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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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schweigend aus dem offenen Fenster, dann sprach er so langsam, als würde es ihn schmerzen. »Es ist die letzte Heimat unseres uralten Lehrers Horon-ko. Er ist zum Sterben hergekommen«
    »Wann war das? Vor wie langer Zeit?«
    Mwahu wandte sich Karen und Jack zu. »Vor langer, langer Zeit.«
    »Aber warum ist er hierher gekommen?« , fragte Karen.
    »Weil seine eigene Heimat verschwunden war.«
    »Seine eigene Heimat?«
    Mwahu schien nur widerwillig Antwort geben zu wollen. Er senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Er kam aus Katua Peidi.«
    Bei dieser Antwort stieß Karen einen Laut der Überraschung aus.
    »Was?«, fragte Jack sie verwirrt.
    »Den Mythen zufolge«, erklärte sie, »hieß die ursprüngliche Heimat der zauberkundigen Brüder, die bei der Errichtung von Nan Madol geholfen haben, Katua Peidi.«
    Jack runzelte die Stirn. »Er glaubt, sein Lehrer war einer dieser Katuaner?«
    »Anscheinend ja.« Sie wandte sich wieder dem Rücksitz zu. »Was hat Horon-ko deine Vorfahren gelehrt?«
    »Er lehrt viele Dinge. Hauptsächlich lehrt er uns, die alten Orte zu bewachen. Er sagt uns, wo sie liegen. Vater sagt es dem Sohn weiter. Verboten, darüber zu sprechen. Er sagt, niemand darf Herz der alten Orte öffnen.« Er sah Karen streng an.
    Sie ignorierte seinen anklagenden Blick und saß nachdenklich da. »Eine Geheimsekte, die die zahllosen megalithischen Ruinen im Pazifik zu hüten hat … vom letzten Überlebenden eines verschollenen Kontinents.« Erneut drehte sie sich zu Mwahu um. »Du sagst, Horon-ko sei hier gestorben.«
    Er nickte.
    »Ist er hier begraben?«
    Wieder nickte er und wandte sich den wasserumspülten Ruinen von Nan Madol zu. »Ich werde euch hinbringen. Aber wir müssen vor der Nacht weggehen.«
    »Warum?«, fragte Jack.
    Anstelle von Mwahu gab Karen Antwort. »Ein Aberglaube. Wenn jemand über Nacht in den Ruinen bleibt, wird er sterben, heißt es.«
    »Na, großartig«, murmelte Miyuki vom Rücksitz aus und beäugte die sinkende Sonne.
    »Ist bloß ein Mythos«, meinte Karen.
    Aller Augen richteten sich auf Mwahu. Der Mann schüttelte langsam den Kopf.
    16.45 Uhr
Basis Neptune, Zentralpazifisches Becken
    Ferdinand Cortez fuhr als Passagier an Bord der Argus mit, dem Zweimann-Tauchboot des Forschungsteams. Der Pilot, der vor ihm in seiner eigenen Kunststoffkuppel saß, hielt den Daumen hoch, als er das Fahrzeug unter die Meeresbasis und in eine der Andockstationen lenkte. Die Luke schloss sich unter ihnen, und das Meerwasser wurde herausgepumpt.
    Ferdinand sah zu, wie der Wasserspiegel an seiner Kuppel sich senkte. Die gesamte Andockprozedur erforderte weniger als fünf Minuten. Er lächelte angesichts seines Erfolgs. Nach dem Tod seiner Frau hatte er seine sämtlichen Energien auf das Neptune-Projekt gerichtet. Es war ein Ziel gewesen, das sowohl er als auch seine Frau stets vor Augen gehabt hatten.
    Eine funktionierende Tiefsee-Forschungsstation. »Wir haben’s geschafft, Maria«, flüsterte er der Station zu. »Endlich haben wir’s geschafft.«
    Nachdem der Zentralcomputer den Luftdruck der Andockstation angepasst hatte, flammte ein grünes Licht an der Wand auf und zeigte an, dass man die Argus nun unbehelligt verlassen konnte. Mithilfe eines Akkuschraubers löste Ferdinand die Befestigungsmuttern der Kuppel. Sie hob sich, und es ertönte ein ganz leises Zischen, als der Druckausgleich erfolgte. Ferdinand lächelte. Perfekt.
    Er schob die Kuppel zurück und entstieg dem Tauchboot, wobei er seine Tasche mitnahm. Der Pilot blieb vorn sitzen. Er musste noch vier weitere Mitglieder des Forschungsteams zur Tiefseestation hinunterbringen.
    Nachdem er das Tauchboot verlassen hatte, atmete Ferdinand tief ein. Die Luft schmeckte schal, aber dagegen konnte man nichts unternehmen. Keine Klimaanlage der Welt könnte sie frischer machen.
    Er winkte dem Piloten ein Dankeschön zu, ging zur Tür und löste die drei Riegel. Auf der anderen Seite fand er John Conrad vor, der ein breites, selbstzufriedenes Grinsen auf dem Gesicht hatte.
    »Wir sind angekommen«, sagte sein Freund und Kollege. »Wir sind auf dem gottverdammten Grund des Ozeans.«
    Lächelnd schlug ihm Ferdinand auf die Schulter. »Wie wär’s dann mit einer Besichtigung?«, fragte er – nicht, dass er eine nötig gehabt hätte. Die Basis Neptune war auf der Grundlage seiner eigenen Pläne entworfen worden. Er kannte jeden Zentimeter, jeden Stromkreis, jeden Schalter.
    John nahm ihm die Tasche ab und legte sie sich über die Schulter.

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