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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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wegen das Bett seit eineinhalb Wochen hüten musste.
    »Anna und Ludwig haben beide geweint, aber der König hat ein für alle Male klargestellt, dass er nicht bereit ist, sich, von wem auch immer, Vorschriften machen zu lassen - und sollte die betreffende Person auch seine eigene Mutter sein. Jetzt betet Anna jeden Tag stundenlang dafür, dass ihr Sohn zur Einsicht kommen möge. Und ich leiste ihr dabei natürlich Gesellschaft.«
    Marie de Chevreuse hatte dies ganz ernsthaft gesagt und Céleste musste sich ein Lächeln verkneifen. Der älteren Schwester schien die Komik der Situation völlig zu entgehen: Ausgerechnet Marie de Chevreuse, mit ihrer Unzahl an Liebhabern, sollte plötzlich eine Verfechterin der ehelichen Treue sein?
     
    »Wer geglaubt hat, es entspränge nur einer meiner Launen, mich fortan selbst um die Regierungsgeschäfte zu kümmern, sieht sich nun getäuscht«, verkündete Ludwig Anna und Marie.
    Der König hatte seine Mutter in ihren Gemächern aufgesucht, wo die beiden Damen vor dem Schachbrett saßen und sofort beim Erscheinen des Herrschers ihre Partie unterbrachen.
    »Ich halte mich genau an den Rat meines Patenonkels Jules. Ich allein halte die Fäden der Regierung in meinen Händen, nur mir haben die Minister Meldung zu machen, und es wird kein Gesetz unterzeichnet, dessen Wortlaut ich nicht selbst festgelegt habe.«
    Ludwig XIV. war nun in der Tat Alleinherrscher über das größte Volk in Europa: Immerhin achtzehn Millionen Franzosen gegen vierzehn Millionen Menschen in Russland, sechseinhalb Millionen in Österreich, sechs Millionen in Spanien und nur fünfeinhalb in England. Wie viele Einwohner es mittlerweile
in Deutschland gab, vermochte niemand mit Sicherheit zu sagen. Der gewaltige Aderlass durch den Dreißigjährigen Krieg hatte seine Spuren hinterlassen.
    Nach einer Weile zwanglosen Geplauders verabschiedete sich Ludwig von seiner Mutter und ihrer Vertrauten Marie de Chevreuse, um sich dem Gespräch mit seinem Finanzminister zu widmen.
    »Ich habe gehört, in gewissen Gegenden unseres ausgebluteten Nachbarlandes haben die Behörden den Männern sogar zeitweise erlaubt, zwei oder drei Frauen zu heiraten, um wieder vermehrt Nachwuchs zu zeugen«, ereiferte sich kopfschüttelnd Marie de Chevreuse, in Gedanken noch bei Ludwigs Ausführungen.
    Die alte Königin zuckte mit den Schultern und machte einen Zug mit ihrem weißen Turm. »Alors! Was soll man dazu sagen? O tempora, o mores! Aber die Idee ist gar nicht so schlecht: Immerhin fehlt es dem deutschen Volk wegen des hohen Blutzolls, den es entrichten musste, an Männern, die Väter werden könnten.
    Wenn Ihr nicht besser auf Eure Dame und den König aufpasst, liebste Freundin, seid Ihr in drei Zügen schachmatt!« Und schon brachte Anna Maries schwarzen König in Bedrängnis …
     
    Paris war mittlerweile die größte Hauptstadt Europas mit etwa fünfhunderttausend Einwohnern. Die Grenzen des Landes waren einigermaßen gesichert und die ehemaligen inneren Feinde zählten längst zu König Ludwigs treuesten Gefolgsleuten. Mit Frankreich schien alles zum Besten zu stehen - aber der König und sein Geheimer Staatsrat waren sich im Klaren darüber, dass dem keineswegs so war. Im Gegenteil.
    »Von den achtzehn Millionen Franzosen vermag nur ein
kleiner Teil überhaupt Französisch zu sprechen und zu verstehen. Die Menschen verständigen sich in ihren heimischen Sprachen, sei es Bretonisch, Baskisch, Flämisch, Elsässisch, in der Mundart des Languedoc oder in einem der zahlreichen anderen Dialekte«, beschrieb Ludwig vor seinen Ministern den beschämenden Zustand des Landes.
    »Kaum jemand ist in der Lage, am Tag seiner Hochzeit den Ehevertrag zu unterschreiben; Analphabetismus ist gang und gäbe. Aber das Schlimmste ist: Obwohl die meisten meiner Untertanen Bauern sind, haben sie nicht genug zu essen. Wir sind gezwungen, für viel Geld Getreide aus dem Ausland einzuführen.
    Disteln und Dornen wachsen auf Äckern und Feldern, die Häuser der Bauern sind durch die jahrelangen Kriege zerstört oder schwer beschädigt, das Vieh haben die Söldner geschlachtet und die Weinstöcke sind niedergebrannt. Diebstahl und Mord sind an der Tagesordnung und in ganz Paris gibt es gerade mal sechzig Polizisten - geradezu eine Einladung für jeden Banditen.«
    Die Lage in Frankreich war tatsächlich verheerend - beinahe vergleichbar mit der Situation im benachbarten Deutschland.
    Das wusste auch die Herzogin de Chevreuse. Sie hatte die Ländereien

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