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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Don Raimondo selbst zubereitete Salben und Cremes in ihre Haut kneteten.
    Von den Strolchen des »Cour des Miracles« wurde sie sehr freundlich behandelt, vor allem seit bekannt war, dass »die Hinkende Céleste« - so lautete deren durchaus ehrenvoll gemeinter Name am »Hof der Wunder« - ihre Schwester war. Marie war demnach die Schwägerin ihres »Königs« und dadurch eine Person, der man Hochachtung entgegenbrachte.
    Je weiter die Zeit fortschritt und je schlanker, schöner und auch gutgelaunter die vorher so griesgrämige Herzogin wurde, umso mehr verehrten sie die Spitzbuben beiderlei Geschlechts - zumal die Chevreuse des Öfteren für alle ein Fest ausrichten ließ, wo jeder nach Herzenslust essen und trinken konnte, während sie selbst sich aufs Zusehen beschränkte.
    Im Laufe des halben Jahres, das die Herzogin am »Cour des Miracles« verbrachte, lernte sie mit großem Vergnügen die Gaunersprache, eine ganz eigene Mischung aus Jenisch und Rotwelsch - ein Idiom, das längst auch Céleste geläufig war.
     
    Kurz vor ihrer Rückkehr ins »normale« Leben machte Marie am »Hof der Wunder« noch eine Entdeckung, die sie lange beschäftigen würde: Zufällig gelangte sie in den Besitz von Papieren, deren enorme Brisanz niemand erkannte. Bei einem Einbruch im Palais einer hochgestellten Persönlichkeit, waren sie, zusammen mit anderen - wertvollen - Gegenständen, entwendet worden. Der betreffende Gauner, des Lesens unkundig, hatte Saint-Hector, seinem Herrn, die Papiere zur Aufbewahrung übergeben.
    Dieser war gerade mit Wichtigerem beschäftigt und hatte sie nach einem flüchtigen Blick an Arlette weitergereicht.
Und die Zwergin wiederum hatte - da sie selbst auch nicht lesen konnte - diese Marie übergeben.
    Die Herzogin, die bereits nach flüchtigem Überfliegen die ungeheuerliche Sprengkraft des Materials erkannte, täuschte geistesgegenwärtig vor, von dem »Plunder« wenig beeindruckt zu sein. Sie versprach, die unnützen Papierfetzen bald zu vernichten. Den Vorschlag Arlettes, dies sofort zu erledigen, bog sie geschickt ab. Nie im Leben würde sie das zulassen …
    Marie sah es als ihre Pflicht an, Anna vor dem zu schützen, was die Dokumente zu enthüllen vermochten. Sie, als die treueste Freundin der Monarchin, musste die Papiere gut verwahren. Niemals durften sie in die Hände von irgendjemand anderem gelangen - die Folgen für das Königshaus wären verheerend...
     
    Fast bedauerten es die Bettler und Ganoven, als der Augenblick der Trennung allmählich näher rückte und »die Chevreuse« sie für immer verlassen sollte.
    »Eins ist sicher, Mariechen«, versicherte die verschmitzt lachende Céleste ihrer Schwester unmittelbar vor ihrer Heimkehr, »du hast dir Freunde auf Dauer erworben. Du brauchst nie mehr im Leben Angst davor zu haben, dass dich ein Spitzbube auf der Straße bestiehlt oder dich ein Halsabschneider in deinem Haus überfällt. Im Gegenteil: Solltest du einmal Hilfe brauchen, werden dich diese Ausgestoßenen nicht im Stich lassen.«
     
    Schon kurz vor Maries geheimnisvollem Verschwinden hatte die Welt begonnen, sich zu verändern. Und endlich zum Guten! Die Fronde gehörte endgültig der Vergangenheit an und Ludwig XIV. und seine geliebte Maman residierten unangefochten in der Hauptstadt.

    Céleste, die inzwischen, dank der Güte des jungen Königs, zur Comtesse de Rollande aufgestiegen war, hatte nur vage gelächelt, sooft man sie nach ihrer Schwester Marie befragte.
    Mit der Zeit gaben es die meisten Höflinge auf, vom alten Herzog Claude de Lorraine-Chevreuse oder von Céleste den Aufenthaltsort von Marie erfahren zu wollen. Es gab inzwischen wahrlich Interessanteres am Hof als eine unattraktiv gewordene Aristokratin - selbst wenn es sich dabei um die Vertraute der Königinmutter Anna handelte.
    Nur Anna selbst wusste Bescheid: Ihr hatte Céleste - mit Maries Einverständnis - von der »Wunderdiät« erzählt.
    Ganz genau verfolgte die Königinmutter die rasanten Fortschritte ihrer lieben Marie. Sie freute sich für sie. Ganz besonders beglückten sie die Neuigkeiten, die Maries Gemütslage betrafen. »Endlich werde ich meine alte Freundin wiedererkennen«, freute sie sich. »Es war in der letzten Zeit oft recht schwierig mit ihr.«
    »Madame, das ist die pure Schmeichelei«, protestierte Ludwigs Gesellschaftsdame. »Ein ausgesprochenes Ekel konnte meine Schwester bisweilen sein! Ich selbst bin mit ihr nicht mehr zurechtgekommen.«
    »Ich kann den Tag kaum erwarten, an dem ich

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