Im Dienste Der Koenigin
Leben in Frankreich zur Hölle gemacht und ihr hättet fliehen müssen, um euer Leben zu retten.«
»Jetzt hast du es erfasst, Liebste«, gab Marie ruhig zur Antwort. »Und ich kann der Regentin den Vorwurf nicht ersparen, selbst an der Misere Schuld zu haben. Ich habe sie immer vor Mazarin gewarnt - aber ich bin auf taube Ohren gestoßen. Es macht mich zwar sehr betroffen, aber wie es aussieht, werden
wir alle, die wir zum Freundeskreis der Bourbonen gehören, die Flucht ergreifen müssen.«
»Ich werde niemals mein Vaterland verlassen«, entgegnete Céleste mit fester Stimme. Die Schwester mit ihrem Zweckopportunismus war ihr in diesem Augenblick von Herzen zuwider. Fast bemitleidete sie Anna, dass sie Marie all die Jahre die Treue gehalten hatte, in dem Glauben, sie sei ihre beste Freundin.
Anna und der Kardinal durften sich glücklich schätzen, dass der siegreiche Held von Rocroi, der Bourbonenprinz Henri de Condé, der Fronde eine Absage erteilte. Er blieb standhaft in seiner Treue zur Regentin und ihrem Sohn, indem er sie und Kardinal Mazarin unterstützte.
Condé stellte als erstes ein Söldnerheer gegen das revolutionäre Paris auf, während der schlaue Kardinal die Truppen Monsieur Turennes mit über einer Million Livres bestach. Die Männer waren seit einer Ewigkeit nicht mehr bezahlt worden. Damit standen die Soldaten nun in seinem Sold und würden tun, was er ihnen befahl.
Marschall Turenne blieb zuletzt nichts anderes übrig, als sich über den Rhein nach Deutschland abzusetzen. Sein klug eingefädelter Aufstand brach in sich zusammen, ehe er überhaupt angefangen hatte.
Sobald in Paris Ruhe eingekehrt war, kehrte Königin Anna mit ihren Söhnen aus Saint-Germain-en-Laye ins Palais Royal zurück und setzte ihren Geliebten Mazarin wieder in Amt und Würden.
Und was tat das wankelmütige Volk von Paris?
Auf »Zum Teufel mit der Königin« folgte fanatisches Jubelgeschrei, als käme die ersehnte Retterin.
Leider sollte der friedliche Zustand nicht von langer Dauer
sein. Wer mit Frieden gerechnet hatte, sah sich bitter enttäuscht.
Denn ausgerechnet de Condé hatte nichts Besseres zu tun, als bei der erstbesten Gelegenheit zum Feind überzulaufen - angeblich, weil ihn der Kardinal für seine Hilfe nicht genügend entlohnt hatte. Die Enttäuschung der Regentin über die Untreue ihres Verwandten war tief - und ebenso ihre Furcht vor dem Zorn des Volkes, der anscheinend noch immer nicht abgekühlt war.
Im Leben Célestes war indes eine erhebliche Änderung eingetreten.
Ihr Gemahl Guy Lombarde war bei einer diffizilen Arbeit in sechs Metern Höhe im Salon eines der zahlreichen Pariser Adelspaläste von der Leiter gestürzt und hatte sich einen Genickbruch zugezogen. Guy war sofort tot gewesen. Der bekannte Maler und Stuckateur war nicht einmal fünfzig Jahre alt geworden. Seine in die Jahre gekommenen Eltern - Célestes beau-parents - waren untröstlich und versuchten, sich in ihrem Schmerz an die Schwiegertochter anzuklammern.
Céleste hatte erst nach zwei Tagen vom tragischen Tod ihres Gatten erfahren. Obwohl sie Guys Eltern aufrichtig bedauerte, hatte sie die schlechte Behandlung durch die beiden Alten nicht vergessen und es fiel ihr nicht leicht, Worte des Trostes für sie zu finden.
Außerdem war sie überrascht, wie sehr der unerwartete Tod ihres Mannes sie selbst erschütterte. Jahrelang hatten sie sich nichts mehr zu sagen gehabt. Sie waren sich aus dem Weg gegangen und hatten sich fast vollkommen aus den Augen verloren, da jeder seinem eigenen Leben nachging.
Und dennoch: Als die Nachricht von Guys tödlichem Unfall die Gouvernante des Königs erreichte, war sie anfangs untröstlich.
Hatte sie ihn doch einstmals sehr geliebt und war ihm so dankbar dafür, dass er sie - ungeachtet ihres Gebrechens - zur Frau genommen und ihr geholfen hatte, sich, dank seiner sinnreichen Erfindung, fast normal fortzubewegen.
»Herrgott, sei seiner armen Seele gnädig«, betete sie voll Inbrunst, ehe sie erneut einen Strom von Tränen vergoss.
KAPITEL 69
DIE KÖNIGIN UND die Ihren mussten jetzt im Palais Royal um ihr Leben zittern. Eine Flucht wurde dieses Mal durch die Feinde, die sämtliche Ausgänge der Schlossanlage überwachten, vereitelt; die Situation drohte zu eskalieren. Ehe sie aber völlig außer Kontrolle geriet, trat ein weiteres Ereignis ein, dieses Mal jedoch zu Annas Gunsten - zumindest zunächst.
Der Prinz de Condé zerstritt sich nämlich mit dem Parlament, das nicht bereit
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