Im Dienste Der Koenigin
Höflingen, die in Ungnade gefallen waren, anderes erfahren:
Ludwig galt als äußerst empfindlich, schnell tödlich gekränkt und vor allem nachtragend, langsam im Denken, nicht sehr intelligent, dafür ungeheuer misstrauisch - lauter Eigenschaften, die den Umgang mit ihm nicht gerade erleichterten.
Aber darüber schwieg der Herzog wohlweislich …
Fortan lagen also drei Personen in dem pompösen Himmelbett des Königs, denn Ludwig bestand darauf, dass Marie mit von der Partie war - und beileibe nicht nur als Zuschauerin, wenn er sich mit ihrem schönen Mann vergnügte.
Der König erwartete von ihr, Hauptakteurin zu sein, indem er sie aufforderte, sich ihm in der Anwesenheit ihres Gatten hinzugeben.
Marie wusste vor lauter Scham kaum, wie ihr geschah, zumal er, nachdem er selbst sie genossen hatte, jedes Mal von Charles d’Albert verlangte, sie vor seinen Augen zu besteigen. Er genoss es sichtlich, seinem Günstling beim Liebesakt zuzusehen - etwas, das ihn erneut sichtbar erregte.
Er pflegte das Paar anzufeuern und schlug Liebesstellungen vor, welche sie beide einzunehmen hatten. Und sobald ihr Gatte erschöpft von ihr abließ, beliebte es dem König, ihn wieder abzulösen …
Maries Gefühle waren in diesem Sommer des Jahres 1618 äußerst zwiespältig, wie sie ihrer Halbschwester gestand, als sie nach vier Wochen zum ersten Mal wieder nach Hause ins Palais de Luynes kam. Der König hatte seinen Obersten Befehlshaber de Luynes samt Ehefrau Marie mit sich auf einen Kriegszug gegen die Hugenotten, die protestantischen Feinde des Hauses Bourbon, beordert.
»Ich bin immer noch ganz verwirrt von dem Ganzen, das da
in kürzester Zeit auf mich eingestürmt ist, Céleste«, begann Marie kleinlaut und erschöpft. »Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Erst werde ich verheiratet durch das Betreiben eines Mannes, der der Geliebte meines Mannes ist.
Kaum habe ich mich damit abgefunden, erwählt mich dieser - der angeblich nur dem männlichen Geschlechte zugeneigt ist und seine eigene wunderschöne Frau missachtet - zu seiner Mätresse. Ich habe jetzt also zwei Männer gleichzeitig. Beide lieben einander und sind doch zugleich verrückt nach mir. Irgendwie ist das alles vollkommen verquer!
Aber wenigstens habe ich meine anfängliche Angst vor dem König verloren. Er ist kein Ungeheuer, sondern im Bett ein angenehmer, einfallsreicher, ja ausgezeichneter Liebhaber - soweit ich das mit meiner spärlichen Erfahrung behaupten kann. Königin Anna tut mir fast leid; ihr entgeht so Einiges.«
»Was sagt denn dein Ehemann dazu?«, erkundigte Céleste sich sachlich.
»Oh, der scheint auch nicht recht zu wissen, wie ihm geschieht! Weißt du, Céleste, die Beziehung zwischen den beiden Männern hat ja keineswegs aufgehört. Selbst in meiner Gegenwart haben sie miteinander … - du verstehst schon.«
»Oh.« Die Kleine schien beeindruckt. »Und ihr habt wirklich zu dritt …?«
Marie konnte das nicht abstreiten und wurde knallrot dabei.
»Von solchen Dingen hat mir unsere Stiefmutter kein Wort gesagt. Ich werde es Abbé Florentin wohl beichten müssen - obschon ich keine Schuld daran trage. Der König und mein Gemahl befehlen mir, was ich zu tun habe, und ich muss gehorchen. Aber immerhin bereitet es mir großes Vergnügen.«
Marie wirkte, trotz ihrer betont unaufgeregten Schilderung, noch immer sehr bedrückt.
»Was ist los mit dir, Schwester? Mir kannst du nichts vormachen«, behauptete Céleste altklug und griff nach der Hand der Älteren. »Irgendetwas ist während deiner Abwesenheit noch geschehen, womit du nicht fertig wirst. Nun erzähl schon, Marie.«
»Nach etlichen schweren Gefechten haben es die königlichen Truppen unter Charles d’Albert geschafft, die Hugenotten in Montauban zu besiegen und gefangen zu nehmen«, begann Marie und schauderte bei der Erinnerung an das Vorgefallene. Sie zögerte kurz, ehe sie fortfuhr:
»Schwer verletzt lagen die unglücklichen Soldaten in den ausgetrockneten Wassergräben des Schlosses, in dem Seine Majestät während der Belagerung seinen Wohnsitz genommen hatte. Die Sonne brannte den ganzen Tag unbarmherzig vom wolkenlosen Himmel und die Verwundeten bettelten um einen Schluck Wasser.
Der König aber hatte ausdrücklich befohlen, die durch Schuss-, Schlag- oder Stichverletzungen außer Gefecht gesetzten Hugenotten in der prallen Sonne liegen zu lassen und nicht zu versorgen. Nicht den kleinsten Tropfen Wasser durften ihnen die Diener bringen.«
Marie hatte
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