Im Dienste Der Koenigin
Geliebtem ein Ständchen auf der Laute vortrug.
Beide Herren waren längst wieder nach Paris zurückgekehrt und sie hatten sich zu dritt bereits am Nachmittag dieses trüben Herbsttages des Jahres 1618 ins wohlig geheizte Schlafgemach des Herrschers zurückgezogen, um des Königs Lust zu frönen.
Marie bemerkte wohl, dass der Konnetabel zwar innerlich vor Wut kochte, aber was sollte er machen? Wenn er gegen das Tun des Monarchen Einspruch erhob, konnte es leicht geschehen, dass dieser ihm seine Frau ganz wegnahm und allein als seine Mätresse beanspruchte.
So machte der Konnetabel gute Miene zum - für ihn - bösen Spiel und tat, als mache es ihm nichts aus, dass der Herrscher sie in seiner - des rechtmäßigen Gatten - Anwesenheit beschlief.
Marie empfand nicht zum ersten Mal ein furchtbar schlechtes Gewissen. Wusste sie doch ganz genau, dass für Charles d’Albert erschwerend hinzukam, dass sie offensichtlich mit erheblichem Vergnügen das Lager mit dem König teilte.
»So wenig Ihr von Ludwigs Charakter haltet, so gut gefallen Euch anscheinend seine Qualitäten als Liebhaber. Gewiss liebt Ihr ihn«, warf er ihr gelegentlich vor.
»Wüsste mein Gemahl, wie sehr er mir damit Unrecht tut, wäre ihm gewiss wohler. Aber da wir uns - obwohl miteinander
verheiratet - niemals über unsere Gefühle austauschen, bleibt sein Irrtum leider unwidersprochen«, überlegte Marie. Sie hatte bereits mehrmals versucht, dies zu ändern, war jedoch bei de Luynes auf Widerstand gestoßen.
Was sie nicht ahnte, war, dass Charles d’Albert schon eine Idee ausbrütete, wie man den König auf andere Gedanken bringen könnte: Er würde ihm leichte Mädchen zuführen. Diese verfügten erwiesenermaßen nicht nur über größere Geschicklichkeit im Bett, sondern pflegten sich überdies völlig tabulos dem Geschlechtsgenuss hinzugeben.
Der Konnetabel war beinahe sicher, dass sein Herr sich durch deren raffinierte Lasterhaftigkeit von »seiner« Marie ablenken ließe. Dann könnte er endlich allein und ungestört die Reize seiner zauberhaften jungen Gemahlin genießen …
»Hm. Ja, Sire, ich hätte da wohl einen großen Wunsch! Aber ich glaube nicht, dass Ihr ihn mir erfüllen könnt«, antwortete Marie nach kurzem Nachdenken auf Ludwigs Frage und räkelte sich träge auf dem zerknitterten Seidenlaken.
»Bitte, vergesst nicht, Madame, ich bin der König! Ich kann alles. Ein Wort von mir genügt und Ihr seid beispielsweise Besitzerin eines meiner schönsten Schlösser«, erwiderte Ludwig vollmundig und begann erneut, mit Maries Brüsten zu spielen, deren Warzen sich umgehend aufrichteten, wie der Konnetabel zu seinem Missvergnügen feststellte.
»Nein, vielen Dank, Sire! Ein eigenes Schloss wäre zwar etwas Wunderbares, aber ich brauche es eigentlich nicht«, erwiderte das Mädchen nach kurzer Bedenkzeit. »Aber vielleicht könnte ich die Erste Hofdame Eurer Gemahlin, der Königin, werden? Das wäre ein Posten, der im Stande wäre, meinen gesamten Ehrgeiz herauszufordern.«
Abrupt hörte Charles d’Albert zu spielen auf, so geschockt
war er von dem dreisten Verlangen seiner Frau; beinahe wäre ihm das Musikinstrument entglitten. Wie würde Ludwig darauf reagieren? Vorsichtig legte der Günstling des Monarchen die Laute beiseite. »Ein hervorragender Gedanke, Madame.«
Nanu? Der König war nicht erbost? Wie kam das?
»Dieser Einfall ist so brillant, dass er von mir stammen könnte«, rief Ludwig spontan. »Natürlich, Madame! Ihr werdet Erste Hofdame und könnt das gesamte Gefolge meiner Gemahlin neu ernennen.
Ich bin mir sicher, da haben sich in der Zwischenzeit wieder Leute eingeschlichen, deren Einfluss auf die Habsburgerin nicht gut ist. Ihr, Madame, werdet nur solche Personen in der Nähe der Königin dulden, die der französischen Krone, sprich mir, treu ergeben sind.«
»Vielen, vielen Dank, Sire«, jubelte Marie, die selbst erstaunt war, wie schnell der König darauf eingegangen war. »So leicht kann man im Bett Karriere machen«, dachte sie mit einem gewissen Zynismus.
»Darüber hinaus gibt Euch das die Möglichkeit, jeden Tag bei Hofe zu sein und mir die Chance, Euch, Schönste aller Schönen, zu jeder mir genehmen Zeit rufen zu lassen. Fürwahr, eine phänomenale Idee. Was sagt Ihr dazu, mon Ami? Ist Eure Gemahlin nicht ein Schatz?«
Ludwig überließ sich den erregenden Liebkosungen der dankbaren, jungen Frau und der perplexe und vor Eifersucht beinahe platzende Herzog de Luynes zog es dieses Mal vor, sich
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