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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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die geröteten heißen Gesichter einander zugewandt, Arme und Beine noch ineinander verschlungen.
    »Der König verlangt danach, Euch zu sehen, Chérie«, murmelte Charles d’Albert nach einer Weile. »Ihr sollt morgen Abend mit mir im Louvre an der Tafel Seiner Majestät erscheinen. Er will Euch offiziell an seinem Hof empfangen.«
    »Welche Ehre für ein kleines Mädchen aus der Provinz«, antwortete Marie kokett. Sie war sich ihres Wertes durchaus
bewusst. Immerhin war sie eine Adlige der Familie de Rohan-Montbazon und damit die Nachfahrin eines uralten, edlen Geschlechts, das seine Abstammung bis auf die vorrömischen Fürsten der Bretagne zurückführen konnte, und damit keineswegs geringer war als die Bourbonen.
    »Da werde ich mich ja ganz besonders herausputzen müssen, um Euch, mein Herr, keine Schande zu machen«, sagte die junge Frau gleichmütig, obwohl ihr eigentlich gar nicht wohl war bei dem Gedanken, sich den Blicken des Königs ausliefern zu müssen.
    Am liebsten hätte sie sich dieser Pflicht entzogen, die gewiss nur darin bestand, wie eine Kuh auf dem Markt von Ludwig und seinen Höflingen begutachtet zu werden. Aber dann fiel ihr ein, dass sie dem Herrscher ihren Gatten verdankte. Das stimmte sie ein wenig versöhnlicher.
    »Jawohl, meine Liebe, macht Euch nur zurecht und kleidet Euch hübsch, aber denkt daran, der König schätzt es nicht, wenn Frauen ihre Brüste allzu offenherzig zur Schau stellen. Ludwig ist nämlich sehr fromm«, fügte de Luynes ernsthaft hinzu und wurde erst durch das leise Kichern seiner Gemahlin auf das Absurde seiner Bemerkung aufmerksam.
    »Nun ja«, setzte er hinterher und grinste ein wenig verlegen. »Seine Majestät tut zumindest so.«
    Erst als das Paar schon eingeschlafen war, wagte Céleste sich wieder in ihren Alkoven und in ihr Bett zurück. Sehr nachdenklich war das Kind geworden. Wie würde dieser merkwürdige Monarch, der Männer lieber hatte als Frauen, auf ihre schöne Schwester reagieren?
    Auch Marie - die entgegen Célestes Annahme noch keineswegs in den Schlaf gefunden hatte - machte sich ihre Gedanken. »Falls der König eifersüchtig ist, wird das meine Verbannung bedeuten - Eheschließung hin, Sakrament her. Da mag
der Abbé sagen, was er will: In Frankreich bestimmt allein der König. Sein Wille gilt sogar mehr als der des Papstes.
    Ehe ich mit der Wimper zucken kann, bin ich in irgendeinem Kloster verschwunden. Was soll dann nur aus Céleste werden?«
    Erst kurz vor Morgengrauen gelang es der sich fortwährend unruhig umherwälzenden Marie endlich einzuschlafen.

KAPITEL 9
    AM HOF HERRSCHTE gespannte Erwartung. Wie würde Seine Majestät die Gemahlin des Favoriten empfangen? Die Situation entbehrte durchaus nicht einer gewissen Pikanterie: Der König schickte sich an, die Frau seines Liebhabers willkommen zu heißen. Würde ihn ihre Schönheit, von der man bereits allenthalben sprach, wütend machen? Wäre er eifersüchtig und besorgt, die ausschließliche Liebe seines Günstlings zu verlieren?
    Auch Königin Anna sah dem Eintreffen des Konnetabels und seiner Frau mit Spannung entgegen. Würde Ludwig großzügig über die vorhandene Sympathie zwischen den Ehegatten hinwegsehen? Dass de Luynes seine Gemahlin nicht gerade verabscheute, war vor einigen Tagen nur allzu deutlich geworden …
    Möglicherweise war dies der Anfang vom Ende des Höhenflugs des Charles d’Albert de Luynes! Vielleicht würde es gar zum Bruch zwischen Ludwig und dem Konnetabel kommen. Könnte sie, Anna, dann zu Recht einen Silberstreif am trüben Ehehimmel sehen?

    Oder würde ihn ein neuer Günstling ablösen und alles bliebe beim Alten? Letzteres könnte selbstverständlich auch der Fall sein, wenn das junge Weib nicht nur schön, sondern auch, wie Eingeweihte wissen wollten, sehr klug war und es möglicherweise vorzog, ihren Gemahl mit seinem Liebhaber zu teilen …
    Die wildesten Spekulationen wurden in den Gängen des Louvre ausgetauscht. Man fieberte förmlich dem Erscheinen des Favoriten samt seiner jugendlichen Gemahlin entgegen.
     
    »Ich bin entzückt, Madame, in der Tat sehr entzückt! Es freut mich über die Maßen, dass ich meine Wahl betreffs der Ehefrau meines lieben Freundes Charles so ausnehmend gut getroffen habe«, hörte Marie den König sagen.
    Was Ludwig XIII. an diesem Abend im Beisein seiner Gemahlin Anna von sich gab, entsprach durchaus der Wahrheit. Er war mit Sicherheit kein Mann, der Frauen schmeichelte, wenn er es nicht wirklich so meinte. Dass

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