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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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vor ein großes Vergnügen und ich will keinesfalls darauf verzichten, Madame«, ließ sie der junge Herrscher wissen. Maries Schwester war überglücklich. Sie hatte sich im Lauf der Jahre an den kleinen »Sonnenkönig« gewöhnt und hätte unter einer Trennung von Ludwig schmerzlich gelitten.
    Als »erste Amtshandlung« ordnete er einen glanzvollen Festzug vom Palais Royal zum Parlament an, der die launenhaften Pariser in einen schieren Freudentaumel versetzte.
    Sie, die vor kurzem vor seinem Palast noch die schlimmsten Zoten gebrüllt hatten, waren jetzt entzückt, den ganz in Gold gekleideten, wie die Sonne strahlenden, blondhaarigen Jüngling hoch zu Ross erleben zu dürfen.
    Céleste und ihre Schwester Marie saßen gemeinsam in einer Kutsche mit dem herzoglichen Wappen der Familie Chevreuse. Zwischen beiden Frauen herrschte inzwischen ein enormer Gegensatz, der sich keineswegs allein durch den Altersunterschied von fünf Jahren erklären ließ.
    Die Chevreuse sah verbraucht und müde aus. Trotz aller Mühen ihrer Kammerzofen mit Kleidung, Schmuck, Frisur und Schminke wirkte sie mit ihrem pausbäckigen Gesicht und der plumpen Figur um mindestens fünfzehn Jahre älter als ihre Halbschwester Céleste.
    Trotz der vollmundigen Ankündigung hatte sie ihren ängstlichen Gatten Claude vor einem halben Jahr allein über den Rhein ins deutsche Exil gehen lassen. War dies aus Anhänglichkeit an Anna oder aus reinem Kalkül geschehen? Céleste wusste es nicht, hatte sich aber für die Regentin gefreut, die in dieser schwierigen Zeit jeden ihr freundschaftlich gesinnten Menschen gut gebrauchen konnte.
    »Claude hofft, bald nach Paris zurückkehren zu können«,
hörte sie Marie, die neben ihr saß, sagen. Sie wandte sich der Schwester zu und war durch deren ungeniertes, lautes Gähnen unangenehm berührt.
    »Gratuliere, Schwesterchen. Ich denke, du wirst gewiss vor Freude aus dem Fenster springen, wenn du deinen alten Langweiler wieder in die Arme schließen kannst«, spöttelte die Jüngere.
    »Vielleicht werfe ich den scheintoten Päderasten auch vom Dach seines Palais’«, gab Marie ungerührt zur Antwort; dann aber, mit Blick auf die mit in der Kutsche sitzende, sichtlich schockierte Zofe, zügelte sie sich ein wenig.
    »Nein, ganz im Ernst, Céleste, irgendwie freue ich mich sogar auf den guten alten Claude.«
    Und in einem - bei ihr selten gewordenen - Anfall von Ehrlichkeit fügte sie hinzu: »Weißt du, mein Mann hat wenigstens immer zu mir gehalten und findet mich möglicherweise sogar jetzt noch schön, obwohl so eine abscheuliche alte Vettel aus mir geworden ist.«
    Céleste war verblüfft und wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. So ließ sie ihre Blicke lieber aus dem Kutschenfenster über die enthusiastisch kreischende Menge schweifen. Abertausende säumten die mit grünen Zweigen und Blumen bestreuten Gassen und schrien sich die Seele aus dem Leib. Auch die einfacheren Häuser hatte man mit Girlanden, Fähnchen und kleinen Teppichen, die über den Fensterbrettern hingen, geschmückt.
    »Sogar die Armen haben sich herausgeputzt, so weit es ihnen möglich war«, stellte Marie fest und lachte. »Und bei wem es zu einem sauberen Gewand nicht gereicht hat, bei dem muss eben ein gewaschener Hals genügen.«
    Ludwig in seinem golden schimmernden Seidenanzug schien für das Volk eine glänzende Zukunft zu symbolisieren.
Die Ordnungshüter waren teilweise kaum noch imstande, die begeisterten Massen im Zaum zu halten.
    Dem auf einem prächtigen Apfelschimmel durch die Straßen reitenden jungen König folgte - in einer prunkvollen vergoldeten Staatskarosse mit roten Samtpolstern und Lakaien hinten und seitlich auf den Trittbrettern - seine Mutter Anna mit ihrem jüngeren Sohn, Monsieur Philippe, der vor Neid auf seinen glückstrahlenden älteren Bruder regelrecht krank wurde.
    Immer wieder versuchte die von all dem Glanz wie berauschte Menge die vorsorglich angebrachten hölzernen Absperrungen zu durchbrechen, um ihrem »goldenen« Idol möglichst nahe zu kommen.
    Und als Ludwig, der schnell erfasst hatte, was ihn beim Volk so beliebt machte, diese Wirkung noch dadurch verstärkte, indem er mit einem breiten Lachen seinen mächtigen weißen Federhut vom Kopf riss und seinen Untertanen damit zuwinkte, kannte die Begeisterung der Menge keine Grenzen mehr.
    Annas Herz schwoll an vor Mutterliebe und Stolz auf ihren Ältesten, der sich wahrhaftig wie ein König gebärdete - und dies mit einer

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