Im Dreieck des Drachen
Minuten aufgehört. »Mir gefällt diese Stille nicht. Vielleicht sind sie durch.«
Karen zog die Brauen zusammen. Sie wollte den Kristallstern nicht zurücklassen. »Leuchte mal hier rein, damit ich sehe, was ich tue.«
Miyuki trat näher und leuchtete in die Nische. Erneut blitzte der Stern in allen Regenbogenfarben. »Wunderschön«, räumte sie mit unterdrückter Begeisterung ein.
Erneut schloss Karen die Hand um den Stern und zog. Diesmal löste er sich sofort. Da sie nicht damit gerechnet hatte, stolperte sie und fiel in Miyuki hinein. Die Taschenlampe ihrer Freundin flog davon und fiel laut klatschend ins Wasser.
Miyuki beugte sich herab, um sie wieder herauszuholen. »Hoffentlich bist du fertig«, sagte sie, während sie im Meerwasser herumfischte. »Zum Glück ist die Lampe wasserdicht.«
Karen drückte sich den Stern an den Bauch. Er war schwer wie eine Bowlingkugel. Sie musste ihn mit beiden Händen festhalten. Er war nicht in der Nische einzementiert gewesen, sie hatte einfach nur nicht erwartet, dass er so schwer sein würde. »Das Ding wiegt eine Tonne«, meinte sie, hob ihn hoch und ließ ihn in eine Seitentasche fallen. Die Tasche zerrte jetzt heftig an ihrer Schulter. »Okay. Setzen wir uns in Bewegung.«
»Wir sollten uns beeilen. Mir gefällt nicht, wie ruhig …«
Die Explosion traf sie völlig unvorbereitet. Die beiden Frauen wurden auf die Knie geschleudert, als der Tunnel erbebte. Das Getöse war ohrenbetäubend.
Darauf bedacht, die Tasche über Wasser zu halten, fuhr Karen herum und tastete nach ihrer Pistole. Miyuki richtete ihre Lampe in den Tunnel hinein. Von der anderen Seite wälzte sich ihnen eine Rauchwolke entgegen.
»Dynamit«, sagte Karen. »Sie haben wohl die Geduld verloren, als es mit der Spitzhacke nicht funktioniert hat.«
Nachdem das Dröhnen abgeebbt war, drang ein leises Ächzen durch den Tunnel. Das Tröpfeln wurde zu einem tiefen Gurgeln. Wenige Meter entfernt spritzte heftig ein dicker Strahl Meerwasser hervor. Etwas näher öffnete sich ein Spalt in der Decke und durchnässte sie bis auf die Haut.
»Er bricht auseinander!«, schrie Miyuki entsetzt.
Überall im Gang sprudelte weiteres Wasser heraus. Felsbrocken fielen klatschend herab.
»Lauf!«, rief Karen. Das Wasser reichte ihr bereits bis zur Hüfte.
Sie rannte voraus bis zum nächsten Tunnel. Miyuki kämpfte sich hinter ihr durch die anschwellende Flut. »Wohin?«
Darauf wusste Karen keine Antwort. Zuerst Feuer – nun Wasser. Wenn sie nicht vor Entsetzen fast wie gelähmt gewesen wäre, hätte sie die Ironie der Sache wohl zu würdigen gewusst. Der dunkle Gang vor ihnen erstreckte sich viel weiter in die Ferne, als das Licht ihrer Taschenlampen reichte … und füllte sich rasch mit eiskaltem Meerwasser.
8
ENDSPIEL
26. Juli, 15.45 Uhr
Nordwestlich des Enewak-Atolls,
Zentralpazifisches Becken
IN SEINEN ÜBLICHEN roten Bermudas und dem weißen Bademantel lag Jack in einem Liegestuhl auf dem vorderen Deck seines Schiffs und entspannte sich. Sein Haar war nach der langen Dusche immer noch feucht, aber der Spätnachmittag war nach wie vor warm. Es tat gut, sich in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne zu aalen. Sein Hund Elvis lag neben ihm.
Auf der anderen Seite des Decks spiegelte sich das Sonnenlicht auf der Titanhülle der schlanken Nautilus 2000. Robert arbeitete unter dem Tauchboot und inspizierte jeden Quadratzentimeter, während Lisa im Innern das Gleiche tat. Bislang hatte es dem gewaltigen Druck offenbar problemlos standgehalten. Die einzige Sorge bereitete ihnen die Funkstörung. Lisa hatte den Computer und das Funksystem überprüft und versucht, den bösen Geist zu finden, der den Schaden verursacht hatte, allerdings bislang erfolglos.
»Was macht dein Kinn?«
Jack wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Gefährten zu. Admiral Mark Houston lag neben ihm in einem Liegestuhl und rauchte eine dicke Zigarre aus Jacks kostbaren Vorräten. Mit der anderen Hand kraulte er Elvis hinter dem Ohr, wofür sich dieser mit einem gemächlichen Schwanzwedeln bedankte.
»Hab’s schon schlimmer erlebt.« Jack rieb sich das Kinn, in dem er noch immer einen dumpfen Schmerz verspürte.
Houston hielt sich die Zigarre vor die Augen und musterte sie entzückt. »Kubanischer Tabak … Ich breche so viele Gesetze …«
»Aber es ist die Sache wert, oder?«
Houston setzte die Zigarre wieder an die Lippen und machte einen tiefen Zug. »O ja.« Während er den Rauch ausstieß, kniff er anerkennend die
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