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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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»Nachtschattengewächse« versichert und der Herzogin für die Dauer ihrer Behandlung Asyl angeboten.
    In aller Heimlichkeit war der Umzug von Célestes Schwester in die Wege geleitet worden. Und so verbrachte Marie de Rohan-Montbazon, Herzogin de Chevreuse und ehemalige Geliebte zweier Könige, die nächsten sechs Monate ihres bewegten Lebens inmitten von Gaunern und Banditen.
    Man richtete zwei Zimmer in der Nähe der »Königsgemächer« Saint-Hectors her und stattete sie mit durchaus akzeptablem Mobiliar aus. Wobei Marie und ihre Schwester die nicht von der Hand zu weisende Vermutung hegten, die Einrichtung - wozu eine marmorne Badewanne mit vergoldeten Klauenfüßen, künstlerisch ansprechende Gemälde und edles Porzellangeschirr gehörten - hätten die hilfreichen Galgenvögel aus verschiedenen Villen der Reichen »entliehen« …
    Die »Geschäfte« der Gauner liefen während der Fronde ganz vorzüglich. Viele Adelsfamilien hatten das unsichere und aufständische Paris verlassen. Manche waren schon nach dem ersten Steinwurf, der ihre Kutsche traf, auf ihre Landsitze geflüchtet - oder hatten Frankreich gleich ganz verlassen.
    Die wenigen Domestiken, die man zurückließ, um das Hab und Gut der Herrschaften zu bewachen, reichten bei weitem nicht aus, um Räuber und Einbrecher abzuhalten. Manche Diener machten auch gemeinsame Sache mit den Banditen.
Die Untertanen Saint-Hectors kamen jedenfalls in dieser Zeit zu reicher Beute …
    Mitten in den Vorbereitungen für Maries Behandlung wendete sich zwar das politische Blatt und die Fronde war am Ende, aber dennoch beließ man es dabei: Marie de Chevreuse würde die angebotene Gastfreundschaft der Gauner von Paris in Anspruch nehmen.
    Die Kur, die ihr der gelehrte, mittlerweile insgeheim wieder zum Judentum zurückgekehrte Arzt verordnet hatte, war äußerst streng und karg. Vor allem der Verzicht auf jede Art von Süßigkeit, auf Alkohol und fettreiche Speisen fielen ihr sehr schwer.
    Dazu kamen gymnastische Übungen und Ballspiele mit den »leichten Mädchen«. Außerdem ließ er die Edeldame in den verschiedenen Höfen der verschachtelten Anlage des »Cour des Miracles« stundenlang hin- und herspazieren, sowie in den einzelnen Gebäuden bis zum Umfallen die Treppen hinauf- und hinuntersteigen. Besonders zu Anfang der Behandlung bereitete ihr die verordnete Bewegung große Mühe.
    Ihre Ernährung bestand in erster Linie aus gekochtem, nur leicht gesalzenem Gemüse - hauptsächlich verschiedene Kohlarten, Lauch, Karotten, Spinat und Artischocken -, ferner aus Eiern, Salaten und Kompott aus säuerlichen Äpfeln oder Johannisbeeren. Dazu gelangte dreimal pro Woche mageres - für Maries Geschmack fades - Fleisch vom Huhn oder Fisch auf ihren Teller.

KAPITEL 75
    AM MEISTEN VERMISSTE Marie am Anfang ihrer Kur die Bonbons und die Kuchen aus Weizenmehl mit geschlagener, süßer Sahne. Aber als nach einigen Wochen die ersten Erfolge zu fühlen und auch zu sehen waren, folgte die Herzogin voll Eifer den Anweisungen des Medicus’.
    Sie amüsierte sich insgeheim über die »bizarren« Bewohner der Ganovenhochburg, von denen die meisten ihr Durchhaltevermögen bewunderten. Einer verwöhnten und dekadenten Aristokratin hatte niemand diese Disziplin zugetraut … Marie bemerkte durchaus, dass die jungen, gertenschlanken Huren sie anfangs hinter vorgehaltener Hand auslachten, wenn sie durch die einzelnen Höfe »walzte«; aber sie gab nicht auf.
    Mit der Zeit jedoch applaudierten Maries neue »Mitbewohner« spontan, sooft Don Raimondo di Morales sie einmal wöchentlich auf die Viehwaage im Großen Hof stellte, um ihr Gewicht zu kontrollieren. Sorgfältig notierte der Medicus die verlorenen Pfunde. Als sie im Laufe der Monate immer schlanker wurde, zeigte die Waage, mit der man normalerweise Ochsen und Eber wog, ihr Gewicht gar nicht mehr an.
    Der Arzt behalf sich damit, indem er auf ihre Waagschale ein hundert Pfund schweres Gewicht stellen ließ. Jetzt reagierte das Gerät wieder und er musste lediglich am Schluss die hundert Pfund wieder abziehen.
    Die notwendigen Massagen ließ der Arzt von jungen Mädchen mit geschickten Händen ausführen, die ansonsten ein ganz anderes »Gewerbe« betrieben. Sorgfältig unterwiesen durch den Spanier, vollbrachten sie am Körper der Herzogin wahre Wunder.
    Deren Haut war nämlich durch das Schmelzen der Fettpolster
zu weit und dadurch schlaff geworden. Den »Masseusen« gelang es aber, die Konturen der Chevreuse zu straffen, indem sie von

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