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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Es kam Marie daher nur allzu verständlich vor, dass Maria de Medici keine abermalige Zurücksetzung mehr hinnehmen würde.
     
    Es konnte kein Zweifel bestehen: Ludwig war rasend verliebt in Marie. Die Höflinge hatten nicht übertrieben, wie er auf einen Blick erkannt hatte: Dieses junge Mädchen übertraf an exzellentem Aussehen, Charme, gutem Geschmack und Esprit alle übrigen Damen am Hof bei weitem. Und, nicht gewillt, sich irgendeinen Wunsch zu versagen, lud der König nach einigen Tagen beide, Charles d’Albert und dessen Frau, in sein Schlafgemach ein.
    Marie befand sich - ähnlich wie vor ihrer Hochzeitsnacht - am Rande einer Panik. Hatte ihr doch ein ehemaliger Höfling - in Ungnade gefallen bei Maria de Medici und daher aus dem Hofdienst ausgeschieden - »unter dem Siegel der Verschwiegenheit« so einiges über den König hinterbracht: Sexuell unersättlich sollte der seit seiner Kindheit kränkliche Herrscher sein und von einer ans Perverse grenzenden Grausamkeit …
    Marie war vor Widerwillen fast übel geworden. Sie versuchte sich der Aufforderung des Königs zu widersetzen, indem sie eine Krankheit vorschützte, aber Charles d’Albert, selbst zutiefst bestürzt über den Wunsch Ludwigs XIII., durchschaute sie.
    »Es wäre nur ein kurzer Aufschub, Chérie«, erklärte er ihr traurig, »und keine endgültige Lösung. Du kannst nicht auf Dauer die Kranke spielen. Seine Majestät will , dass du mit mir zu ihm in sein Schlafzimmer kommst - und das allein zählt.«

    Schweren Herzens beschloss Marie, sich zu fügen. Was blieb ihr schon anderes übrig?
    »Mein Ehemann wird mich beschützen, falls der König mir wehtun will«, dachte sie in einem Anfall geradezu kindlicher Naivität.
    Um seine ängstliche Gemahlin ein wenig zu beruhigen, schilderte ihr der Herzog den König in einer Weise, die ihn in einem ganz anderen, harmlosen Licht erscheinen ließ. Im Augenblick fröne er in jeder freien Minute seiner größten Leidenschaft, ließ Charles d’Albert Marie wissen: der Jagd mit dressierten Raubvögeln.
    »Es ist bemerkenswert, wie gut der König, der im Umgang mit Menschen häufig Schwierigkeiten hat, mit diesen eigenwilligen Tieren zurechtkommt. Seine Majestät besitzt die seltene Gabe, Raubvögel - ja sogar den mächtigen Adler - seinem Willen zu unterwerfen.
    Nach seinen eigenen Worten ist Seine Majestät niemals glücklicher als draußen im freien Feld mit einem abgerichteten Falken auf der behandschuhten Faust.«
    Marie tröstete dies in keiner Weise.

KAPITEL 10
    BIS ZU DEM betreffenden Abend, an dem Marie »zur Schlachtbank geführt werden sollte« - wie sie es Céleste gegenüber ausgedrückt hatte - erzählte ihr Charles d’Albert noch so einiges über den König.
    In der Tat, dieser Monarch unterschied sich in vielem von
anderen Herrschern auf Europas Thronen: Wenn er gerade nicht mit kriegerischen Auseinandersetzungen beschäftigt war und nicht mit einer seiner zahlreichen Krankheiten zu Bette lag, zog er sich gern in seine Schmiede, in seine gut ausgestattete Waffenkammer, an seine Druckerpresse oder in eine eigens für ihn eingerichtete Tischlerwerkstatt zurück. »Angeblich versteht er es besser, ein Paar Reitstiefel anzufertigen, als so mancher Schuhmacher. Sogar vom Landkartenzeichnen versteht Seine Majestät eine Menge«, versuchte de Luynes die Vorzüge des Königs in den Vordergrund zu rücken.
    »Am liebsten ist ihm allerdings - das Kochen«, verriet lächelnd der Herzog seiner Gemahlin. Marie kam nicht mehr heraus aus dem Staunen - sympathischer jedoch wurde ihr Ludwig XIII. dadurch nicht.
    »Die Höflinge waren neulich ganz entzückt, als Seine Majestät ein Gericht aus klein gehackten harten Eiern, grünen Erbsen und Schinken kreiert hatte und sie es versuchen durften«, fuhr Charles d’Albert fort. »Und stellt Euch vor, der König beherrscht die gängigsten Saiteninstrumente und komponierte bereits mehrere Motetten.«
    Der Herzog schien zu überlegen, ehe er weiter sprach:
    »Eigentlich ist Ludwig überhaupt kein Krieger, obwohl er sehr tapfer ist und keinem Gefecht aus dem Weg geht. Damit steht er in auffallendem Gegensatz zu seinem Vater, König Heinrich IV., einem vor Lebenslust sprühenden, kraftstrotzenden Haudegen und Liebhaber vieler, schöner Frauen, sowie einem vorbildlichen Anführer seiner Soldaten. Ludwig XIII. gilt eher als still und zurückhaltend.«
    All das sollte Marie die Furcht vor dem König nehmen. Diese aber hatte inzwischen von Domestiken und einigen

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