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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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einen kleinen Willkommensgruß vorbereiten.«
    16.34 Uhr
Pohnpei, Stadtgebiet Madolenihmw
    Hinter Jacks Stirn pochte noch immer ein heftiger Schmerz. Und die holperige Fahrt über die Dschungelpiste in einem alten, verrosteten Cherokee-Jeep war da nicht gerade hilfreich. Karen saß am Steuer und suchte mit zusammengekniffenen Augen hinter der verschmierten Frontscheibe nach Orientierungspunkten.
    »Weißt du auch ganz bestimmt, was du tust?«, fragte Miyuki von der Rückbank aus. Ein besonders tiefes Schlagloch ließ die kleine Frau bis zum Dach hüpfen. Sie beschimpfte Karen in ihrer Muttersprache.
    »Ist schon richtiger Weg«, bemerkte Mwahu, der ebenfalls hinten saß. »Brücke zur Insel Temwen nicht weit.«
    »Also bist du schon in Nan Madol gewesen?«, fragte Karen im Versuch, weitere Informationen aus dem Mann herauszukitzeln.
    »Heiliger Ort. Ich besichtige mit Vater drei Mal.«
    Karen warf Jack einen Blick zu, wie um die zufällige Übereinstimmung zu unterstreichen.
    Jack rieb sich die Schläfen, um die Kopfschmerzen wegzumassieren. Nach der Landung hatte er endlich etwas Schlaf gefunden, aber der Schmerz, den er in den letzten vierundzwanzig Stunden erlitten hatte, ließ sich durch ein kurzes Nickerchen nicht lindern.
    Unterdessen hatte Karen einen Wagen gemietet und sich um ein Boot gekümmert, mit dem sie die Ruinen von Nan Madol erkunden wollten. Da die beste Zeit für ein solches Unternehmen die Flut war, waren sie am späten Nachmittag los, wenn Boote die metertiefen Kanäle durchfahren konnten. Ansonsten hätte es, bei Ebbe, bedeutet, die Ruinen in knietiefem Wasser und Schlamm zu durchwaten.
    Jack räusperte sich und versuchte, sich irgendwie von dem Pochen im Schädel abzulenken. »Karen, du hast mir nie die ganze Geschichte von Nan Madol erzählt. Was ist so besonders an diesem Ort?«
    »Viele Erzählungen und Mythen ranken sich um diese Insel«, erwiderte sie, »aber die Geschichte vom Ursprung Nan Madols ist die bezauberndste. Den Mythen zufolge sind zwei Halbgötter, Olhosihpa und Olhosohpa, in einem großen Schiff aus einem verschollenen Land dorthin gekommen. Mithilfe magischer Kräfte haben sie die gigantischen Basaltbrocken über die Insel transportiert und den Einheimischen beim Bau der Kanalstadt geholfen. Einige behaupten, die Steinbrocken seien durch die Luft geschwebt.«
    Jack schüttelte den Kopf. »Ja, bestimmt.«
    Karen zuckte die Schultern. »Natürlich – wer kennt schon die genaue Wahrheit? Aber Rätsel bleiben. Einige dieser Steine wiegen bis zu fünfzig Tonnen. Der gesamte Komplex von Nan Madol ist aus zweihundertfünfzig Millionen Tonnen kristallisiertem Basalt zusammengesetzt. Wie ist das alles dahin gekommen?«
    Jack hob die Schultern. »Auf großen Flößen. Bambus ist ein großartiges Baumaterial, und davon gibt’s jede Menge auf der Insel.« Er nickte zum Regenwald draußen hinüber.
    Jetzt schüttelte Karen den Kopf. »1995 haben Forscher versucht, einen eine Tonne schweren Basaltbrocken auf jedem nur erdenklichen Floß zu transportieren. Vergebens. Sie konnten äußerstenfalls einen Stein von ein paar hundert Kilo von der Stelle bekommen. Wie haben also diese einfachen Einheimischen Felsbrocken bewegt, die fünfzig Tonnen wogen? Und sobald sie mal hier waren, wie haben sie die angehoben und in zehn Metern Höhe aufgesetzt?«
    Jack zog die Brauen zusammen. So ungern er es zugeben wollte – diese Frage war faszinierend. Wie hatten sie das bewerkstelligen können?
    »Ich habe keine Ahnung, wie die wahre Antwort lautet«, fuhr Karen fort, »aber ich finde den Mythos von den Halbgöttern interessant. Noch eine Geschichte eines Volks mit magischen Fähigkeiten, das von einem verschollenen Kontinent stammt.«
    Jack setzte sich wieder in seinen Sitz zurück. »Wie alt sind diese Ruinen also?«
    »Hmm … darüber ist man gleichfalls äußerst unterschiedlicher Ansicht. Neunhundert Jahre lautet die gegenwärtige Schätzung, basierend auf Karbondatierung von Feuerstellen, die die Smithsonian Institution in den Sechzigerjahren durchgeführt hat. Aber andere halten sie für wesentlich älter.«
    »Warum?«
    »Die Karbondatierung der Feuerstellen beweist lediglich, dass die Ruinen zu dieser Zeit bewohnt waren, nicht, dass sie damals errichtet wurden. Anfang der Siebzigerjahre hat ein Archäologe aus Honolulu mithilfe neuer Techniken ein Datum errechnet, das über zweitausend Jahre zurückreicht.« Karen zuckte die Achseln. »Was lässt sich also mit Sicherheit behaupten?«
    Miyuki

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