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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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überließ Ludwig seinem Schicksal. Ganz wohl war dem Konnetabel freilich nicht bei seinem Vorgehen.
    Marie war regelrecht entsetzt über die Dreistigkeit ihres Gatten. Wie würde der König es wohl aufnehmen?

    Als der Herzog, mit einem grässlichen Gefühl im Bauch, die Tür von Annas Schlafgemach am Morgen wieder aufsperrte, trat ihm ein relativ vergnügter Monarch im Morgenmantel entgegen.
    »Ich wünsche Eurer Majestät, wohl geruht zu haben«, sagte de Luynes beherzt, insgeheim mit seiner sofortigen Verbannung vom Hof - wenn nicht gar mit Schlimmerem - rechnend. Aber Ludwig lächelte ihn nur ganz freundlich an und erwiderte seinen Gruß.
    Und die Kammerfrau, die, wie die Sitte es gebot, nachts mit Königin Anna das Gemach teilte, verkündete gleich darauf laut und lapidar: »Der König hat sich zweimal angestrengt.« Was immer das heißen mochte …
    Der Monarch schien in der Tat zufrieden mit dem Verlauf der vergangenen Nacht. Er ließ nämlich der erzwungenen ersten noch eine ganze Reihe weiterer Nächte in Annas Gemach folgen. Der Hof wurde somit Zeuge von verspäteten Flitterwochen des Königs. Die verwirrte Anna wusste zunächst gar nicht, wie ihr geschah. Sie war einfach nur glücklich. Endlich akzeptierte Ludwig sie als seine Ehefrau. Alles wendete sich nun offenbar doch noch zum Guten.
    Über Monate enthielt sich Ludwig des Beischlafs mit seinem Günstling - auch Marie de Luynes rührte er während dieser Zeit nicht an.
    Die Rechnung des Konnetabels war aufgegangen: Er und Marie hatten Zeit und Muße, sich allein ihrem jungen Eheglück zu widmen. Das hatte zur Folge, dass Marie wieder mehr angenehme Seiten, wie etwa Rücksichtnahme und Zärtlichkeit, an ihrem Gemahl entdeckte und tatsächlich im Laufe der kommenden Wochen erneut damit begann, so etwas wie echte »Liebesgefühle« für ihn zu entwickeln.
    Ludwigs Mutter, Maria de Medici, die ungeschickt versuchte,
ihren Sohn »aus den Krallen der Habsburgerin« zu retten, verbannte der König - zusammen mit ihrem Favoriten, dem sich vor Ehrgeiz schier verzehrenden Bischof du Plessis-Richelieu - ein weiteres Mal vom Hof nach Schloss Blois.
    Zum großen Erstaunen aller wurden Ludwigs »Anstrengungen« äußerst schnell von Erfolg gekrönt: Königin Anna war schwanger!
    Alle am Hof konnten sehen, wie der König darüber in einen Freudentaumel geriet. Seine Äußerungen Charles d’Albert gegenüber offenbarten jedoch seine wahren Empfindungen: »Je eher sie mir einen Thronfolger gebiert, desto früher kann ich ihr verdammtes Schlafzimmer verlassen, in das Ihr mich eingesperrt habt«, sagte er schmollend zu de Luynes.
    Offenbar liebte er Anna keineswegs, sondern hatte seine Gemahlin nur als Zuchtstute benützt. Und, als wolle der König de Luynes Annahme bestätigen, gestand er seinem Günstling: »Ich habe das Frauenzimmer so satt, dass ich gar nicht ausdrücken kann, wie sehr.«
    Anna indes ahnte nicht, dass die plötzliche Zuneigung ihres Gatten keine echte war. Zu glücklich war sie über die plötzliche, für sie so ungewohnte Aufmerksamkeit, die ihr mit einem Mal zuteil wurde. Sie selbst war viel zu aufrichtig, um ihrem Gemahl zuzutrauen, ein so schlimmer Heuchler zu sein.
    Der Konnetabel stand mittlerweile, geschwächt durch die Anfeindungen und Intrigen seiner Neider am Hof, nachgerade mit dem Rücken zur Wand und bekannte Marie seine Ängste, der König könne ihn von einem auf den anderen Tag fallen lassen.
    Marie, die insgeheim hoffte, dass der König - falls er ihren Gatten satt habe - sie ebenfalls in Ruhe ließ, sah nicht so schwarz wie der Herzog. Sie konnten doch auch ohne die ständigen Intimitäten mit dem König gut leben...

    Ihren Posten als Erste Hofdame versah Marie inzwischen mit großem Eifer; den Hofstaat hatte sie inzwischen vollkommen nach des Königs Wünschen umgekrempelt.
    Da sie nicht auf den Kopf gefallen war, sah sie manches, das ihre anfängliche Meinung über Anna allmählich revidierte. Für zu passiv hatte sie die zarte Frau gehalten, doch dann begann Marie, die unglückliche Habsburgerin, die unter dem bösartigen Spott und der Missachtung ihres Gatten maßlos litt, zu bedauern.
    Sie atmete daher befreit auf, als sich die Gerüchte über Annas Empfängnis bestätigten. Seine Majestät würde doch seine schwangere Gemahlin nicht mehr betrügen und endlich als vollwertige Frau an seiner Seite behandeln.
     
    Dann geschah das Unglück. Die Königin erlitt zu Anfang des Jahres 1619, im dritten Monat ihrer Schwangerschaft,

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