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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Allgemeinen genau zu durchschauen pflegte, fiel tatsächlich auf ihre Beteuerungen und ihr Angebot herein:
    Marie durfte in ihre frühere Position am Hof zurückkehren. Sie hatte sich nämlich verpflichtet, für den Kardinal Spitzeldienste zu verrichten.
    »Ich habe scharfe Augen, Monseigneur, und denen entgeht so leicht nichts. Sogar die geheimsten Gedanken Ihrer Majestät werde ich entlarven - von den Taten der Königin ganz zu schweigen. Alles werde ich Euch berichten, Eure Eminenz«, schmeichelte sie sich ebenso scheinheilig wie unerschrocken bei Richelieu ein.
    Ganz wohl war ihr bei ihrem »Pakt mit dem Teufel« freilich nicht, aber sie sah im Augenblick keine andere Möglichkeit, an den Hof zurückzukehren und Anna beizustehen.
    Um sich auch beim König wieder »lieb Kind« zu machen,
überwand sie sich und schenkte dem Monarchen eines ihrer herrlichen Pferde - bereits das zweite - aus ihrer inzwischen berühmten Zucht.
     
    Die Königin wurde ärger schikaniert denn je zuvor und Marie versuchte, diesem himmelschreienden Unrecht wenigstens ein wenig entgegenzusteuern. Mittlerweile wusste man an sämtlichen Höfen Europas Bescheid über die beschämende Situation Annas am französischen Hof.
    Auch ihrem Bruder, dem spanischen König Philipp IV., wurden die Kränkungen, die seiner Schwester von ihrem Gemahl und seinem Premierminister laufend zugefügt wurden, hinterbracht - ein höchst ärgerlicher Sachverhalt und nicht geeignet, die angespannte politische Lage zwischen beiden Ländern zu entschärfen.
    Anna mochte das zwar aufrichtig bedauern - Ludwig glaubte ihr jedoch kein Wort. Vom Kardinal wurde er in dem Glauben gehalten, dass sie diejenige war, welche den Konflikt zusätzlich anheizte.
    Mittlerweile war ihr jeder Kontakt mit ihrem Bruder streng untersagt worden. Keine Frage, dass ihre Vertraute Marie alles Menschenmögliche unternahm, um dieses grausame Gebot zu unterwandern …
    Eine Zeit lang lief das auch gut und die Königin und Marie amüsierten sich über den düpierten Kardinal; doch eines Tages ging Marie zu weit. Ein Spitzel Richelieus ertappte sie beim Übergeben eines Briefes an einen lothringischen Abenteurer, der sich bereits mehrere Male angeboten hatte, Post über die Grenze nach Spanien zu schmuggeln. Der Chevreuse gelang es nur mit ganz knapper Not, sich herauszureden, indem sie geistesgegenwärtig vorgab, den Brief für vollkommen harmlos gehalten zu haben.

    Der Lothringer seinerseits war so gewitzt, aus dem Gefängnis, in welches man ihn geworfen hatte, auf Nimmerwiedersehen zu entfliehen. Und auf seltsame Weise war auch das Corpus Delicti verschwunden …
    »Das war äußerst knapp«, stellte betroffen die Königin fest, nachdem die Sache ausgestanden war. »Damit muss jetzt Schluss sein. Ihr kennt doch das Sprichwort, liebste Freundin, vom Krug, der so lange zum Brunnen geht, bis er bricht, nicht wahr? Wir wollen Gott nicht versuchen.«
    Reuevoll versprach Marie Besserung. Dabei war es ihr weniger um Gott zu tun als um ihre eigene Sicherheit - und um die ihrer Freundin. Dieses Mal waren sie wirklich haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschlittert.

KAPITEL 29
    ENDE DES JAHRES 1631 schenkte Marie ihrem fünften und letzten Kind - wiederum einem kleinen Mädchen - das Leben. Herzog Claude de Lorraine-Chevreuse erkannte das Kind ohne weiteres als das seine an und Marie sah keinen Grund, diesen Glauben an seine Vaterschaft durch irgendwelche kränkenden »Enthüllungen« zu erschüttern.
    Bereits vor der Entbindung hatte sie nach einer geeigneten Amme Ausschau gehalten sowie nach passenden Ersatzeltern. Die Pflegeeltern ihrer vier anderen Kinder waren nicht in der Lage, noch ein weiteres aufzunehmen.
    Inzwischen hielten es beinahe alle Adligen so, dass sie ihre Sprösslinge noch im Säuglingsalter aufs Land in Pflege gaben.
Die Kindersterblichkeit war immens hoch und in Paris mit seiner schlechten Luft und all dem unvorstellbaren Schmutz auf den Straßen standen die Chancen, das Erwachsenenalter zu erreichen, für ein kleines Kind noch schlechter.
    Dass darunter die gefühlsmäßige Bindung an den eigenen Nachwuchs stark litt, wurde ohne Bedenken in Kauf genommen … Natürlich behaupteten alle Adligen, ihre Kinder zu lieben, aber man hielt sie nicht für so wichtig, dass man sich ihretwegen von seinem gewohnten Lebensstil hätte abbringen lassen.
    Für das Gebären und damit für den Weiterbestand der Familien waren die Damen zuständig; die Aufzucht der ganz Kleinen besorgten dann

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