Im Dienste Der Koenigin
in Saint-Germain-en-Laye
in ihren roten Roben erschienen, um dem künftigen König ihre Referenz zu erweisen.
Schlafend lag der Kleine auf einem weißen Damastkissen, das Köpfchen mit einer engen Haube umschlossen und sein kleiner Körper so fest gewickelt, dass er beinahe einer altägyptischen Mumie glich«, konnte Marie de Chevreuse in Madrid ihrem königlichen Liebhaber aus der Zeitung vorlesen.
Auch Philipp IV. wartete begierig auf jedes neue Exemplar der französischen Postille. Er war erleichtert, dass seine Schwester endlich Mutter geworden war. Jetzt - so hoffte er - würde auch ihr Gemahl sie besser behandeln.
»Das stramme Wickeln der Säuglinge gilt als unverzichtbare Methode, um das Kind an eine aufrechte Körperhaltung zu gewöhnen. Und es dient außerdem dazu - nach Meinung des berühmten Arztes Docteur François Mauriceau -, später das Gehen auf zwei Beinen zu gewährleisten«, erklärte wichtigtuerisch eine Hofdame der skeptisch dreinschauenden Königin.
»Der gute Medicus glaubt offenbar, die Kinder würden ohne dieses straffe Einschnüren später nach Art der Affen auf allen vieren laufen«, rutschte es Marie de Hautefort unwillkürlich heraus und sie erntete damit einen strafenden Blick der älteren Hofdame.
Aber Anna bewies Humor und lachte: »Diese Bemerkung hätte auch von Marie de Chevreuse stammen können.«
Sie war so selig, dass nichts ihre gute Laune erschüttern konnte: Durch die Geburt eines Sohnes war der König nun verpflichtet, sein gegebenes Versprechen einzulösen, ihr einen Herzenswunsch zu erfüllen. Und es war das größte Anliegen Annas, bald ihre liebe Freundin und Vertraute, Marie, Herzogin de Chevreuse, umarmen zu dürfen …
Auch Céleste verzehrte sich mittlerweile vor Sehnsucht nach der älteren Schwester. Wie oft hätte sie deren klugen Rat gebraucht oder einfach nur ihr offenes Ohr. Marie war um vieles gescheiter und erfahrener und hätte sie vielleicht auch wegen ihrer gescheiterten Ehe beraten können. Außerdem brannte Céleste geradezu darauf, Marie von ihrem Abenteuer am »Hof der Wunder« zu berichten.
Sie nahm es dem König und seinem Ersten Minister Richelieu sehr übel, sie der Gesellschaft ihrer geliebten Marie so lange beraubt zu haben. Aber bald hätte das Warten nun ein Ende.
Marie indes ging es eigentlich prächtig in ihrem Exil. Als Mätresse des Königs Philipp von Spanien hatte sie keinerlei materielle Sorgen - im Gegenteil. Aber ihr Heimweh schien sie mittlerweile fast zu verzehren. Insgeheim hoffte sie täglich auf eine Amnestie Ludwigs anlässlich der Geburt seines Thronfolgers. Voll Ungeduld wartete sie auf ein diesbezügliches Signal.
Mochte Philipp sie noch so sehr verwöhnen und mit wertvollen Präsenten geradezu überschütten - ihre Liebe galt Königin Anna und ihre Sehnsucht dem französischen Hof und ihrer Schwester Céleste. Insgeheim begann sie, ihre Sachen zu packen, um bereit zu sein, falls der Ruf von jenseits der Grenze käme.
Allmählich sickerten im Louvre die wahren Begebenheiten durch, die sich rund um die Geburt des Dauphins zugetragen hatten. In den letzten drei Monaten vor der Entbindung hatte nämlich keineswegs eitel Sonnenschein zwischen dem König und seiner Gemahlin Anna geherrscht.
Nach wie vor wurde sie auf Anordnung des eifersüchtigen Monarchen eher wie eine Gefangene gehalten denn wie
eine geschätzte und geliebte Frau. Jeder ihrer Briefe wurde nach wie vor geöffnet, gelesen und zensiert, ehe man ihn weiter beförderte. Kein männliches Wesen durfte sie ohne ausdrückliche Erlaubnis des Monarchen besuchen. Das galt lächerlicherweise auch für den königlichen Leibarzt und seine Kollegen sowie für den Beichtvater.
Ludwig XIII. war seiner Rolle als liebender Ehemann und glücklicher, werdender Vater bald überdrüssig geworden. Er legte sich gerade während der letzten drei Monate vor der Geburt - also der sensibelsten Phase im Leben seiner Frau - abermals einen jungen Geliebten zu und hatte sich deshalb etwa ein Vierteljahr lang nicht mehr in Saint-Germain-en-Laye blicken lassen.
Bei dem neuen Favoriten handelte es sich dieses Mal um einen engelgleichen, wunderschönen Knaben von achtzehn Jahren, mit dem Namen Henri, Marquis de Cinq-Mars, den ihm der Kardinal gleichsam »ans Herz« gelegt hatte. Der König war geradezu verrückt vor Liebe zu dem Jüngling, obwohl - oder gerade weil - dieser gar nicht so sehr von seinem Gönner Ludwig angetan war.
Als Anna davon erfuhr, sagte sie bitter zu
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