anfangs benützt hatte, war ihnen bald schon von den Aufständischen geraubt worden. Und der Bauernkarren, den die Musketiere »organisiert« hatten, gab auf den miserablen Straßen des Königsreichs mit gebrochenen Achsen seinen Geist auf.
    Das elende Häuflein der Flüchtigen fand sich eines Abends in der halb verfallenen Scheune eines verlassenen Gutshofes irgendwo in der Île de France wieder, dessen adelige Besitzer vor Monaten über den Rhein geflohen waren. Der Dauphin und sein jüngerer Bruder waren völlig erschöpft und schliefen sofort ein, nachdem sie sich niedergelegt hatten.
    Auch Céleste sank einfach auf einem der verrotteten Heuballen in sich zusammen und ließ vor Verzweiflung ihren Tränen freien Lauf. Ihr verkürztes Bein und der krumme Rücken schmerzten schier unerträglich. Relativ gut gehalten hatte sich hingegen die Königin.
    »Ich bewundere Euch so, Madame«, flüsterte Céleste, nachdem sie sich die Tränen mit dem durchlöcherten Ärmel ihres verschlissenen Kittels abgewischt hatte. »Woher nehmt Ihr nur diese Kraft?«
    »Es ist wohl die ungeheure Wut, die mich durchströmt!
Sie peitscht mich vorwärts und lässt mich nicht aufgeben. Ich werde nicht zulassen, dass diese elenden Verräter und gemeinen Meuchelmörder ihre schmutzigen Hände nach meinen Söhnen ausstrecken. Niemals, solange ich atme, wird es einem dieser nichtsnutzigen Intriganten, die nur ihr eigenes Wohl im Auge haben, gelingen, den Dauphin Frankreichs gefangenzunehmen.«
    Anna erschien den übrigen drei Erwachsenen in der schäbigen Scheune wie eine leibhaftige Tigerin. Ihr Beispiel machte auch Céleste erneut Mut. Sie erhob sich und wankte zu ihrem Bündel, um nach den spärlichen Resten von Nahrungsmitteln zu suchen, die sie am Vortag auf einem der abgelegenen Gehöfte gestohlen hatte.
    »Es ist nicht mehr viel«, murmelte sie bedauernd, »aber wir werden wie gewohnt teilen. Für jeden gibt es noch eine Scheibe trockenes Brot und ein paar Weintrauben.«
    »Zum Glück ist Herbst und Erntezeit«, warf der jüngere der Soldaten ein. »Mich braucht Ihr beim Aufteilen nicht einzurechnen, Madame«, wandte er sich an Céleste. »Ich werde mich ins Dorf schleichen und für Nachschub sorgen. Ein wenig Schinken oder ein Stück Käse würde keinem von uns schaden.«
    »Ich begleite dich, Kamerad«, brummte der andere. »Vier Augen sehen mehr als zwei. Ich denke, Mesdames, Ihr und die Prinzen seid hier in der alten Scheuer vollkommen sicher vor unseren Verfolgern. Außerdem werden wir nicht lange wegbleiben.«
    Anna warf einen Blick auf die Knaben, die, dicht aneinandergekuschelt, in tiefen Schlummer gefallen waren. »Wir sollten die Kinder schlafen lassen. Essen können sie auch später«, entschied ihre Mutter. So kauten nur die beiden Frauen an dem trockenen Fladen herum und steckten sich hin und wieder gegen den Durst eine der süßen blauen Trauben in den
Mund. Auf einmal hörten sie Geräusche, die näherzukommen schienen.
    In der Meinung, es handle sich um ihre zwei Beschützer, blieben sie ruhig sitzen. Erst als Céleste auffiel, dass die Ankömmlinge nicht geradewegs auf das geschlossene Scheunentor zugingen, sondern anscheinend um das morsche Gebäude herumschlichen, war sie alarmiert.
    »Das sind nicht die Unsrigen«, flüsterte sie zu Tode erschrocken. Anna sprang auf und blickte sich sofort nach einem Gerät um, das als Waffe zu verwenden war. Gleich darauf hielt sie eine dreizinkige Heugabel in der Rechten.
    Ehe Céleste ihrerseits nach einer in einen Klotz geschlagenen langstieligen Axt griff, breitete sie noch stillschweigend ihr ausgefranstes Schultertuch über die Köpfe der Knaben. Anna nickte. Beide Frauen ahnten, dass es jetzt um ihrer aller Leben ging. Die Kinder sollten nicht sehen, welches Gemetzel vermutlich gleich in der Scheune stattfinden würde. Zudem hoffte Céleste, dass

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