Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
der Tunnel blähte sich hier auf. Die Decke wurde zu einer Kuppel, die ebenso glasartig und glatt wie der Gang selbst war. Wenn dies eine Lavaröhre war, dann hatte sich an dieser Stelle einst eine Blase gebildet.
    Karen leuchtete mit ihrer Taschenlampe herum. In die Felsdecke waren glitzernde Quarzteilchen eingebettet. Zunächst hielt sie es für ein zufälliges Muster, dann legte sie den Kopf in den Nacken und drehte sich einmal im Kreis. »Das ist eine Sternenkarte. Sieh mal, da drüben ist der Orion.«
    Miyuki schien weniger beeindruckt zu sein. Sie warf einen Blick über die Schulter zurück, als hinter ihnen erneut ein Schlaggeräusch durch den Gang schallte. »Wir sollten weiter.«
    Karen senkte die Lampe. Ihre Freundin hatte recht, aber ihre Beine waren wie angewurzelt. Auf den Inseln des Südpazifiks war noch nie so etwas entdeckt worden. Wer hatte das hier erbaut? Der Schein ihrer Lampe, die sie jetzt nach vorn gerichtet hielt, blieb auf einem hüfthohen Wandabschnitt hängen. Ein heftiges Funkeln zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie kniff die Augen zusammen. In die glatte Mauer war eine kleine Nische gegraben worden. Ein winziger Raum. Etwas darin reflektierte das Licht ihrer Lampe. Sie ging darauf zu.
    Miyuki wollte etwas sagen, doch Karen hinderte sie mit einer erhobenen Hand daran. Sie beugte sich vor und spähte in die winzige Nische. Ein handtellergroßer Kristallstern ruhte darin. Fünf Spitzen glitzerten hell. Es sah aus, als wäre in seinem Innern ein Regenbogen explodiert. Als sie die Lampe weiterbewegte, fielen ihr tiefe Kratzer auf der Mauer in der Nähe auf, die ihr zunächst entgangen waren. Sie trat einen Schritt zurück und ließ den Lichtstrahl über die geschwungene Mauer laufen.
    »Meine Güte!«
    Reihen kleiner Symbole waren systematisch in den Stein geschnitten worden. Drei Reihen. Eine archaische Schrift, daran bestand kein Zweifel.
    Sie beugte sich näher heran und berührte das erste Symbol mit einem Finger. Die Skizzen waren tief und präzise eingraviert worden, wie mit einem Werkzeug mit Diamantspitze. Die Symbole als solche waren jedoch trotz aller Präzision ziemlich primitiv. Grobe Hieroglyphen. Seltsam verzerrte Bilder von Tieren und Menschen in verschiedenen Formen und Posen:

    Karen legte den Kopf zur Seite und bewegte die Lampe. Die Reihen setzten sich auf Hüfthöhe über die ganze Tunnelblase hinweg fort.
    Während ihr Atem sich beschleunigte, wandte sie sich an ihre Freundin. »Ich brauche eine Aufnahme hiervon!«
    »Was?« Ihre Freundin sah sie an, als wäre sie nicht ganz bei Trost.
    Karen richtete sich auf und streckte die Hand nach Miyukis Tasche aus. »Mach ein Video davon. Speichere es. Das hier darf einfach nicht verloren gehen.«
    Miyuki sah finster drein. »Was denkst du dir eigentlich? Wir müssen hier raus!«
    »Die Plünderer könnten das hier womöglich zerstören. Oder alles versinkt wieder.«
    »Ich mach mir mehr Sorgen, dass alles zusammen mit uns absäuft.«
    Karen sah sie flehend an.
    Schließlich seufzte Miyuki, reichte ihrer Freundin die Tasche zum Festhalten und wühlte darin nach ihrer winzigen Digitalkamera. Daraufhin gab sie Karen ihre eigene, größere Taschenlampe. »Ich brauche jede Menge Licht. Folg mir, während ich die Aufnahmen mache.« Langsam schritt sie durch die Kammer, immer auf der Spur der uralten Inschrift, bis sie einmal vollständig im Kreis herumgekommen war.
    Unterwegs wurde Karen etwas klar. »Es sind nicht drei Reihen«, murmelte sie. »Es ist eine fortlaufende Reihe – sie beginnt am Kristallstern und windet sich um den Raum wie die Rille auf einer Schallplatte.«
    »Oder eine zusammengerollte Schlange«, meinte Miyuki und senkte die Kamera, nachdem sie die Aufnahme beendet hatte. Sie wollte sie wegstecken. »Zufrieden?«
    Karen reichte Miyuki die große Taschenlampe. »Könntest du noch ein paar Aufnahmen von der Sternenkarte an der Decke machen?«
    Stirnrunzelnd nahm Miyuki die Lampe entgegen.
    Karen legte sich die Tasche mit der Ausrüstung über die Schulter und wandte sich ab. »Ich werde den Kristall mitnehmen. Die Plünderer dürfen ihn einfach nicht bekommen« Sie ging zu der Nische, packte den Stern und versuchte, ihn anzuheben, jedoch vergebens. Vorsichtig zupfte sie daran, aber er rührte sich nicht. »Verdammt noch mal! Der ist da einzementiert.«
    Nachdem Miyuki die Aufnahmen gemacht hatte, ging sie zu Karen hinüber. »Dann lass ihn liegen.« Sie spähte den Tunnel hinab. Das Grabgeräusch hatte vor ein paar

Weitere Kostenlose Bücher