Im Dienste Der Koenigin
und ließ sich bisweilen zu zornigen Ausbrüchen hinreißen.
Marie freilich war um eine Antwort nicht verlegen und erinnerte ihren Gatten dann regelmäßig daran, dass er selbst es gewesen war, der sie dem König sozusagen ins Bett gelegt hatte. Ihre Idee war dies sicherlich nicht gewesen …
»Ihr macht Euch zu viele unnötige Gedanken«, versuchte sie wiederholte Male, ihren Mann zu besänftigen. »Was ist denn schon dabei? Ein wenig Spaß für drei Menschen, die sich im Bett gut verstehen. So habt Ihr es doch selbst immer gesagt! Irgendwann wird der König mich satt haben - so wie er seine eigene Gemahlin auch satt hat. Aber unsere Liebe, mon Ami, die wird ewig bestehen.«
De Luynes glaubte keinen Augenblick daran. Und Marie? Sie behauptete zwar, ihren Charles d’Albert zu lieben - von einer guten Ehefrau wurde dies schließlich erwartet -, aber ob es stimmte, darüber wusste sie inzwischen selbst nicht mehr so genau Bescheid.
Anfangs war sie guten Willens gewesen; sie konnte den ihr aufgezwungenen Ehemann sogar ganz gut leiden. Dem Konnetabel hätte es tatsächlich gelingen können, echte Liebesgefühle in seiner Frau zu erwecken. Aber dann hatte er sie widerspruchslos mit dem König geteilt - und das würde sie ihm niemals verzeihen.
Das Einzige, woran es keinen Zweifel gab, war die Tatsache, dass sie von der körperlichen Liebe geradezu überwältigt worden war. Beinahe alles drehte sich mittlerweile um ihr geschlechtliches Verlangen und um die Erfüllung ihrer früh erwachten sexuellen Wünsche und Sehnsüchte. Da beide Männer ihren Drang nach physischer Befriedigung erfüllten, konnte sie sowohl den Herzog wie den keineswegs attraktiven König relativ gut ertragen.
Wobei letzterer ihr jedoch außerhalb des Bettes immer noch unheimlich vorkam und sie sein nervöses Stottern als sehr störend empfand.
Seit Maries Hochzeit mit dem Herzog war nun ein halbes Jahr vergangen. Ludwig XIII. zeigte sich im Augenblick sehr ungnädig seinem langjährigen Favoriten de Luynes gegenüber. Dessen Versuch, ihn mit Prostituierten von Marie abzulenken, stieß beim bigotten König auf geradezu empörte Ablehnung.
»Wie?«, brüllte er den völlig Verdatterten in Gegenwart von Marie an, »Ihr wollt mich mit käuflichen Weibern verkuppeln? So ein widerliches Ansinnen hätte ich Euch niemals zugetraut!«
So wie der Monarch sich ereiferte, hätte man ihn für ein wahres Tugendlamm halten können. Marie erkannte, dass sich trotz der angespannten Situation ihr Mann das Lachen mühsam verkneifen musste. Ihr selbst ging es nicht viel anders.
»Wie scheinheilig Ludwig doch ist«, ging es ihr durch den Kopf. »Er benutzt Mann und Weib zur Befriedigung seiner Lüste, vergnügt sich auch gern zu dritt auf den Laken seiner pompösen Bettstatt und präsentiert sich dann wie ein keuscher Joseph, dem allein schon der flüchtige Gedanke an eine Hure als verabscheuungswürdige Todsünde erscheint.
Eigentlich sollte ich ihn fragen, was er denn davon hielte, wie ein guter Christ nur seine eigene Frau zu beschlafen. Was für eine heuchlerische Komödie ist das Ganze doch!«
Mit einer derart provokanten Äußerung würde sie sich allerdings ihr eigenes Grab - und vor allem das ihres Ehemannes - schaufeln. In letzter Zeit kam es ihr überhaupt so vor, als wäre seine Stellung am Hof gefährdet. Die Feinde des Konnetabel wetzten bereits in aller Öffentlichkeit die Messer. Wie lange mochte es noch dauern, bis sie damit auch zustießen?
Sie hörte, wie de Luynes sich derweil völlig geknickt gab.
»Sire, ich schwöre Euch bei der ewigen Seligkeit meiner Mutter, dass ich es nur gut gemeint hatte. Die demoiselles d’amour verfügen im Allgemeinen über ein viel reichhaltigeres Repertoire an Lust spendenden Raffinessen als meine eher schlichte Gemahlin, die bis zur Hochzeitsnacht jungfräulich war. Mein Bestreben war einzig und allein, Euch so viel Spaß und Vergnügen wie möglich zu verschaffen, Sire.«
Der König verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
Marie, die sich zwar ein wenig ärgerte, dass ihr Gemahl sie als »schlicht« bezeichnete, war dennoch belustigt, als ihr in den Sinn kam, was Charles d’Albert ihr kürzlich in der Intimität
ihres Schlafgemachs anvertraut hatte und woran Seine Majestät jetzt offensichtlich ebenfalls dachte.
Vor einem guten Dreivierteljahr hatte Madame Christine, eine seiner Halbschwestern - die sein Vater Heinrich IV. mit einer anderen als der unattraktiven Maria de Medici
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