Im Dreieck des Drachen
ausgesetzt. »Zu riskant.«
Karen schnappte sich ihren Rucksack und zog den Reißverschluss einer Seitentasche auf. »Ich habe eine Idee.« Sie holte eine Packung Kaugummi hervor.
»Toll«, meinte Jack. »Gerade eben erst habe ich mir ernsthafte Sorgen um meine Mundhygiene gemacht.«
Sie grinste ihn höhnisch an. »Leg den Kristall hin.« Als Jack ihr gehorchte, drehte sie den Stern um, holte ein Stück Kaugummi aus der Verpackung, warf es sich in den Mund, kaute ein paar Sekunden lang und klebte die Masse dann auf die Rückseite des Kristalls.
»Was tust du …«
Sie nickte zum Deckel hinüber, und Jack verstand. »Ich helf dir.« Er schnappte sich ein paar Kaugummis und kaute heftig darauf.
Miyuki starrte sie an, als wären sie völlig übergeschnappt.
Jack schmierte ein Stück klebriges Kaugummi auf die Unterseite des Kristalls und hielt ihn dann hoch.
Karen musterte den Stern. »Das sollte genügen.«
»Muss ich den Stern genau an dieselbe Stelle zurücksetzen?«, fragte er.
»Weiß ich nicht. Achte nur darauf, dass er dem Sonnenlicht ausgesetzt ist.«
Jack nahm den Kristallstern, hielt die klebrige Seite nach oben, holte tief Luft und knallte den Kristall auf die nächstgelegene Kante des Steindeckels. Er drückte ihn fest und drehte ihn, damit das Kaugummi auch haftete. Da ertönte erneut Gewehrfeuer, und Kugeln prallten Funken schlagend vom Stein ab. Er riss die Hand zurück, musterte sie und hielt sie dann Karen entgegen. »Sieh mal, Mutti, keine Löcher.«
»Sehr Komisch. Probier mal den Deckel!«
Aus der geschützten Position hinter dem Sarg streckte Jack die Hand nach der Unterseite der Kante aus, die ein wenig überstand, und drückte dagegen. Fels kratzte auf Fels, und der Deckel hob sich um zwei Zentimeter. »Leicht wie eine Feder.«
»Dann machen wir mal, dass wir Land gewinnen.«
Jack ließ den Deckel zu ihrer Seite des Sarkophags gleiten, stand auf, kippte ihn und hielt ihn wie ein steinernes Schild zwischen sich und die Heckenschützen. Kugeln prallten vom Stein ab.
»Uff!« Jack spürte die Einschläge bis zu den Schultern hinauf, aber der Schild hielt stand. Er wich zurück und zog ihn mit, sodass sich die anderen dahinter versteckt halten konnten. »Na gut, Zeit zu verduften.«
Langsam ging er rückwärts. Nur seine Finger waren zu sehen. Er betete darum, dass die Gewehrschützen nicht gut genug wären, ihm einen wegzuschießen.
»Halte den Kristall ins Licht!«, drängte ihn Karen. »Wir sind fast da.«
Nach wie vor prallten Kugeln so heftig gegen den steinernen Deckel, dass er Jack allmählich aus den Händen glitt.
»Fast …«, sagte Karen.
Jack trat in den Schatten. Noch ein Schritt, und plötzlich war der Stein wieder so schwer wie zuvor. Da er darauf überhaupt nicht vorbereitet war, konnte er ihn nicht mehr halten. »Zurück!«, schrie er, als der Deckel auf ihn zukippte.
Jemand packte ihn von hinten beim Gürtel und riss ihn zurück. Er stolperte und fiel hart auf seine Kehrseite. Krachend stürzte der Deckel zu Boden und verfehlte seine Zehen nur um Haaresbreite. Mühsam ging Jack in die Hocke. Karen war auf die Knie gefallen. Sie stand wieder auf, wobei sie sich die Hände abstaubte.
»Danke«, sagte er.
»Schnapp dir den Kristall.« Sie winkte zu dem zersprungenen Deckel hinüber.
Jack packte den Stern, zog ihn vom Basalt und reichte ihn an Karen weiter, die ihn in ihren Rucksack schob. Das Gewehrfeuer bestrich weiterhin den Eingang zur Halle, doch die Gruppe war so weit den Gang hinunter, dass sie sich nicht mehr unmittelbar in der Schusslinie befand. »In Bewegung bleiben! Wir haben nur eine kurze Atempause!«
»Hier entlang«, zischte Mwahu, der schon weiter den Tunnel entlanggelaufen war. »Beeilung! Da kommt jemand.«
Jack und Karen rannten zu den anderen beiden hinüber, die bereits den Rand der höhlenartigen mittleren Kammer erreicht hatten. Auf der anderen Seite des Raums entdeckte Jack einen Lichtstrahl, der von der gegenüberliegenden Halle hereinfiel. Der Weg zum Ausgang war versperrt.
»Hier«, flüsterte Mwahu.
In dem tiefen Dämmerlicht schob sich die Gruppe dicht an der linken Mauer entlang. Jack griff nach hinten und nahm Miyuki bei der Hand. Die Finger der Professorin zitterten, und er drückte sie beruhigend. Gemeinsam folgten sie Mwahu zu einer Ecke der großen Kammer. Inzwischen ertönten gedämpfte Stimmen aus der gegenüberliegenden Halle. Sie verstanden keine Worte, doch dem ärgerlichen Tonfall nach zu schließen, hatten die
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