Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
Vom Netzwerk:
Frau, die zudem als Jungfrau in die Ehe gegangen war, etwa über geheime Neigungen verfügen, von denen niemand etwas ahnte? Aber Marie machte ihm, ohne im Geringsten verlegen zu werden, klar, dass die kleine Céleste allein im Dunkeln schreckliche Angst habe und es gewohnt sei, bei ihrer Schwester zu nächtigen.
    »Warum sollten wir es nicht dabei belassen, Cheri? Sie wird uns nicht stören - außerdem ist sie noch ein Kind mit tiefem Schlaf. Sie wird nichts mitbekommen, was für ihr Seelenheil schädlich sein könnte.«
    Nun, Charles d’Albert hatte dem nichts entgegenzusetzen - außerdem störte ihn die nächtliche Anwesenheit des hinkenden Mädchens nicht wirklich. So bürgerte es sich für alle Zeiten ein, dass Céleste bei Marie im Zimmer schlief.
    Die Kleine wurde somit Zeugin des mehrfachen Vollzugs dieser unter etwas merkwürdigen Umständen zustande gekommenen
Ehe - die sich allerdings für beide Partner auch in den folgenden Nächten als lustvoll erschöpfendes und höchst befriedigendes Liebesspiel erweisen sollte.
    »Siehst du, Mariechen, dein Mann ist doch gar nicht so zum Fürchten, nicht wahr?«, stellte Céleste am Morgen des vierten Tages fest, als beide Mädchen allein beim Frühstück saßen.
    Charles de Luynes hatte sich bereits im Morgengrauen von seiner Gattin verabschiedet - richtiggehend von ihr losreißen hatte er sich müssen -, denn der König begann seinen Arbeitstag stets kurz nach Sonnenaufgang.
    »Mon Dieu, nein! Angst jagt mir mein Gemahl nicht ein, ganz im Gegenteil. Ich weiß, dass ich es sehr gut getroffen habe. Er hätte genauso gut ein uralter, ekelhafter Bursche sein können, der mich mit perversen Spielarten seines schmutzigen Triebes peinigt. Ich werde daher unserem Vater, dem Herzog, in Kürze einen Dankesbrief schreiben.«
    Marie beschloss, den Tag für eine gründliche Inspektion des Palais’ ihres Gatten zu nutzen. Was sie bisher zu sehen bekommen hatte, war nur ein oberflächlicher, erster Eindruck gewesen - aber jetzt wollte sie es genauer wissen.
    »Jedes Gebäude birgt sein Geheimnis. Beim Palast meines Vaters ist es genauso: Es gibt verborgene Räumlichkeiten, die zu besuchen mir und allen Geschwistern strengstens verboten war. Und ich habe niemals gewagt, dieses Verbot des Herzogs zu übertreten - nicht einmal meine Stiefmutter Gabrielle getraute sich das«, hatte Marie ihrem Gemahl am Tag zuvor gestanden.
    Der hatte nur gelacht.
    »Meinetwegen, schaut Euch um im Haus, solange Ihr Lust dazu habt, Liebste. Lasst Euch die Schlüssel von meinem Majordomus geben und untersucht von mir aus jeden Winkel. Ich selbst habe das bisher nicht getan.

    Wie Euch vielleicht bekannt ist, gehörte der Palast früher Concino Concini, dem Marquis d’Ancre, einem ganz besonderen Günstling der Königinmutter, den Ludwig vor einiger Zeit samt seiner unheimlichen Frau, Leonora Galigaï, aus dem Weg hat räumen lassen. Womöglich entdeckt Ihr tatsächlich etwas Interessantes, ma Chère.«
    Das klang in der Tat sehr aufregend und Marie konnte es gar nicht erwarten, sich mit Céleste auf die Suche zu begeben.
    In ganz Europa kannte man das bittere Schicksal der Concinis, dieses macht- und geldgierigen Ehepaares, das mit dem Einverständnis Marias von Medici die Regierung in Frankreich dominiert und den jungen König jahrelang gedemütigt hatte - solange, bis dieser sich grausam gerächt hatte.
     
    Eine ganze Woche lang ließ sich Charles d’Albert de Luynes in seinem Palais nicht mehr blicken. Er sei »unabkömmlich«, ließ er seiner Frau durch zwei königliche Lakaien ausrichten.
    Marie hatte begriffen und sagte nichts dazu. Damit hatte sie freilich rechnen müssen … Aber sie war keine Person, die sich leicht langweilte. In Paris gab es so viel an Unbekanntem und Aufregendem zu sehen, dass ein einzelner Tag über viel zu wenige Stunden verfügte, um auch nur einen Bruchteil dessen erleben zu können, was sich in der lebhaften Metropole abspielte.
    Als der Konnetabel am siebten Abend überraschend zu Hause auftauchte, war das Wiedersehen zwischen den Eheleuten sehr herzlich. Marie berichtete ihrem amüsiert schmunzelnden Gemahl, was sie in der Zwischenzeit in der Hauptstadt an Kuriosem und Interessantem gesehen hatte.
    Die Inspektion des Palais’ war hingegen recht unspektakulär verlaufen. Eine Reihe von Gemächern stand leer, andere
waren nur spärlich möbliert, während ein Teil des Gebäudes mit ungenutztem Mobiliar regelrecht vollgestopft war. Die Vorbesitzer schienen von

Weitere Kostenlose Bücher