Im Dienste Der Koenigin
wir
schleunigst korrigieren sollten, Hoheit«, schmeichelte ein Bewunderer dem Oheim von Ludwig dem Vierzehnten.
Der Herzog von Loudan spitzte die Ohren.
»Richelieu mit seinem absoluten Despotismus war schon schlimm genug. Wir sollten jetzt nicht einen noch um vieles unerträglicheren Kardinal als Oberhaupt der Regierung dulden, der obendrein in einem schmutzigen Verhältnis zur Königinmutter steht«, meldete sich ein anderer Anhänger Gastons zu Wort.
»Wir werden fortfahren, das sündige Paar mit Unflat zu bewerfen. Das wird die Revolten des Pöbels am Kochen halten. Und, meine Herren, wie Ihr wisst: Steter Tropfen höhlt auch den härtesten Stein. Irgendwann bleibt der Habsburgerin und ihrem Italiener gar keine andere Wahl, als zu kapitulieren«, stellte in aller Gemütsruhe Monsieur Gaston fest.
»Wir dürfen nur nicht vergessen, unsere Agenten und Störenfriede mit genügend Geld zu bestechen, damit sie bei der Stange bleiben und nicht darin nachlassen, die blöden Massen zum Krakeelen auf die Straßen zu locken.«
Obwohl Gaston sich vor vielen Jahren mit seiner schönen Schwägerin gegen seinen ewig stotternden und missmutigen Bruder verbündet hatte, hielt ihn das jetzt nicht davon ab, sich gegen sie zu stellen. Natürlich tat er es nicht offen. Keiner sollte wissen, wer hinter den »spontanen« Protesten des Volkes stand.
»Sieh an«, dachte der Herzog de Loudan und zog sich weiter in den Hintergrund zurück, »das ist ja recht interessant. Bestimmt kann ich zu gegebener Zeit von meinem Wissen Gebrauch machen. Die Regentin wird es mir danken.«
Im persönlichen Umgang mit Anna ließ Monsieur Gaston es weiterhin keineswegs an Freundlichkeit fehlen. Ja, er befleißigte sich für gewöhnlich sogar einer ganz besonderen Herzlichkeit...
»Sie fühlen sich wie kleine Potentaten auf ihren Besitztümern und sind nur daran interessiert, die Macht des Königs gering zu halten«, warnte der Herzog de Loudan die Regentin, als er in den nächsten Tagen bei ihr zum allmorgendlichen Lever erschien. »Vor allem von einem Italiener, wie es Monseigneur Mazarin nun einmal ist, wollen sie sich nicht ihre seit Jahrhunderten überkommenen Grundrechte beschneiden lassen, Madame. Die Condés und Vendômes, Montmorencys und Bouillons, alle die selbstherrlichen Barone, Grafen und Herzöge, wollen von Euch an den Staatseinnahmen beteiligt werden, sie fordern für sich ganz selbstverständlich die höchsten Ämter im Staat sowie das Recht, eigene Truppen aufstellen zu dürfen.«
»Ich weiß das durchaus«, erwiderte die Königin und ihr Gesicht war weiß vor mühsam unterdrücktem Zorn. »Und wenn einer meiner Boten in ihren von dichten Wäldern umgebenen Schlössern auftaucht, um ihnen einen Befehl der Krone zu überbringen, muss dieser Mann damit rechnen, ausgelacht und mir zum Hohn in den Schlossgraben geworfen zu werden.«
Annas Hand, welche die goldgeränderte Tasse aus hauchdünnem Sèvres-Porzellan hielt, aus welcher sie ihren Morgentee zu trinken pflegte, zitterte und die Regentin beeilte sich, sie abzustellen. Der Herzog sah, dass sie litt, aber er konnte ihr das Folgende leider nicht ersparen:
»Eure Gegner wissen alle ganz genau, Madame, dass Eure Mittel durch den jahrelangen Krieg mit Spanien erschöpft sind. Das bringt uns zum nächsten heiklen Punkt: Womit wollt Ihr eigentlich weiterhin die Soldaten bezahlen, die noch immer gegen Eures Bruders Armee kämpfen?
Was helfen Euch letzten Endes das militärische Genie eines Condé oder Turenne, wenn Ihr die Landsknechte nicht mehr
besolden könnt und sie sich deshalb einen anderen Herrn suchen? Die rebellischen Aristokraten werben sie für ihre Privatarmeen an. Diese Truppen der Fronde besetzen mittlerweile ganze Provinzen. Euer Ansehen als Regentin, Madame, und das Eures Ersten Ministers Mazarin, ist - mit Verlaub gesagt - keinen Pfifferling mehr wert.«
Monsieur de Loudan nahm kein Blatt vor den Mund. Er glaubte, dies seiner unbedingten Loyalität der Krone gegenüber schuldig zu sein. Seiner Ansicht nach gab es zu viele, die sich nicht getrauten, der Königin die Wahrheit zu sagen.
»Verzeiht meine brutale Offenheit, Madame, aber so ist leider die Lage.« Er sagte es zwar mit Bedauern in der Stimme, aber fest und entschlossen. »Ihr müsst endlich reagieren, Madame. Denkt an die Interessen Eures Sohnes, der doch als Ludwig XIV. einst das Land Frankreich regieren soll.
Um ihm das zu ermöglichen, müsst Ihr das Opfer bringen und Euch von Eurem Kardinal
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