Im Dienste Der Koenigin
zusammenpassen.‹ Ich denke, ihr beiden werdet euch gut verstehen - alles in allem.«
»Aber wieso geht euer König nicht selbst - meinetwegen verkleidet - durch die Gassen von Paris und sucht sich eine passende Gefährtin aus?«, wollte Céleste gerade fragen. Ihr Blick schweifte hinüber zu Saint-Hector, dem Großen, der auf einer Art Thron, einem hohen Sessel mit reichlich bizarrer Drachenschnitzerei, saß.
Aber dann hatte sie urplötzlich verstanden …
Einer seiner Diener, der vermutlich tagsüber als Bettler vor dem Portal einer der zahlreichen Pariser Kirchen sein Auskommen suchte, fütterte seinen Herrn. Bei diesem Anblick stieg Céleste vor Mitleid das Wasser in die Augen.
»Oh nein«, flüsterte sie mit erstickter Stimme, »so ein schöner starker Mann und …«
»Ja. Ohne Arme und Hände lebt es sich nicht leicht«, sagte scheinbar ungerührt die Zwergin. »Umso wichtiger ist es, dass er Freunde hat, die ihm völlig ergeben sind und ihn mit allem Nötigen versorgen. Zum Dank beschützt er die Notleidenden und Verfolgten vor den Schergen der unbarmherzigen Justiz des verfluchten Kardinals - den der Teufel baldmöglichst holen möge - und seines verdammten Herrn, dem ich auch nichts Besseres wünsche.«
Vorhin, bei dem ersten kurzen Blick auf den auffallend gut aussehenden und liebenswürdig erscheinenden »König der Bettler«, hatte Céleste nicht so genau hingesehen und nur die reich bestickte Decke wahrgenommen, die über seinen kräftig erscheinenden Körper drapiert war. Dass da in Wahrheit ein hilfloses Wesen auf dem Thron saß, war ihr völlig entgangen.
»Hör mir jetzt, bitte, gut zu«, drängte die Zwergin auf einmal. »Ehe ich dich dem König vorstelle, muss ich dir etwas sagen: Ich bitte dich als meine Freundin inständig, zukünftig an meiner Stelle sozusagen die ehelichen Pflichten einer Frau des Königs zu übernehmen. Ich selbst bin allmählich zu alt dafür, ma Chère - außerdem hat es mir noch nie so besonders viel Spaß gemacht, weißt du«, vertraute Arlette ihr an. »Eigentlich mag ich nämlich junge Mädchen viel lieber. Deren weiche Rundungen und üppige Formen sprechen meine Sinnlichkeit viel mehr an als die raue Schale der Kerle - außerdem riechen sie für meinen Geschmack auch besser … Aber der König ist noch jung und braucht seine Befriedigung und ich habe sie ihm verschafft - bis heute. Aber jetzt habe ich beschlossen, das Amt der Beischläferin abzutreten und einer anderen, Jüngeren, zu übertragen. Und da habe ich sofort an dich gedacht, Chérie.«
Céleste schwirrte der Kopf. Als Arlette sie von dem Diwan hochzog, um sie zu Saint-Hector zu führen, ging ihr flüchtig durch den Sinn, dass Guy, ihr Ehemann, noch in Orléans weilte, wo er ein Gemälde für den Herzog anfertigte.
In jener Nacht blieb die Schwester von Marie de Chevreuse zum ersten Mal im »Hof der Wunder« bei Saint-Hector und Arlette. Für Céleste war es ja nicht ungewöhnlich, mit mehreren Menschen gleichzeitig das Schlafgemach zu teilen, aber in ihrem Bett hatte sie bisher nur mit jeweils einer Person gelegen …
Die junge Frau störte sich nicht daran, dass ihr Liebhaber, der auf dem Rücken lag, sie nicht mit starken Armen umfangen konnte - dafür waren es seine muskulösen Beine, die ihren schlanken Leib während des Liebesaktes umklammert hielten.
Obwohl die Situation mehr als ungewöhnlich war, erlebte Céleste das körperliche Zusammensein mit Saint-Hector auf das Angenehmste und genoss die mehrmalige lustvolle Vereinigung mit ihm durchaus. Trotz schwerster Behinderung erwies sich der Bettlerkönig als ein vollwertiger Mann.
»Zum Ausgleich für seine fehlenden Arme hat ihm der Liebe Gott ein besonders großes, schön geformtes und vor allem sehr aktives Geschlechtsteil verliehen«, hatte Arlette ihr vor dem Zubettgehen noch zugeflüstert. Am Morgen wusste Céleste, wie sehr das zutraf …
Auch der Bettlerkönig war mit dem Tausch der beiden Frauen mehr als zufrieden. Zum Dank schenkte er seiner alten Königin, der »bärtigen Arlette«, die sich von jetzt an nur noch »aufs Zusehen« beschränken wollte, eine äußerst wertvolle Goldkette mit Brillanten.
»Dieses Schmuckstück hat wohl einer seiner Untertanen bei einem nächtlichen Überfall erbeutet und seinem ›Herrn und König‹ als Tribut überreicht«, schoss es Céleste unwillkürlich durch den Kopf; gleichzeitig überlegte sie sich, womit Saint-Hector wohl versuchen würde, sie, seine »neue Königin«, an sich zu
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