Im Dienste Der Koenigin
nicht als Dritter im Bunde anzubieten, sondern verließ diskret das Schlafzimmer des Königs - wo ihn dieses Mal jedoch keiner vermisste.
KAPITEL 14
NOCH AM SELBEN Tag wurde Marie de Luynes vom König feierlich zur Ersten Dame am Hof ernannt. Anna, die man mit dieser Neuerung förmlich überrumpelt hatte, fasste sich schnell.
»Wie mein geliebter Gemahl wünscht«, gab sie sich fügsam lächelnd und hieß die Neue herzlich willkommen. »Ich denke, dass wir beide gut miteinander auskommen werden, Madame«, fügte sie diplomatisch hinzu und Marie wunderte sich im Stillen über die scheinbare Naivität der anderen.
War es denkbar, dass Anna von Österreich, deren natürliche Schönheit sie vorbehaltlos bewunderte, keine Ahnung davon hatte, dass ihre neu ernannte Hofdame mit ihrem Gatten schlief? Oder aber - und das erschien ihr weitaus plausibler - die Königin wusste genau Bescheid und verstellte sich nur. Dann wäre allerdings Vorsicht geboten … Marie war so mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkte, wie Anna sie verstohlen musterte. Was die Königin sah, gefiel ihr - fast gegen ihren Willen, denn selbstverständlich war sie keineswegs so arglos, wie Marie vermutete. Doch das offene, lebhafte Wesen der Herzogin nahm Anna sofort für sie ein - und ließ sie das erste Mal seit langem auf eine Freundschaft innerhalb des ihr so feindlich gesinnten Hofes hoffen.
Rigoros begann Marie nun, die Vertrauten der Königin vom Hof zu entfernen und sie durch Leute zu ersetzen, die ihr vom König oder ihrem Gatten empfohlen wurden.
»So etwas nennt man, sich Hausmacht verschaffen, meine Liebe«, erklärte sie der kleinen Céleste, als das altkluge Kind
nach ihrem Verhältnis zum König und zur Königin fragte. »Wenn ich schon nicht gefragt wurde, ob ich überhaupt die Hure des Königs sein will - dann soll sich das Ganze wenigstens jetzt für mich lohnen.«
Das klang abgebrühter, als Marie in Wahrheit war; tatsächlich war sie zutiefst verunsichert. Sie fühlte sich schon jetzt der Königin gegenüber merkwürdig verpflichtet, die ihr stets mit einer Freundlichkeit begegnete, die frei von allem Falsch war.
»Übrigens hat auch unser Herr Abbé mich nicht gescholten, dass ich Seiner Majestät zu Willen bin. Er weiß auch, dass mir gar keine andere Wahl bleibt, als zu gehorchen«, ergänzte Marie beinahe trotzig.
Die inzwischen elfjährige Céleste lebte mittlerweile wie in einem Traum. Selbst nicht gerade in Armut bei den de Rohans aufgewachsen, war sie dennoch überwältigt vom Prunk am Königshof, denn Marie hatte darauf bestanden, dass Céleste - quasi als ihr alter Ego - mit in den Louvre kommen musste.
»Ich brauche dich unbedingt, Schwesterchen«, hatte sie beinahe flehentlich gesagt. »Ohne dich fühle ich mich an diesem Hof wie in einem Raubtierkäfig. Wobei ich genau weiß, dass die Bestien mich nur umschmeicheln, solange sie sicher sind, dass der oberste Dompteur seine schützende Hand über mich hält.«
Ludwig hatte ohne zu zögern zugestimmt, dass Céleste sie begleitete. Noch war der Monarch so vernarrt in Marie, dass er ihr keinen Wunsch versagt hätte.
Am meisten verwunderten Céleste die lockeren Sitten, die an diesem so betont katholischen Hof herrschten. Zu Hause war es bei aller sexuellen Ungeniertheit frömmer zugegangen als im königlichen Palast, obwohl sich Scharen von Abbés und höheren Geistlichen im Schloss tummelten und der Königinmutter
der Ruf vorauseilte, eine geradezu fanatische Katholikin zu sein.
Was Maria de Medici allerdings nicht daran hinderte, ein intimes Verhältnis mit dem noch jungen, sehr gut aussehenden Bischof Armand Jean du Plessis, Monsieur de Richelieu, zu pflegen, der von unbändigem Ehrgeiz besessen schien.
Auch Ludwig XIII. war sehr fromm und besuchte jeden Tag die Messe, manchmal sogar mehrmals. Wie wenig dies auf sein privates Leben Einfluss hatte, darüber wusste gerade Marie bestens Bescheid …
Célestes Körper mochte verwachsen sein, aber der Geist der Elfjährigen war hellwach, und sie stellte ihrer gerade mal sechzehnjährigen Schwester Marie sehr direkte Fragen zu deren Ehe und ihrem Verhältnis zum König.
Das Zusammenleben Maries mit ihrem Gemahl gestaltete sich nämlich zunehmend schwieriger, weil dieser seine Wut und Eifersucht auf den König kaum mehr verbergen konnte. Den Monarchen wagte er allerdings seine schlechte Laune nicht spüren zu lassen, aber bei Marie beklagte er sich oft bitter über deren »Untreue«
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