Im Dienste Der Koenigin
gegenüber den süßen Kleinen nur aus ihrem Unvermögen, sich mit den bébés zu beschäftigen …
Die Herzogin de Chevreuse selbst hatte insgeheim eine andere Vermutung, warum sie ihrem eigenen Nachwuchs so distanziert gegenüberstand: Es hatte vielleicht mit den Vätern zu tun. Bis jetzt hatte sie noch keinen der Erzeuger ihrer Kinder wirklich geliebt.
Célestes Brief mit den schlechten Nachrichten aus Paris trug nicht dazu bei, Maries trübe Stimmung zu erhellen. Am schwersten trug die Herzogin daran, dass sie in dieser dunklen Stunde nicht bei der Freundin sein und sie tröstend in die Arme schließen konnte.
Trotzdem das königliche Paar mittlerweile nur mehr in stiller Feindschaft nebeneinander herlebte, bestand der Kardinal darauf, dass Ludwig sich aus dynastischen Gründen weiter um Nachwuchs mit Anna »bemühte«.
In diesem schicksalsträchtigen Jahr 1627 waren seine Anstrengungen erneut von Erfolg gekrönt. Das Herrscherpaar stand mittlerweile im dreizehnten Jahr seiner Ehe und ein Dauphin war sozusagen überfällig. Die schwangere Anna wurde wieder wie ein rohes Ei behandelt. Ludwig war betont liebenswürdig zu ihr - wenngleich ihr eingeschränktes Leben keine Änderung erfuhr. Auch ihre Briefe wurden nach wie vor einer strengen Zensur unterzogen.
Das war bitter für die Königin, denn so erhielt sie auch keine Nachricht von ihrer Familie aus Spanien.
Das Einzige, was sich änderte, war, dass Maria de Medici aufhörte, ihre Schwiegertochter zu diffamieren und absichtlich zu kränken. Vielmehr behandelte sie die Jüngere zum
ersten Mal mit einem gewissen Respekt. Wenn man denn die Tatsache, dass die Königinmutter darauf verzichtete, sie als »Hure« und »sündiges Weib« zu beschimpfen, so nennen wollte …
Alle Vorsichtsmaßnahmen nützten jedoch auch dieses Mal nichts. Die fast sechsundzwanzigjährige Königin erlitt - ohne äußere Ursache - bald darauf eine weitere Fehlgeburt und der König lastete ihr dieses Desaster wiederum als besondere »Bosheit« an. Ihr »schuldhaftes Versagen« bot den Anlass für neue Demütigungen und Kränkungen - ungeachtet Annas bedenklichen Gesundheitszustandes.
»Seine Majestät tut gerade so, als bereite es Frauen ein ganz besonders diebisches Vergnügen, ein Kind nicht austragen zu können«, dachte Marie empört, als sie davon Kenntnis erhielt.
Ludwig sprach kein Wort mehr mit seiner Frau und lebte vor ihren Augen in vollen Zügen sein Verhältnis mit dem ehemaligen Pagen aus, der inzwischen die Karriereleiter weiter emporgeklettert war.
Die schlaue Céleste hatte inzwischen Maßnahmen gegen das für alle bedrohliche Minenfeld am Hofe getroffen und war bei der Schwiegermutter Annas, sozusagen »in der Höhle der Löwin«, als Bedienstete untergekommen.
Erneut ließ der Kardinal nämlich alle vertrauten Gesichter aus Annas Umgebung verbannen und Céleste stand infolgedessen auf der Straße. Das war schlecht für das Aufschnappen von Interna, denn Maries Gemahl schrieb seiner Frau zwar regelmäßig, aber seine Nachrichten waren durch die Brille seiner absoluten Ergebenheit dem König gegenüber »gefiltert«.
Wenngleich der König ihn nur noch sehr selten in sein Schlafzimmer beorderte, war die Trennung doch friedlich vonstatten gegangen; der Herzog de Chevreuse hing mit seinem
Herzen nach wie vor an Seiner Majestät. Er würde niemals etwas Negatives über Ludwig, den Kardinal oder die Königinmutter verlauten lassen.
In der Tat war Maries Halbschwester ein kleines Kunststück gelungen: Die hässliche, alte Frau hatte anscheinend Gefallen gefunden an der schiefgewachsenen und hinkenden Céleste. Immerhin war die neue Zofe der Königinmutter ja auch die Schwester einer Herzogin.
Marie war einerseits glücklich über diese Wendung, aber andererseits überwog gleich darauf die Sorge um Céleste. Die Mediceerin war ein hinterhältiges Biest und wenn sie ahnte, dass ihre neue Dienerin ein doppeltes Spiel spielte, dann würde es dieser sehr schlecht ergehen.
Die Königinmutter schüttete der neuen Zofe schon nach kurzer Zeit - es war inzwischen Herbst geworden - ihr Herz aus über den undankbaren Kardinal, der seine langjährige Liebesbeziehung zu ihr abrupt beendet hatte. Sie litt ungeheuer an diesem Treuebruch, den sie voll Verbitterung »schändlichen Verrat« nannte, und war froh, in der jungen Frau eine bereitwillige Zuhörerin gefunden zu haben.
»Dieser Schweinepriester hat mich nur als Sprungbrett zu seiner Karriere benutzt!«, heulte die dicke
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