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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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schwer zu verstehen waren - zumindest für Céleste, die sich an der Tür der königlichen Gemächer beinahe ihr Ohr wunddrückte, um nur ja nichts zu verpassen.
    Sie wunderte sich dabei zum wiederholten Male über die geradezu pöbelhafte Ausdrucksweise der Maria de Medici. Der Kardinal sank mehrmals theatralisch schluchzend vor der Königinmutter und dem König in die Knie, aber Ludwig blieb hart. Seine Majestät bestätigte den Entlassungsakt seiner Mutter und entband nun seinerseits seinen Ersten Minister von allen Aufgaben, die dieser bislang innegehabt hatte.
    Anschließend zog sich Ludwig XIII. völlig erschöpft in sein Jagdschlösschen nach Versailles zurück, um sich von den Folgen seiner beinahe tödlichen Erkrankung zu erholen. Der Monarch hatte sich mit den wieder einmal grassierenden Pocken infiziert, denen viele zum Opfer fielen. Auch Madame Gabrielle, Maries und Célestes Stiefmutter, war der Seuche erlegen.
     
    Manche am Hof hatten bereits Wetten abgeschlossen - die meisten gegen den Kardinal. Aber Armand Jean du Plessis, Herzog de Richelieu, war nicht der Mann, der sich auf Anhieb geschlagen gab. Noch in derselben Nacht machte er sich gleichfalls zu dem kleinen Jagdschloss auf.
    Dank seiner noch vorhandenen Autorität gelang es dem Kardinal, in Ludwigs Schlafgemach vorzudringen. Zuerst war der König über die unerwünschte Störung höchst ungehalten und drohte Richelieu damit, seine Jagdhunde auf ihn zu hetzen, falls er nicht augenblicklich verschwinde.
    Aber dem gewieften Diplomaten gelang es in einem stundenlangen
Gespräch, den Herrscher davon zu überzeugen, dass die Feinde Richelieus auch die Gegner Frankreichs und der Krone seien.
    Und siehe da! Direkt vor die Wahl zwischen Mutter und Premierminister gestellt, entschied sich Ludwig XIII. am 11. November 1630, dem sogenannten »Journée des Dupes«, für den Kardinal und ließ seine Mutter und seinen Bruder Gaston in Compiègne unter Hausarrest stellen. Die Argumente Richelieus hatten den Herrscher überzeugt und am nächsten Morgen war der Erste Minister erneut in Amt und Würden.

KAPITEL 28
    WIEDER ZURÜCK IN Paris, machte der Kardinal erbarmungslos tabula rasa. Der zutiefst verängstigten Königinmutter blieb nur übrig, zusammen mit ihrem jüngeren Sohn, der sich vorerst auf ihre Seite geschlagen hatte, nach Spanien zu fliehen.
    Aber bald hatte Monsieur Gaston begriffen, dass sich seine Mutter auf der Verliererstraße bewegte - und da wollte er ihr keineswegs Gesellschaft leisten. Er bemühte sich folglich darum, vom Bruder wieder in Gnaden aufgenommen zu werden - was ihm tatsächlich auch gelang.
    Maria de Medici hingegen flüchtete im Juli 1631 in die spanischen Niederlande nach Brüssel. Dort musste sie zu ihrem Entsetzen erfahren, dass der Erste Minister Frankreichs ihr Hochverrat zum Vorwurf machte.
    Nach dem Urteil des in ihrer Abwesenheit abgehaltenen Gerichtsverfahrens, das sie - zur Genugtuung Annas wie auch
Maries - für schuldig befand, wurde die Mediceerin in Frankreich geächtet und ihr gesamter Besitz - auch ihr geliebtes Palais du Luxembourg - vom König beschlagnahmt.
    »Ich bin mir bewusst, dass Schadenfreude eine Sünde ist und ich werde sie auch beichten«, gestand die Königin ihrer liebsten Freundin, »aber dennoch kann ich mir die Genugtuung darüber nicht versagen, dass zumindest eine Person, die mir übel will, Frankreich verlassen hat.«
    »Überdies muss die alte Königin die traurige Erfahrung machen, dass kein Fürst in Europa sie auf Dauer in seinem Land aufnehmen will«, frohlockte Marie ungeniert. »Ich möchte wetten, dass für die einst so mächtige Königinmutter eine demütigende Odyssee beginnen wird.«
    In der Tat: In der Folgezeit pendelte Maria de Medici zwischen den Niederlanden, der Schweiz und England, bis sie schließlich in Köln eine höchst bescheidene Bleibe bei ihrem alten Freund, dem Maler Peter Paul Rubens, fand.
    Für Außenstehende schwer begreiflich, sollte die Mutter des Königs von Frankreich und der Königinnen von Spanien und England im Jahre 1642 einsam und verarmt in Rubens’ Kölner Haus in der Sternengasse ihren letzten Atemzug tun …
    Man entnahm ihr das Herz und bewahrte es im Kölner Dom hinter dem Dreikönigsschrein auf; ihre Gebeine wurden allerdings nach Paris überführt, um sie in der Grablege der französischen Könige in der Basilika von Saint-Denis beizusetzen.
    Céleste, ihre Zofe, konnte sich glücklicherweise noch rechtzeitig absetzen. Sie dachte nicht daran,

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