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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Frankreich gewidmet. Noch nicht sehr alt - neunundfünfzig Jahre -, aber müde und verbraucht war der glänzende Diplomat in die Ewigkeit eingegangen.
    »Nach alter Tradition darf der König von Frankreich niemals beim unmittelbaren Tod eines Menschen anwesend sein und so hat auch Ludwig XIV. kurz vor Mazarins Ende das Sterbezimmer
verlassen müssen. Nur Anna ist bis zum Schluss bei ihrem Geliebten geblieben.«
    Marie de Chevreuse schluchzte jetzt hemmungslos. Die ehrliche Trauer der Schwester wirkte auf Céleste immer noch ein wenig plötzlich - obwohl sie von der von Anna gewünschten Versöhnung ihrer Schwester mit dem Kardinal an seinem Krankenbett wusste - und von dessen Großzügigkeit. Der Kardinal hatte sich das Wohlwollen der Herzogin noch eine gehörige Summe Geldes kosten lassen. Sie würde diese allerdings einem guten Zweck zuführen.
    Betroffen saßen die beiden so ungleichen Schwestern beisammen und sprachen über die letzten Augenblicke dieses bedeutenden Staatsmannes. Und auch darüber, dass der Kardinal, der doch unbedingt Franzose hatte sein wollen, sein Leben lang alle politischen und persönlichen Dokumente paradoxerweise mit »Mazarini« unterschrieb.
    »In seinem Testament hat er seiner über alles geliebten Anna einen Brillanten von vierzehn Karat vermacht«, wusste die Herzogin zu berichten, die wie selbstverständlich wieder die engste Vertraute von Ludwigs Mutter geworden war.
    Anna hatte sehr unter der kurzzeitigen Trennung von ihr gelitten und nun, nach dem Tode ihres lieben Gefährten, war Marie de Chevreuse ihr einziger Trost. Nachdem Mazarin verschieden war, verbrachte Anna einige Tage in einem Zustand völliger Orientierungslosigkeit. Sogar in ihren eigenen vier Wänden fühlte sie sich merkwürdig entwurzelt. Nach und nach erst nahm ihr Leid Gestalt an - und mit ihm die Gewissheit, dass der einzige Mann, der sie je wirklich geliebt hatte, für immer von ihr gegangen war. Mazarins letzter Wunsch, sein Herz in Sainte-Anne-la-Royale beizusetzen, einer Kirche, die Anna vor Jahren gestiftet hatte, brachte sie vor Schmerz fast um den Verstand.

KAPITEL 91
    AUSGERECHNET ZU DIESEM Zeitpunkt, als Anna, ohnmächtig in Trauer und Schmerz versinkend, so gut wie wehrlos war, verbreiteten sich merkwürdige Gerüchte, von denen niemand zu sagen wusste, woher sie stammten.
    Zuerst tuschelte man am Hof nur von einem dubiosen Gefangenen in der Bastille, dessen Namen und dessen Vergehen keiner kannte. Maskiert sollte der Mann überdies sein, damit keiner sein Gesicht sehen könne …
    Auf einmal flüsterte man sich hinter vorgehaltener Hand zu, dies geschähe, um die verblüffende Ähnlichkeit mit Seiner Majestät, Ludwig XIV., nicht offenkundig werden zu lassen.
    Bald schon munkelte man, der Gefangene sei ein Halbbruder des Königs und aus Furcht, der Mann könne Thronansprüche geltend machen, habe man sich entschlossen, ihn unter strengem Verschluss zu halten.
    Jetzt lautete die Frage, die alle umtrieb: Mit welcher Dame hatte der damalige König, Ludwig XIII., diesen illegitimen Sohn gezeugt?
    Kenner der damaligen Verhältnisse lachten: Da müsse man wohl eher nach der Mutter des Häftlings suchen! Und da kam ja wohl nur eine in Frage: Königin Anna!
    Die älteren Hofleute erinnerten sich sehr wohl an den Skandal, den die Gemahlin Ludwigs XIII. einst mit ihrer Tändelei mit dem englischen Lord Buckingham verursacht hatte. Genüsslich rief man sich die derbe Reaktion der Schwiegermutter, Maria de Medici, ins Gedächtnis …
    Aus Vermutungen, Ahnungen, Halbwissen und Hofklatsch wurde sehr bald die scheinbare Gewissheit: In der Bastille
lebte - als schuldloser Gefangener vor der Öffentlichkeit verborgen - der ältere Bastardbruder des Königs. Er war dazu verurteilt, für die Sünden seiner ehebrecherischen Mutter, Königin Anna, zu büßen.
    Die einen waren empört, die anderen angewidert. Manche wiederum gab es, die den gemeinen Gerüchten - von denen man nicht wusste, wer sie ausgestreut hatte - kein Gehör schenkten. Die meisten wussten jedoch nicht mehr, was sie für wahr halten sollten.
    Es dauerte nicht lange, bis auch Marie de Chevreuse und ihre Schwester Céleste de Rollande davon erfuhren. Zum Glück waren die Anschuldigungen noch nicht bis zu Annas oder des Königs Ohren vorgedrungen.
    »Jetzt ist es an dir, Schwester, dass du dich für deine Freundin einsetzt«, mahnte Céleste. » Dir werden die Leute am ehesten glauben, denn falls die Gerüchte auch nur ein Fünkchen Wahrheit enthalten

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