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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Rettungsanker. Sie schob die Waffe ins Holster und warf sich den Lederriemen über die Schulter. »Los!«
    Sie sprang vom Altar herab, und Miyuki folgte ihr. Gleich nachdem die zierliche Frau den steinernen Tisch verlassen hatte, hörten sie über sich das Knirschen eines Getriebes. Der Altarstein und seine Plattform stiegen auf einer Basaltsäule hoch und rasteten wieder an ihrem ursprünglichen Platz ein.
    »Druckempfindlich«, meinte Karen. Sie verspürte Ehrfurcht beim Gedanken an den ausgeklügelten Mechanismus und zugleich Erstaunen, dass er nach den Jahrhunderten unter Wasser immer noch funktionierte.
    Ein düsterer Glanz legte sich über sie. Aus der Ferne war das Tröpfeln von Wasser zu hören. Miyuki leuchtete mit der Taschenlampe nach vorn. Auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck der Entschlossenheit. »Du zuerst.«
    Karen nickte und ging voran. Die Treppe war schmal, aber die Decke hoch genug, dass sie aufrecht gehen konnten. Beim Abstieg wurde das Tröpfeln immer lauter. Karen verbreiterte den Lichtkegel ihrer Lampe und ließ einen Finger über die feuchte Mauer laufen. »Die Steinblöcke passen perfekt aufeinander. Ich spüre kaum die Fugen.«
    Miyuki gab einen unverbindlichen Laut von sich. Sie sah sich immer wieder über die Schulter um, während sie die Stufen hinabstiegen. »Meinst du, sie verfolgen uns?«
    Karen richtete ihre Lampe wieder nach vorn. »Ich … ich weiß es nicht. Aber falls ja, sollten wir lieber so weit wie möglich von hier weg sein.«
    Mehrere Stufen lang schwieg Miyuki und atmete nur angestrengt. Schließlich stellte sie die Frage, die auch Karen auf der Seele brannte: »Wohin führt die uns hier, was meinst du?«
    »Vermutlich zu einer königlichen Begräbniskammer. Aber sicher bin ich mir nicht. Dieser Gang ist verdammt steil. Wir müssen uns inzwischen der Basis der Pyramiden genähert haben.«
    Wie um ihre Theorie zu beweisen, endete die Treppe an einem Tunnel, der schnurgerade zu sein schien. Ein langer Weg. Karens Lampe fand kein Ende. Vermutlich ging er sogar über die Pyramide hinaus.
    Stirnrunzelnd stieg sie die letzte Stufe hinab. Der Gang vor ihnen war teilweise überflutet, stellenweise einen halben Meter. Im Strahl ihrer Taschenlampe sah Karen Wasser aus Spalten in der Decke herabtröpfeln. »Wir müssen unterhalb der Pyramide sein … unterhalb des Meeresspiegels«, brummte sie. »Sieh dir mal die Mauern hier an! Das sind keine geschnittenen Steinblöcke, das ist solider Fels. Es muss Jahrhunderte gedauert haben, diesen Gang herauszuschneiden.«
    Miyuki beugte sich zu ihr herüber. »Vielleicht auch nicht. Es könnte ebenso gut eine Lavaröhre sein. Japan ist davon durchlöchert.«
    »Hmm … vielleicht.«
    Miyuki starrte das herabtröpfelnde Wasser an. »Ich weiß nicht so recht. Können wir nicht einfach abwarten …«
    Ein Klirren, das die Stufen herabtönte, schnitt ihr das Wort ab. Metall auf Fels. Die beiden Frauen sahen einander an.
    »Sie wollen sich einen Weg hereingraben«, meinte Karen.
    Miyuki stieß sie auf den überfluteten Gang zu. »Weiter!«
    Karen ging los, wobei das Wasser spritzte, und keuchte auf, als die Kälte ihre Fußknöchel umklammerte. Der scharfe Geruch nach Salz lag in der abgestandenen Luft. Miyuki folgte, die Tasche mit der Ausrüstung fest an den Körper gepresst. Weiter ging es laut platschend den langen Tunnel entlang. Das Geräusch schallte den Gang hinauf und hinunter, was die beiden ziemlich nervös machte.
    Auch hier ließ Karen die Finger über die Mauern laufen. Immer noch waren sie glatt, fast glasartig. Zu glatt, um von primitivem Werkzeug ausgehauen worden zu sein. Anscheinend doch ein natürlicher Gang, wie Miyuki gemeint hatte. Sie klopfte mit dem Fingerknöchel dagegen.
    »Nicht!«, schrie Miyuki sie an.
    Überrascht ließ Karen die Hand sinken.
    »Willst du uns ertränken?«
    »Dieser Gang liegt seit Äonen hier unten.«
    »Klopf trotzdem lieber nicht an die Wände. Du weißt nicht, wie brüchig sie nach dem Beben geworden sind.«
    »Na gut«, meinte Karen. »Ich rühre sie nicht an.« Sie konzentrierte sich wieder auf den Gang vor ihr, der anscheinend breiter wurde, und beschleunigte ihren Schritt. Ob er bald endete? Sie betete um einen weiteren Ausgang. Das regelmäßige Klirren von Metall auf Stein tönte weiterhin durch den Gang. Ihre Verfolger gaben nicht auf.
    Das Wasser reichte Karen inzwischen bis an die Knie. Dann blieb sie auf einmal stehen und schaute sich mit offenem Mund um. Der Gang führte zwar weiter, doch

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